Die Wucht des gesprochenen Wortes
05:39 Minuten
Ab sofort kann man per Twitter auch Sprachnachrichten senden - vorerst nur mit Apple-Geräten. Anhören geht aber plattformübergreifend. Martin Fehrensen vom Social Media Watchblog begrüßt die Neuerung.
Twitter hat die Möglichkeit eingeführt, Audio-Tweets zu verschicken. Vorerst gilt das nur für Apples iOS-Geräte. Allerdings können auch Benutzer anderer Betriebssysteme die Nachrichten abhören. Sie dürfen eine Länge von bis zu 140 Sekunden haben. Längere Nachrichten werden automatisch in einen Thread verwandelt, der aus bis zu 25 einzelnen Sprachnachrichten-Tweets bestehen kann.
Die Neuerung findet nicht überall Zustimmung. Martin Fehrensen vom Social Media Watchblog begrüßt sie, erkennt aber auch mögliche Probleme darin. Für die Einführung sieht er verschiedene Gründe: Im Vergleich zu den Messengerdiensten, bei denen Sprachnachrichten etabliert seien, gebe es das bei Social Media in dieser Form nicht.
Pioniergeist und Werbeplätze
"Twitter beweist hier Pioniermut. Das hat auch damit zu tun, dass Audio momentan total boomt. Es gibt viele Geräte, die mit Sprache bedient werden, Podcasts boomen, und Twitter braucht zudem neue, spannende Formate, um Werbeplätze zu verkaufen. Und Audio ist da noch nicht belegt", so Fehrensen.
Er hoffe, dass im Zuge dessen auch Audio-Memes oder andere künstlerische Produkte entstehen. "Bei vielen Neuerungen oder neuen Features haben wir immer auch neue Künstler gesehen, die mutig voranschreiten und das Format gewinnbringend für sich einzusetzen wissen. Ich freue mich darüber, dass Audio zunehmend auch bei Social Media eine größere Rolle spielt."
Spannendes Experiment mit Emotionalisierungen
Man dürfe aber nicht vergessen, dass Twitter ein "rauhes Pflaster" sei. Es gebe viele ehrenwerte Organisationen, die versuchten Menschen zu informieren, aber auch viel Gemotze, Geraune und Hass.
"Wenn man sich Menschen vorstellt, die sich dort sehr, sehr stark zu Wort melden und vielleicht auch andere Leute zu diskreditieren versuchen, dann hat eine Sprachnachricht noch mal eine ganz andere Wucht, weil sie vielleicht mehr unter die Haut geht. Da kann Twitter sich dann nicht aus der Affäre ziehen, weil das ist genau das, was auch bezweckt ist. Sie wollen ja durch die Einführung dieser Sprachnachricht mehr Emotionen wecken. Und das ist zumindest mal ein spannendes Experiment."
Außerdem gebe es die Chance, Gedanken etwas ausführlicher darzulegen, denn eine Sprachnachricht könne über heraushörbare Emotionen einen anderen Subtext liefern. Gerade weil Twitter so ein "rauhes Pflaster" sei, begrüße er neue Wege, sich emotional mitzuteilen, sagt Fehrensen.
(rja)