Twitter sperrt chinesische Accounts

Staatspropaganda unerwünscht

05:27 Minuten
Demonstrantenzug in Hongkong mit Regenschirmen.
Social Media spielen bei den Demonstrationen in Hongkong eine große Rolle: Nun wurden Accounts gesperrt, die aus Sicht der Unternehmen Fakenews aus China verbreiten. © picture alliance/Gregor Fischer/dpa
Steffen Wurzel im Gespräch mit Gesa Ufer |
Audio herunterladen
Der Kurznachrichtendienst Twitter hat Tausende Konten gesperrt, weil diese chinesische Propaganda im Bezug auf die Demonstrationen in Hongkong verbreitet hätten. "Die Nachricht ist heute ziemlich eingeschlagen", sagt China-Korrespondent Steffen Wurzel.
Rund 900 Accounts hat Twitter gelöscht, 200.000 gesperrt. Auch Facebook lies einige Seiten sperren. Begründung: Diese Accounts würden chinesische Propaganda verbreiten.
Gesperrt wurden zum einen Profile, die offensichtlich falsche Inhalte verbreiteten, erklärt China-Korrespondent Steffen Wurzel: "Ich hab zum Beispiel vor einigen Tagen ein Video gesehen, das verbreitet wurde. Es ging um eine Frau, die wurde schwer verletzt, weil ein Polizist ihr aus kurzer Distanz mit einem Gummigeschoss ins Gesicht geschossen hat. Diese Frau wird für immer auf einem Auge blind sein. Und dieses Fake-Video erweckte den Eindruck, dass eigentlich ein anderer Demonstrant diese Frau verletzt habe. Also klassische Fakenews."

Chinesisches Weltbild soll verbreitet werden

Aber auch Accounts, die verbreiteten, dass die Demonstranten und Demonstrantinnen in Hongkong ausschließlich Terroristen und Krawallmacher seien, seien gesperrt wurden. "Ich kann nicht genau nachvollziehen, was genau Twitter gesperrt hat", sagt Wurzel. "Interessant fand ich eine Geschichte, in der die Rede davon war, dass es teilweise Accounts sind, die schon seit vielen Jahren aktiv sind, wo es jetzt Twitter zu bunt wurde."
In Festland-China sind Facebook, Twitter und andere Social-Media-Dienste ohnehin gesperrt. "Die Trolle richten sich komplett aufs Ausland", erklärt Wurzel entsprechend. Ziel sei es das chinesische Narrativ in der Welt zu verbreiten.
Glücklich ist die chinesische Regierung wohl nicht über die Sperrung der Konten, sie äußerte sich aber sehr zurückhaltend auf einer Pressekonferenz des Außenministeriums. Dort hieß es unter anderem, dass die weltweite Leserschaft sehr wohl selber entscheiden könne, was richtig und was falsch sei, berichtet Wurzel.

Werbeverbot für Staatsmedien

"Was die chinesischen Staatsmedien noch mehr trifft, ist die Tatsache, dass Twitter angekündigt hat, dass staatlich gelenkte Medien aus nicht-demokratischen Staaten künftig keine Werbung mehr schalten dürfen auf Twitter", so Wurzel.
In Hongkong dagegen wurde positiv auf die Sperrung der Accounts reagiert: "Die Nachricht ist heute ziemlich eingeschlagen", berichtet Wurzel. "Viele Aktivisten in Hongkong und auch in Taiwan, wo das ein großes Thema ist, haben heute gejubelt."
(nho)
Mehr zum Thema