Typex: "Rembrandt"

Arbeitswütig im Atelier

05:30 Minuten
Cover der Graphic Novel "Rembrandt" von Typex vor einem orangenen Aquarellhintergrund.
In der Graphic Novel "Rembrandt" tauchen auch viele viele berühmte Werke des großen Künstlers Rembrandt auf. © Carlsen Verlag / Deutschlandradio
Von Eva Hepper |
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Der holländische Illustrator Typex erzählt in einer Graphic Novel aus dem Leben seines Landsmanns Rembrandt van Rijn. In Schwarz-Weiß-Zeichnungen und grellbunten Comicstrips zeigt er ihn starrköpfig wie liebevoll - und gibt auch Kennern Rätsel auf.
Der erste große Auftritt in dieser famosen Graphic Novel gehört einem Elefanten. Eingepfercht in den Laderaum eines Schiffs, eine dicke Kette am Bein, versucht er sich über viele Seiten und Bilder hinweg loszureißen. Sein in düsteren Bleistift-Zeichnungen dargestellter Kampf mündet schließlich in ein doppelseitiges Farbpanorama, das ihn an einem Kran hängend bei der Verladung im Hafen von Amsterdam zeigt. Eine staunende Menschenmenge steht am Kai, unter ihnen ein Mann mit einem Skizzenblock. Es ist Rembrandt van Rijn.
So eigen und so originell beginnt Typex, alias Raymond Koot, seine gezeichnete Biografie über den bedeutendsten Künstler des Barock. Ganz ohne Worte und auch ohne weitere Erklärung springt der Illustrator mitten hinein in eine Episode aus dessen Leben. 1637/38 hatte Rembrandt die asiatische Elefantenkuh "Hansken", die damals quer durch Europa tourte, gezeichnet; das vielleicht schönste Blatt hängt heute im Londoner British Museum. Wie begeistert die Zeitgenossen angesichts dieses exotischen Tiers gewesen sein mussten, und welche Faszination es auf den großen Künstler ausübte, zeigt Typex eindrucksvoll.

Viele berühmte Werke tauchen auf

In elf Kapiteln erzählt der holländische Illustrator, der 2018 mit einer Graphic Novel über Andy Warhol Erfolge feierte, wichtige Stationen aus Rembrandts Leben. Jedes ist mit einem Namen überschrieben und rückt eine wichtige Person - oder eben auch ein Tier - ins Licht: Jan etwa, den Malerkollegen, mit dem der junge Rembrandt 1625 seine erste Werkstatt in Leiden gründete. Oder Saskia, seine Ehefrau seit 1636, die bald nach der Geburt des Sohnes Titus verstarb, und deren Tod den Künstler in eine tiefe Krise stürzte. Auch Geertje und Hendrickje, den Haushälterinnen und schließlich Partnerinnen des 1606 in Leiden geborenen und 1669 verarmt in Amsterdam verstorbenen Malers, sind eigene Kapitel gewidmet, ebenso wie seinen Kindern.
Typex bekommt seinen Protagonisten damit sowohl als Künstler wie auch als Menschen in den Blick. Er zeigt ihn im Atelier – viele berühmte Werke tauchen hier auf – er beschreibt, wie seine Bilder auf Zeitgenossen wirkten ("unappetitlich"), wie starrköpfig und eigenwillig der Maler vorging, und dass er trotz seiner immensen Arbeitswut, seiner Streitsucht und Arroganz ein liebevoller Ehemann war. Und auch die Bedeutung der Frauen für sein Œuvre wird deutlich.

Strecken ohne Text und hohes Lesevergnügen

All das setzt der Illustrator variantenreich in Szene. Schwarz-Weiß-Zeichnungen wechseln mit sepiafarbenen Bildern und grellbunten Comicstrips; Detailansichten gehen über in große Panoramen, und auch die Panelstruktur bricht Typex immer wieder auf. Und weil er auf die Kraft seiner Bilder vertraut, gibt es neben Seiten mit Sprechblasen auch Strecken ohne Text. Das allerdings bedeutet, dass nicht jede Szene unmittelbar einzuordnen ist.
Als Einführung in Rembrandts Leben taugt das üppig ausgestattete Buch mit Goldschnitt daher nur bedingt. Selbst dem Kundigen sind hier noch Rätsel aufgegeben. Das Lesevergnügen wird dadurch aber nicht geringer, ganz im Gegenteil.

Typex: "Rembrandt"
Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf
Carlsen Verlag 2019
264 Seiten, 48 Euro

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