"Typisch deutsch?"

Ämter

Bürgeramt im Rathaus Schöneberg in Berlin
Bürgeramt im Rathaus Schöneberg in Berlin © dpa / picture alliance / Jens Kalaene
Von Matthias Baxmann |
Über Ämter und Beamte können wir Deutsche schon lange lamentieren, aber wie sehen das Menschen aus dem Ausland? Eine Amerikanerin findet, dass Klischee vom korrekten deutschen Beamten stimme nicht, während eine Rumänin froh ist, dass sie die Beamten nicht bestechen muss.
Die Amerikanerin
Deborah Cole aus den USA findet, dass das Klischee vom korrekten deutschen Beamten nur zum Teil stimmt:
"Die deutschen Beamten haben nämlich einen erstaunlich großen Spielraum. Bei der Beantragung meiner Aufenthaltsgenehmigung beispielsweise waren manche Dinge bei der einen Bearbeiterin okay, bei der anderen hingegen nicht. Da musste ich wieder und wieder andere Dokumente liefern."

Die Japanerin
Akiko Yamashita wundert sich darüber, dass man sehr lange braucht, einen Termin beim Amt zu bekommen:
"In Japan kann man zum Amt gehen, wann man Zeit hat. In Deutschland hat es sowohl beim Bürgeramt als auch bei der Ausländerbehörde sehr lange gedauert, bis ich überhaupt einen Termin bekommen habe. Und dann musste ich trotzdem noch warten. Als ich dran war, wurde ich allerdings viel freundlicher behandelt, als ich befürchtet hatte. Nur beim Postamt ist es nicht so schön. Wenn ich ein Paket bekomme, ist das eine kleine Tortur. In Japan ruft man einfach beim Postamt an, dann wird das Paket pünktlich auf die Sekunde geliefert."

Die Kolumbianerin
Patricia Salazar Figueroa aus Kolumbien fühlt sich manchmal abwertend behandelt auf dem Amt:
"Ich habe grundsätzlich gute Erfahrungen, nur mit der Ausländerbehörde nicht. Dort wurde ich als Bürger vierter oder fünfter Klasse behandelt. Die Bearbeiter geben sich keine Mühe, einen zu verstehen. Glücklicherweise ist der Vater meiner Tochter mitgekommen, als ich zum ersten Mal dorthin gegangen bin. Der konnte sich als Deutscher besser durchsetzen als ich. Sehr merkwürdig fand ich, dass ich mich nach einem Umzug ummelden musste. Innerhalb von zwei Wochen. Aber beim Bürgeramt bekam ich erst einen Termin drei Monate später."

Die Rumänin
Mălina Andronescu ist froh, dass man die deutschen Beamten nicht bestechen muss:
"Mit den deutschen Ämtern bin ich eigentlich recht zufrieden. Man muss zwar lange warten. Auch sind die Beamten manchmal etwas borniert und ungeduldig, aber am Ende klappt es wenigstens. Man erreicht, was man will, ohne dass man Bestechungsgelder zahlen muss, wie ich es aus Rumänien kenne. Als ich dort Anfang der nuller Jahre meinen Pass erneuert habe, sagten mir meine Bekannten, dass ich unbedingt Bestechungsgeld zahlen soll, damit ich nicht so lange darauf warten muss. Da habe ich geantwortet, ihr könnt euch doch nicht über die Korruption beschweren und dann selbst Bestechungsgeld zahlen! Ich habe schließlich nichts zusätzlich gezahlt. Irgendwann bekam ich meinen Pass trotzdem."

Unsere Serie "Typisch deutsch" wird vom 10.11.2016 an jeden Donnerstagnachmittag um 17.50 Uhr in der Sendung Studio 9 ausgestrahlt. Die Autoren Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt haben Korrespondenten aus rund 30 Ländern zu ihren Erfahrungen befragt. Dazu ist auch das Buch "Typisch deutsch" im Holiday Verlag erschienen.







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