Unsere Serie "Typisch deutsch" wird an jedem Donnerstag um 17.50 Uhr in der Sendung "Studio 9" ausgestrahlt. Die Autoren Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt haben Korrespondenten aus rund 30 Ländern zu ihren Erfahrungen befragt. Dazu ist auch das Buch "Typisch deutsch" im Holiday Verlag erschienen.
"Die Deutschen sind fitnessverrückt!"
Die rumänische Korrespondentin Mălina Andronescu findet, dass die Deutschen dem Fitnesswahn verfallen sind. "Diät und Fitness werden sehr entspannt gehandhabt", sagt dagegen Deborah Cole aus den USA. Sie ist überrascht, dass Franziska von Almsick im gleichen Studio trainiert wie sie selbst.
Mălina Andronescu (Rumänien):
Die Deutschen scheinen mir schon ziemlich stark dem Fitnesswahn verfallen. Irgendwie ist es auch verständlich, denn der moderne Lebensstil beinhaltet ansonsten so gut wie keine Bewegung. Ich habe mich übrigens auch anstecken lassen und gehe jetzt auch ins Fitnesscenter. Aber ich übertreibe es nicht. Dazu tendieren jedoch die Deutschen ein wenig, wie ich finde. Jetzt sind ja sogar diese Fitness-Apps im Umlauf, die jeden Schritt und jede Treppenstufe zählen, dazu noch den Puls messen und ein spezielles Fitnessprogramm entwickeln. Das finde ich dann schon etwas albern. Ich finde, man sollte sich da selbst nicht so unter Druck setzen. Schließlich lebt man nicht nur für die eigene Fitness!
Asbjorn Svarstad (Norwegen):
In meinen Augen sind die Deutschen fitnessverrückt! Alle Menschen, die ich hier in Deutschland kenne, verschwinden jede Woche mehrmals für viele Stunden zum Fitness oder fahren Kilometer um Kilometer mit dem Fahrrad oder rennen durch Parks. Ich sehe das, stelle das fest und halte mich fern von den Fitnesscentern und all dem Zeug, das damit zu tun hat. Eine hässliche Angewohnheit.
Deborah Cole (USA):
Wenn man in den Großstädten der USA mit jemandem spricht, kommt man unweigerlich sehr rasch auf die Themen: Diät und Fitness. Das ist geradezu eine Manie, die sehr unangenehm sein kann. Für mich ist das geradezu eine Quelle von Stress. In Deutschland dagegen werden diese Themen sehr entspannt gehandhabt. Ich wüsste gar nicht, wann ich mit Freunden oder Bekannten mal über Fitness und Ernährung gesprochen hätte. Das finde ich super.
Was mich total überrascht hat, war, dass in meinem Fitnessstudio auch Franziska von Almsick trainiert. Einfach so. Also in den Staaten gemeinsam mit – sagen wir – Serena Williams im Fitnessstudio zu sein, ist völlig unvorstellbar. Das finde ich richtig cool.
Patricia Salazar Figueroa (Kolumbien):
In Deutschland scheint es zwei Varianten zu geben. Hier sehe ich Leute, die sich möglichst überhaupt nicht bewegen, sich völlig gehen lassen und richtig fett werden. Dem gegenüber stehen Leute, die total verrückt sind nach Fitness und gesunder Ernährung und richtiger Körperhaltung. Ich finde beides zu extrem. Das ist für mich typisch: Die Deutschen übertreiben gerne, finde ich! Was mir bei den vielen Joggern auffällt, ist, dass sie immer alleine unterwegs sind. Das kenne ich aus Kolumbien nicht. Wenn man da Laufen geht, macht man das mit anderen zusammen. Ist doch viel lustiger! Man genießt es, das Gleiche zu tun. In Deutschland dagegen gibt es da nur Einzelkämpfer.