"Typisch deutsch?"

"Frühstück ist für die Deutschen geradezu heilig"

Mutter, Vater, Tochter und Sohn beim Frühstück. Der Sohn hält ein Glas Milch in der Hand und reckt den Daumen in die Kamera.
Den Deutschen ist ihr Frühstück meist wichtig. Das erstaunt viele Ausländer. © imago/Westend61
Von Matthias Baxmann |
Ohne Frühstück geht für die Deutschen gar nichts. Für die ausländischen Korrespondenten, die wir für unsere Serie "Typisch deutsch" befragt haben, ist das ein Grund zum Staunen. Denn in China isst man morgens Reis und keinen stinkenden Käse. Und in arabischen Ländern sind Brot, Butter und Marmelade unbekannt.
1. Die Bulgarin:
Kapka Todorova staunt über die Vielfalt, die ihre deutschen Mitmenschen morgens auf den Tisch stellen. "Diese Vielfalt an Käse und Salaten und Wurst und Eiern und Joghurt und Müsli und Obst – das ist für mich überwältigend." In Bulgarien gebe es nur ein paar Teigtaschen und dazu Marmelade. Sie genießt die deutsche Auswahl, hat aber auch gemerkt: "Man bekommt rasch ein paar Kilo drauf, wenn man nicht aufpasst."
2. Der Jordanier:
Sudqi Hamdan hat sich erst an das klassische deutsche Frühstücksangebot "Butter, Brot, Marmelade" gewöhnen müssen. "Das ist für einen Araber eher eine Strafmaßnahme als eine Mahlzeit." Als er in Bonn gelebt habe, habe er seine Freunde zum Brunch eingeladen und noch anderes auf den Tisch gestellt. "Das fanden meine deutschen Freunde gut." Als seine Frau, die aus Deutschland stammt, erstmals mit ihm in Amman gewesen sei, habe er lange nach einem Geschäft gesucht, dass deutsche Lebensmittel führe, um sie glücklich zu machen. Sie habe sich gefreut. Aber nachvollziehen kann der Korrespondent der Zeitschriften "Arab News" und "Asseyassah" die Sehnsucht nach "Butter, Brot, Marmelade" immer noch nicht.
3. Die Chinesin:
Xuejun Feng ist das deutsche Essen fremd geblieben. Besonders das Frühstück machte der Korrespondentin der chinesischen Tageszeitung "People's Daily" anfangs zu schaffen, denn in China essen die Menschen etwas warmes. "Diese Brötchen und die Butter und die Marmelade und der Käse – das alles tat meinem Magen überhaupt nicht gut." Besonders wenn es diesen Käse gegeben habe, der so unglaublich stinke. "Warum tun sich die Deutschen das an?" Sie sei wieder dazu übergegangen, sich Reis zu kochen.
4. Der Franzose
Thibaut Madelin kennt aus seiner Heimat Frankreich das Frühstück nur als schnellen Start in den Tag. In Deutschland dagegen sitze die ganze Familie zusammen. "Das Frühstück ist für die Deutschen geradezu heilig", hat der Korrespondent der Wirtschaftszeitung "Les Echos" gelernt. Marmelade, Wurst, Käse, Eier - über die Vielfalt auf den hiesigen Frühstückstischen staunt der Franzose noch immer. "Wenn man Zeit hat, ist das auch kein Problem, aber im Alltag finde ich das eher hinderlich", lautet sein Fazit.
5. Die Österreicherin
Evelyn Paternel freut sich über das gemeinsame Familienfrühstück in Deutschland. Das kenne sie aus ihrer Familie in Österreich so nicht: "In meiner Familie hat jeder für sich gefrühstückt, je nachdem, wann er aufgewacht ist." Und sie genießt Lokale, die bis in den Nachmittag hinein Frühstück anbieten. "Man bekommt sein Frühstück, auch wenn man eine lange Nacht hinter sich oder aus anderen Gründen sehr lange im Bett gelegen hat", sagt Paternel.

Unsere neue Serie "Typisch deutsch" wird an jeden Donnerstagnachmittag um 17.50 Uhr in der Sendung Studio 9 ausgestrahlt. Die Autoren Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt haben Korrespondenten aus rund 30 Ländern zu ihren Erfahrungen befragt. Dazu ist auch das Buch "Typisch deutsch" im Verlag Travel House Media erschienen.

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