"Typisch deutsch?"

Was deutsche Cafés ausmacht

Zwei Tassen Cappucino
Zwei Tassen Cappucino © dpa / picture alliance / Jens Kalaene
Von Matthias Baxmann |
Wie steht es um die Kaffeekultur in Deutschland? "Hier schlürfen die Leute ewig an ihrem Latte macchiato. Das finde ich sehr entspannt", meint ein Franzose. Und eine Chinesin schätzt die Ruhe in deutschen Cafés im dritten Teil unserer neuen Serie "Typisch deutsch?".
Die Chinesin
Xuejin Feng gefallen die Cafés in Deutschland sehr gut. " Die sind so ruhig, und der Kuchen ist ganz lecker. Da kann ich mich immer erholen. In den traditionellen Cafés ist noch so viel Geschichte mit dabei. Das sieht man an den Wänden, am Baustil und auch an der Einrichtung. Viel Holz, Sofas, Kerzenständer und Bücher. Wenn dann in der Karte noch 'hausgemacht' steht, bin ich glücklich. Allerdings trinke ich so gut wie nie Kaffee."

Die Bulgarin
Kapka Todorova zeigt sich überrascht: "Ich dachte, wie wahrscheinlich viele Menschen weltweit, dass die Deutschen unglaublich fleißig sind und den ganzen Tag arbeiten. Dementsprechend war ich sehr überrascht, dass in den Cafés den ganzen Tag Betrieb herrscht. Die Deutschen sitzen bei ihrem Cappucino oder Latte macchiato und lassen es sich gut gehen, als wären sie im Urlaub. Das habe ich mit meinem Bild von den Deutschen überhaupt nicht zusammenbekommen."

Der Franzose
Ähnlich sieht es Thibaut Madelin: "Hier ist es sehr gemütlich und locker. In Frankreich soll man eher schnell seinen Kaffee trinken - am liebsten schwarz und im Stehen -, kurz in die Zeitung schauen und dann wieder gehen. In Deutschland nehmen sich die Leute Zeit und schlürfen ewig an ihrem Latte machhiato, lesen und essen ein Stück Kuchen. In Deutschland wäre es schwer vorstellbar, seinen Kaffee im Stehen zu trinken. Das finde ich sehr entspannt."

Die Österreicherin
Evelyn Peternel ist dagegen sehr enttäuscht: "Allerdings nicht so sehr von den Etablissements selbst, als vielmehr von dem Kaffee, der dort ausgeschenkt wird. Als ich zum ersten Mal in Deutschland war, gab es noch diesen Blümchen-Kaffee, der so dünn war, dass man problemlos bis auf den Grund schauen konnte. In Süddeutschland kam dann noch hinzu, dass man immer so kleine Kännchen bekam. Das ging gar nicht für mich als Österreicherin. Im Kaffeehaus muss es einen schönen starken Espresso geben. Der wird entweder mit Wasser aufgegossen, dann ist es ein Verlängerter, oder mit Milch, dann ist es eine Melange. Den ersten brauchbaren Kaffee habe ich in Berlin bekommen. Mittlerweile hat sich aber die Kaffeekultur in Deutschland zum Positiven entwickelt. Das charmante, altehrwürdige Kaffeehaus suche ich in Deutschalnd allerdings vergeblich. Das ist für mich immer ein Grund, nach Wien zu fahren."
Der Jordanier
Sudqi Hamdan verbindet die Café mit dem Mittelmeer: "Die Leute sitzen draußen, trinken Kaffee oder Wein, essen eine Kleinigkeit und lassen es sich gut gehen. Was ich besonders schön finde, sind Cafés, in denen alle Altersklassen verkehren. Frauen mit kleinen Kindern sitzen da neben älteren Damen, Geschäftsmännern und Studenten. Diese Mischung finde ich beeindruckend. Der Kaffee selbst schmeckt mir nicht so gut, da in Deutschland keine Gewürze in den Kaffee getan werden. Da sind die Araber in Deutschland in der Verantwortung, wie ich finde. Also bitte, liebe Leute: Es reicht nicht, einfach nur Sisha-Bar an ein Café zu schreiben, damit es vernünftigen, arabischen Kaffee gibt. Dazu braucht es viel Kardamom und die richtige Kochdauer."

Unsere Serie "Typisch deutsch" wird vom 10.11.2016 an jeden Donnerstagnachmittag um 17.50 Uhr in der Sendung Studio 9 ausgestrahlt. Die Autoren Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt haben Korrespondenten aus rund 30 Ländern zu ihren Erfahrungen befragt. Dazu ist auch das Buch "Typisch deutsch" im Holiday Verlag erschienen.

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