Typisch schwäbisch
Der ehemalige Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel konnte wie kaum ein anderer des Schwaben wahres Wesen verstehen und beschreiben. Rommel verstarb vor wenigen Tagen. Wir wiederholen aus diesem Anlass jene Sendung, in der er sachkundig den Schwaben erklärt.
So, können wir mit der Aufnahme beginnen? Ich beginne schon mal mit der Sprechprobe. Typisch schwäbisch, das ist ...
Herr im Studio: "Moment, Moment, Herr Rehfeld, so geht es nicht. Es hat ja keinen Wert, wenn Sie jetzt da einfach so anfangen. Wir müssen uns ja da auch ein bisschen drauf einstimmen und können nicht bloß so zum Spaß da ..."
Also...
Herr im Studio: "Das wäre zwar schön, aber so geht es auch nicht. Und Kopfhörer müssen Sie schon aufsetzen, wenn wir Ihnen was sagen sollen. Sonst kriegen Sie ja direkt immer auf die Ohrwärmer drauf ... und näher ans Mikrofon ran, an das gelbe, ja, da. Und was? Einspielen müssen wir auch was? Hm. Haben wir das dann da hinter? Wilma, haben wir es? Dann ist es ja gut. Also, sind Sie soweit? Und näher ans Mikrofon."
Ah, ja.
Herr im Studio: "Sie, das geht noch nicht. Hätten Sie noch ein bisschen Zeit? Sie können doch noch mal raus, wir hätten da nur ein technisches Problem. Sie können noch bisschen raus, sich die Füße vertreten, wenn Sie wollen, aber bloß, wenn Sie wollen."
Herr im Studio: "Moment, Moment, Herr Rehfeld, so geht es nicht. Es hat ja keinen Wert, wenn Sie jetzt da einfach so anfangen. Wir müssen uns ja da auch ein bisschen drauf einstimmen und können nicht bloß so zum Spaß da ..."
Also...
Herr im Studio: "Das wäre zwar schön, aber so geht es auch nicht. Und Kopfhörer müssen Sie schon aufsetzen, wenn wir Ihnen was sagen sollen. Sonst kriegen Sie ja direkt immer auf die Ohrwärmer drauf ... und näher ans Mikrofon ran, an das gelbe, ja, da. Und was? Einspielen müssen wir auch was? Hm. Haben wir das dann da hinter? Wilma, haben wir es? Dann ist es ja gut. Also, sind Sie soweit? Und näher ans Mikrofon."
Ah, ja.
Herr im Studio: "Sie, das geht noch nicht. Hätten Sie noch ein bisschen Zeit? Sie können doch noch mal raus, wir hätten da nur ein technisches Problem. Sie können noch bisschen raus, sich die Füße vertreten, wenn Sie wollen, aber bloß, wenn Sie wollen."
"Das Gedicht wird nur lang"
Ja, so also könnte die Sendung beginnen – typisch schwäbisch. Oder so: Manfred Rommel, den Stuttgarter Oberbürgermeister a.D., in ein Café setzen und einfach schwätzen lassen.
Rommel: "Ehret die Alten, eh sie erkalten."
"Die meisten Dichter hören nicht auf und glauben, es fällt ihnen noch ein Sinn ein, wenn sie weiter reimen, weitere Strophen der ersten hinzufügen, aber meistens ist das Bemühen ergebnislos. Das Gedicht wird nur lang. Also, meine Gedichte haben den Vorzug, dass sie rasch aufhören. Und wenn mal kein Sinn drin ist, dann kann man sich, wenn kein Sinn in Erscheinung tritt, kann man sich drauf verlassen, dass auch keiner drin ist. (Lachen)
Wenn man das, was die Menschheit im Kopf hat, ernst nimmt, dann sind fast alle Gedichte und Lieder ab der zweiten Strophe umsonst, das heißt, vergebens geschrieben worden, weil die niemand mehr kennt. Also, hätte man sich sofort auf die erste Strophe konzentrieren müssen und den Rest bleiben lassen sollen, dann wäre dem Bedürfnis der Menschheit voll Rechnung getragen gewesen."
"Ich schüttle kräftig meine Urnen, so lass` ich meine Ahnen turnen."
Rommel: "Ehret die Alten, eh sie erkalten."
"Die meisten Dichter hören nicht auf und glauben, es fällt ihnen noch ein Sinn ein, wenn sie weiter reimen, weitere Strophen der ersten hinzufügen, aber meistens ist das Bemühen ergebnislos. Das Gedicht wird nur lang. Also, meine Gedichte haben den Vorzug, dass sie rasch aufhören. Und wenn mal kein Sinn drin ist, dann kann man sich, wenn kein Sinn in Erscheinung tritt, kann man sich drauf verlassen, dass auch keiner drin ist. (Lachen)
Wenn man das, was die Menschheit im Kopf hat, ernst nimmt, dann sind fast alle Gedichte und Lieder ab der zweiten Strophe umsonst, das heißt, vergebens geschrieben worden, weil die niemand mehr kennt. Also, hätte man sich sofort auf die erste Strophe konzentrieren müssen und den Rest bleiben lassen sollen, dann wäre dem Bedürfnis der Menschheit voll Rechnung getragen gewesen."
"Ich schüttle kräftig meine Urnen, so lass` ich meine Ahnen turnen."
Der Schwabe, inbrünstig
Oder so: Urschwabe Thaddäus Troll hält auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof eine seiner vielen Eigenlobreden.
Thaddäus Troll: Das für den Schwaben wichtigste Kapitel: das Sach. Was ich hergebe, habe ich nicht mehr. Sei Sach: Das ist der irdische Besitz, das Hab und Gut des Schwaben, an dem er inbrünstig hängt. Der Schwabe strebt nach Besitz, ist aber im Allgemeinen nicht fähig, ihn zu genießen, wenn er ihn erworben hat. Wie ein Schwamm saugt er das Geld an, ohne es auszugeben, ohne es gegen Dinge, die das Leben lebenswert machen, eintauschen zu können. Der Dichter Otto Rombach fragte einmal eine Mitbürgerin auf ihren Stoßseufzer "Mer sott halt amôl em Lotto gwenna!", was sie denn dann mit dem vielen Geld anfangen wolle. "Ha, halt uffananderbeiga!", antwortete sie. Uffananderbeiga, sich am Anblick des Besitzes erfreuen, sein eigenes Geld zählen - das ist mehr Lust, als man kaufen kann, wenn man sein Geld ausgibt.
Verschwendung, über die Verhältnisse leben, Schulden machen sind dem Schwaben ein Greuel. Er kommt eher durch Verzicht auf Ausgaben als durch Einnahmen zu Wohlstand. Er ist sogar bereit, dafür ein Opfer zu bringen, wie jene Frau eines Waldarbeiters. Die traf die Witwe eines anderen Waldarbeiters, der mit ihrem Mann zusammen einen Baum gefällt hatte, wobei jener erschlagen worden war. "Wia gôht´s nô emmer?" fragte die Frau teilnahmsvoll. "Ganz guat", sagte die Witwe. "Ganz guat?" zweifelte die Frau verblüfft. "Ha jô, i han von dr Versicherong zwanzichdaused Mark fir mein Albert kriagt." - "Waaas - zwanzichdausend Mark! Ond mei Sempel schprengt uff d`Seit!
Das Sach, zentrale Kategorie im Leben eines Schwaben. Da passt die Vermutung ran, Moliere mit seiner Story vom Geizhals sei gar ein Schwabe gewesen.
Rommel: "Der Avare von Moliere, wie er dann auch jammert über sein Geld, und diese typischen Geschäfte macht, die Bedingungen, unter denen er dieses Geld dann ausleiht und dann das da, auch noch alte Betten hier in Zahlung gegeben werden usw., das ist ja gar nicht so typisch schwäbisch, weil der schwäbische Geizhals ist kein Geschäftemacher, während der Avare von Moliere ist ein Geschäftemacher. Der Geizhals von Moliere ist ein Geschäftemacher, während der typisch schwäbische Geizhals, der spart und gibt nichts aus und gibt nichts her und behält alles, was er jemals bekommen hat, im Glauben, es würde noch was wert sein. Aber er hat nicht diese aktive geschäftliche Energie, die fehlt ihm etwas. Im Gegenteil, die Sorge, Geld auszugeben, hindert ihn daran, sein Vermögen zu vermehren und irgendwelche Risiken einzugehen."
Thaddäus Troll: Das für den Schwaben wichtigste Kapitel: das Sach. Was ich hergebe, habe ich nicht mehr. Sei Sach: Das ist der irdische Besitz, das Hab und Gut des Schwaben, an dem er inbrünstig hängt. Der Schwabe strebt nach Besitz, ist aber im Allgemeinen nicht fähig, ihn zu genießen, wenn er ihn erworben hat. Wie ein Schwamm saugt er das Geld an, ohne es auszugeben, ohne es gegen Dinge, die das Leben lebenswert machen, eintauschen zu können. Der Dichter Otto Rombach fragte einmal eine Mitbürgerin auf ihren Stoßseufzer "Mer sott halt amôl em Lotto gwenna!", was sie denn dann mit dem vielen Geld anfangen wolle. "Ha, halt uffananderbeiga!", antwortete sie. Uffananderbeiga, sich am Anblick des Besitzes erfreuen, sein eigenes Geld zählen - das ist mehr Lust, als man kaufen kann, wenn man sein Geld ausgibt.
Verschwendung, über die Verhältnisse leben, Schulden machen sind dem Schwaben ein Greuel. Er kommt eher durch Verzicht auf Ausgaben als durch Einnahmen zu Wohlstand. Er ist sogar bereit, dafür ein Opfer zu bringen, wie jene Frau eines Waldarbeiters. Die traf die Witwe eines anderen Waldarbeiters, der mit ihrem Mann zusammen einen Baum gefällt hatte, wobei jener erschlagen worden war. "Wia gôht´s nô emmer?" fragte die Frau teilnahmsvoll. "Ganz guat", sagte die Witwe. "Ganz guat?" zweifelte die Frau verblüfft. "Ha jô, i han von dr Versicherong zwanzichdaused Mark fir mein Albert kriagt." - "Waaas - zwanzichdausend Mark! Ond mei Sempel schprengt uff d`Seit!
Das Sach, zentrale Kategorie im Leben eines Schwaben. Da passt die Vermutung ran, Moliere mit seiner Story vom Geizhals sei gar ein Schwabe gewesen.
Rommel: "Der Avare von Moliere, wie er dann auch jammert über sein Geld, und diese typischen Geschäfte macht, die Bedingungen, unter denen er dieses Geld dann ausleiht und dann das da, auch noch alte Betten hier in Zahlung gegeben werden usw., das ist ja gar nicht so typisch schwäbisch, weil der schwäbische Geizhals ist kein Geschäftemacher, während der Avare von Moliere ist ein Geschäftemacher. Der Geizhals von Moliere ist ein Geschäftemacher, während der typisch schwäbische Geizhals, der spart und gibt nichts aus und gibt nichts her und behält alles, was er jemals bekommen hat, im Glauben, es würde noch was wert sein. Aber er hat nicht diese aktive geschäftliche Energie, die fehlt ihm etwas. Im Gegenteil, die Sorge, Geld auszugeben, hindert ihn daran, sein Vermögen zu vermehren und irgendwelche Risiken einzugehen."
Von schwäbischer Kernigkeit
Typisch schwäbisch, das Bäuerliche und wie man sich einen Vers drauf machen kann.
Rommel: "Die Sau hat nicht den Grund erwittert, weshalb man sie so gut gefüttert. Sie dacht`, es sei aus Lieb zum Tier, so gar nichts Böses schwante ihr. Besser eine Illusion, was nützt die schlechte Wahrheit schon."
Auch das ist ein tiefsinniges Gedicht.
Troll: "Durch Heiraten innerhalb des Dorfes, bei denen das Sach wesentlich und die Liebe unwesentlich war, versuchte man den Besitz zu mehren, die weit auseinanderliegenden Äckerle und Wiesle und Baumgütle zu vergrößern. Es gab eine starke Inzucht, noch heute findet man Dörfer, in denen zwei, drei Familiennamen überwiegen; die Schwaben stellen nicht nur die meisten Genies, sondern auch die meisten Ballas, Bachel, Sirmel, Simpel, Dibbel und Dubbel. Je nach dem Grad der geistigen Beschränkung gibt es eine Fülle von Bezeichnungen für die, die infolge der Verwandtenheirat "net recht bacha" (nicht recht gebacken) sind.
Der Schwabe ist wortkarg. Ein schwäbischer Bräutigam kommt am Hochzeitstag mit vier Worten aus. Wenn er der Braut auf die Schuhe tritt, sagt er: "Hoppla!" Vor dem Altar ein gedehntes: "Jô." Angesichts der Hochzeitstafel händereibend: "Sodele!". Und wenn er dann am Abend die Hosenträger abstreift: "Etzet!" Was auf Honoratiorenschwäbisch Jetzetle hieße.
Bäuerlich am Schwaben: er ist oizecht, ein Eigenbrödler, ein Einzelgänger, ein Individualist. Die Zunge scheint ungelenk. Das Höfische und das Höfliche sind ihm fremd, Höflichkeit als äußere Form liegt ihm nicht. Der bäuerliche Hang zu Unabhängigkeit geht bisweilen so weit, daß verbindliche Umgangsformen als Anbiederungsversuche gewertet werden und deshalb anrüchig sind. Ich kenne Schwaben, welche die gesellschaftliche Etikette vollendet beherrschen, sie aber nur sparsam anwenden, weil sie meinen, sie widerspreche der schwäbischen Kernigkeit.
Rommel: "Die Sau hat nicht den Grund erwittert, weshalb man sie so gut gefüttert. Sie dacht`, es sei aus Lieb zum Tier, so gar nichts Böses schwante ihr. Besser eine Illusion, was nützt die schlechte Wahrheit schon."
Auch das ist ein tiefsinniges Gedicht.
Troll: "Durch Heiraten innerhalb des Dorfes, bei denen das Sach wesentlich und die Liebe unwesentlich war, versuchte man den Besitz zu mehren, die weit auseinanderliegenden Äckerle und Wiesle und Baumgütle zu vergrößern. Es gab eine starke Inzucht, noch heute findet man Dörfer, in denen zwei, drei Familiennamen überwiegen; die Schwaben stellen nicht nur die meisten Genies, sondern auch die meisten Ballas, Bachel, Sirmel, Simpel, Dibbel und Dubbel. Je nach dem Grad der geistigen Beschränkung gibt es eine Fülle von Bezeichnungen für die, die infolge der Verwandtenheirat "net recht bacha" (nicht recht gebacken) sind.
Der Schwabe ist wortkarg. Ein schwäbischer Bräutigam kommt am Hochzeitstag mit vier Worten aus. Wenn er der Braut auf die Schuhe tritt, sagt er: "Hoppla!" Vor dem Altar ein gedehntes: "Jô." Angesichts der Hochzeitstafel händereibend: "Sodele!". Und wenn er dann am Abend die Hosenträger abstreift: "Etzet!" Was auf Honoratiorenschwäbisch Jetzetle hieße.
Bäuerlich am Schwaben: er ist oizecht, ein Eigenbrödler, ein Einzelgänger, ein Individualist. Die Zunge scheint ungelenk. Das Höfische und das Höfliche sind ihm fremd, Höflichkeit als äußere Form liegt ihm nicht. Der bäuerliche Hang zu Unabhängigkeit geht bisweilen so weit, daß verbindliche Umgangsformen als Anbiederungsversuche gewertet werden und deshalb anrüchig sind. Ich kenne Schwaben, welche die gesellschaftliche Etikette vollendet beherrschen, sie aber nur sparsam anwenden, weil sie meinen, sie widerspreche der schwäbischen Kernigkeit.
"au wieder"
Das ist typisch Schwabe, die Fähigkeit, die Unfähigkeit seiner Fähigkeit zu qualifizieren. Ha, no?
Rommel: "Der Ausruf "ha, no", "hano", "ha no", das ist, der ist verhältnismäßig unverbindlich: "ach so", "ach so!", "schau an". Der ist verhältnismäßig unverbindlich. Der "heidenei", "ha no" - das sind so, das heißt eigentlich gar nichts. Im Schwäbischen ist von größerer Bedeutung das Wort "au wieder" – auch wieder, auf der anderen Seite, ins Hochdeutsche übersetzt. Das ist typisch schwäbisch, weil der Schwabe dazu neigt, gleichzeitig mehrere Meinungen zu haben, die sich widersprechen. Und "au wieder" drückt aus, dass jetzt die Gegenmeinung kommt. Da kann man schon die Hegelsche Dialektik draus entnehmen."
Schwäbischer Sex, eine arg optimistische Formulierung, auf die man sich eigentlich keinen Reim machen kann – eigentlich.
Rommel: "Lieber als Barock und Gotik ist ihm RTL-Erotik."
Reimt sich auch, kann man nicht bestreiten.
Troll: Der Schwabe zieht nämlich weiblichen Begriffen zuweilen die Hosen eines männlichen Geschlechtswortes an. So wird die Butter zu der Butter, die Schokolade zu der Schoklad. Auf die Bank bringt man sein Geld, aber man setzt sich auf den Bank. Mit der schwäbischen Scheu vor dem Geschlechtlichen mag das Paradoxon zusammenhängen, daß einige Begriffe neutralisiert werden, wenn sie ein sexuelles Gschmäckle bekommen. So ist der Mensch ziemlich neutral, während das Mensch vom Drang heimgesucht wird, sich recht eindeutig feminin zu betätigen.
Das superlativistische Saumensch ist dabei bar aller Hemmungen; das Saumenschle kann einer gewissen Sympathie des Titulierenden sicher sein, während das Menschle eine Person weiblichen Geschlechts ist, die mit anderen Mannsbildern das willig tut, was man selbst gern mit ihr täte. Man sagt also nicht "die Geliebte des Onkels", weil es auch den Genitiv im Schwäbischen nicht gibt, sondern dem Onkel sei Menschle, wenn ein schwäbischer Onkel sich so was zu haben getraut.
Rommel: "Der Ausruf "ha, no", "hano", "ha no", das ist, der ist verhältnismäßig unverbindlich: "ach so", "ach so!", "schau an". Der ist verhältnismäßig unverbindlich. Der "heidenei", "ha no" - das sind so, das heißt eigentlich gar nichts. Im Schwäbischen ist von größerer Bedeutung das Wort "au wieder" – auch wieder, auf der anderen Seite, ins Hochdeutsche übersetzt. Das ist typisch schwäbisch, weil der Schwabe dazu neigt, gleichzeitig mehrere Meinungen zu haben, die sich widersprechen. Und "au wieder" drückt aus, dass jetzt die Gegenmeinung kommt. Da kann man schon die Hegelsche Dialektik draus entnehmen."
Schwäbischer Sex, eine arg optimistische Formulierung, auf die man sich eigentlich keinen Reim machen kann – eigentlich.
Rommel: "Lieber als Barock und Gotik ist ihm RTL-Erotik."
Reimt sich auch, kann man nicht bestreiten.
Troll: Der Schwabe zieht nämlich weiblichen Begriffen zuweilen die Hosen eines männlichen Geschlechtswortes an. So wird die Butter zu der Butter, die Schokolade zu der Schoklad. Auf die Bank bringt man sein Geld, aber man setzt sich auf den Bank. Mit der schwäbischen Scheu vor dem Geschlechtlichen mag das Paradoxon zusammenhängen, daß einige Begriffe neutralisiert werden, wenn sie ein sexuelles Gschmäckle bekommen. So ist der Mensch ziemlich neutral, während das Mensch vom Drang heimgesucht wird, sich recht eindeutig feminin zu betätigen.
Das superlativistische Saumensch ist dabei bar aller Hemmungen; das Saumenschle kann einer gewissen Sympathie des Titulierenden sicher sein, während das Menschle eine Person weiblichen Geschlechts ist, die mit anderen Mannsbildern das willig tut, was man selbst gern mit ihr täte. Man sagt also nicht "die Geliebte des Onkels", weil es auch den Genitiv im Schwäbischen nicht gibt, sondern dem Onkel sei Menschle, wenn ein schwäbischer Onkel sich so was zu haben getraut.
Wolluscht mit Gewinn
Nur ein Schwabe konnte den Büstenhalter erschaffen. Erst am Busen dran rumgrapschen, dann Maß nehmen, drüber tüfteln, schließlich Märker mit machen – schwäbischer Sex – Wolluscht.
Rommel: "Wolluscht – Luscht, Sinnenluscht. Sinnenluscht, das klingt so komisch, Sinnenluscht. Das erotische Thema ist weithin tabu. Das ist, da muss man sich äußerst vorsichtig bewegen, fast so wie bei den Puritanern. Bei den Puritanern sind alle groben Ausdrücke verpönt."
Ja, aber Liebe ist ja kein grober Ausdruck und der wird ja im Schwäbischen kaum gebraucht.
Rommel: "Wird der Schwabe sagen "Ich liebe Dich"? Ich weiß nicht, wird wahrscheinlich schon mancher sagen. Man äußert auch die Gefühle nicht, mehr umschrieben so. Das geht einem nicht leicht von der Zunge. Aber ... Verstehen Sie schon, also der Umstand, daß es immer noch Württemberger gibt, beweist, dass sie sich fortzupflanzen vermögen."
So, dass mit dem schaffe, schaffe wäre damit auch abgehandelt. Hier genügt eigentlich der schlichte Hinweis, das Schild "Heute wegen Arbeitsunlust geschlossen" konnte nur ein Wiener Schuhmacher raushängen. Fehlt also noch: saugrob.
Rommel: "Wolluscht – Luscht, Sinnenluscht. Sinnenluscht, das klingt so komisch, Sinnenluscht. Das erotische Thema ist weithin tabu. Das ist, da muss man sich äußerst vorsichtig bewegen, fast so wie bei den Puritanern. Bei den Puritanern sind alle groben Ausdrücke verpönt."
Ja, aber Liebe ist ja kein grober Ausdruck und der wird ja im Schwäbischen kaum gebraucht.
Rommel: "Wird der Schwabe sagen "Ich liebe Dich"? Ich weiß nicht, wird wahrscheinlich schon mancher sagen. Man äußert auch die Gefühle nicht, mehr umschrieben so. Das geht einem nicht leicht von der Zunge. Aber ... Verstehen Sie schon, also der Umstand, daß es immer noch Württemberger gibt, beweist, dass sie sich fortzupflanzen vermögen."
So, dass mit dem schaffe, schaffe wäre damit auch abgehandelt. Hier genügt eigentlich der schlichte Hinweis, das Schild "Heute wegen Arbeitsunlust geschlossen" konnte nur ein Wiener Schuhmacher raushängen. Fehlt also noch: saugrob.
Rindviecher mit weichem Gemüt
Rommel: "Das Rindvieh steht am steilen Hang, auch der Tourist kommt dort entlang."
Da braucht man gar nix weiteres sagen. Begegnungen sind das.
Troll: Hinter der schwäbischen Grobheit, die sich in unflätigem Schimpfen äußert, steckt – so paradox das klingen mag – oft dasselbe wie hinter der schwäbischen Lyrik, nämlich die Freude am Wortschöpferischen. Drohungen mit körperlichem Ungemach sind nie ernst gemeint. Denn der Schwabe ist nicht aggressiv, ist nicht gewalttätig. "Ema arme Mâ wird doch au a reicha Red vergonnt sei." Er hat halt eine Freude an drastischen Bildern. Er ist wie ein Hund, der bellt, aber nicht beißt. Raufereien, wie sie bei den bayerischen Nachbarn zum Kirchweihvergnügen gehören, sind hierzulande nicht üblich. Der Schwabe ist zwar ein Klob, sogar zuweilen ein Sauklob, aber oft dient die Grobheit nur als Maske, um ein weiches Gemüt zu verbergen.
Der Verkehrston ist rau. Drei Söhne sitzen mit ihrem Vater beim Essen. Der erste: "Vadder, du hôsch a Hoar am Riassel." Der zweite: "Secht mer au zum Vadder seire Gosch Riassel?" Der dritte: "Vadder, du bisch `s graischt Rendvieh, wenn dr des gfalle läscht."
Schwäbischer Grobianismus, feinallerliebste Form eines gewissen Maßes an Unbeherrschtheit.
Rommel: "Relativ häufig, meine Frau sagt mir immer, ich soll mir des Fluche abgewöhne, aber ich habe es mir immer noch nicht abgewöhnt. Morgens, wenn ich dann irgendwas nicht finde. Aber ich fluche, schimpfe immer über Sachen. Ich beschimpfe nicht Personen, sondern ich beschimpfe irgendwelche Umstände. Aber das ist mir ein Bedürfnis zu sagen, jemand hätte mich beschimpft, "das ist ein Granatenarschloch". So was können Sie durchaus sagen, wenn der nicht da ist, den Sie meinen. (Gelächter) "Der kann mich am Arsch lecken" usw., das fährt so raus. Das ist überhaupt nicht zu vermeiden. Aber wenn man sagt "Du bist schon ein Allmachtsrindvieh", das beleidigt schon. Ein Allmachtsrindvieh - das Allmächtige wird mit dem Rindvieh zu einem Schimpfwort verbunden. Oder "Du Granatendackel!"."
So ist er also der Schwabe oder so, jedenfalls so ähnlich ... wahrscheinlich. Da mag sich jeder seinen eigenen Vers drauf machen, siehe Manfred Rommel, dem gewesenen OB von Stuttgart und seienden Schwaben.
Da braucht man gar nix weiteres sagen. Begegnungen sind das.
Troll: Hinter der schwäbischen Grobheit, die sich in unflätigem Schimpfen äußert, steckt – so paradox das klingen mag – oft dasselbe wie hinter der schwäbischen Lyrik, nämlich die Freude am Wortschöpferischen. Drohungen mit körperlichem Ungemach sind nie ernst gemeint. Denn der Schwabe ist nicht aggressiv, ist nicht gewalttätig. "Ema arme Mâ wird doch au a reicha Red vergonnt sei." Er hat halt eine Freude an drastischen Bildern. Er ist wie ein Hund, der bellt, aber nicht beißt. Raufereien, wie sie bei den bayerischen Nachbarn zum Kirchweihvergnügen gehören, sind hierzulande nicht üblich. Der Schwabe ist zwar ein Klob, sogar zuweilen ein Sauklob, aber oft dient die Grobheit nur als Maske, um ein weiches Gemüt zu verbergen.
Der Verkehrston ist rau. Drei Söhne sitzen mit ihrem Vater beim Essen. Der erste: "Vadder, du hôsch a Hoar am Riassel." Der zweite: "Secht mer au zum Vadder seire Gosch Riassel?" Der dritte: "Vadder, du bisch `s graischt Rendvieh, wenn dr des gfalle läscht."
Schwäbischer Grobianismus, feinallerliebste Form eines gewissen Maßes an Unbeherrschtheit.
Rommel: "Relativ häufig, meine Frau sagt mir immer, ich soll mir des Fluche abgewöhne, aber ich habe es mir immer noch nicht abgewöhnt. Morgens, wenn ich dann irgendwas nicht finde. Aber ich fluche, schimpfe immer über Sachen. Ich beschimpfe nicht Personen, sondern ich beschimpfe irgendwelche Umstände. Aber das ist mir ein Bedürfnis zu sagen, jemand hätte mich beschimpft, "das ist ein Granatenarschloch". So was können Sie durchaus sagen, wenn der nicht da ist, den Sie meinen. (Gelächter) "Der kann mich am Arsch lecken" usw., das fährt so raus. Das ist überhaupt nicht zu vermeiden. Aber wenn man sagt "Du bist schon ein Allmachtsrindvieh", das beleidigt schon. Ein Allmachtsrindvieh - das Allmächtige wird mit dem Rindvieh zu einem Schimpfwort verbunden. Oder "Du Granatendackel!"."
So ist er also der Schwabe oder so, jedenfalls so ähnlich ... wahrscheinlich. Da mag sich jeder seinen eigenen Vers drauf machen, siehe Manfred Rommel, dem gewesenen OB von Stuttgart und seienden Schwaben.
Des Rätsels Lösung
Rommel: "Der Schwaben Klugheit ist kein Rätsel. Die Lösung heißt: die Laugenbrezel. Schon trocken gibt dem Hirn sie Kraft, mit Butter wirkt sie fabelhaft. Erleuchtet mit der Weisheit Fackel, den Verstand vom größten Dackel."
Tja, so also könnte die Sendung enden – typisch schwäbisch. Oder so: Ohn Unterlass redet der Urschwabe Thaddäus Troll auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof nun dem Schaffe, Schaffe das tätige Wort.
Troll: Schaffen, putzen, sparen heißt die schwäbische Losung, die böswillige Nachbarn um die Nachsätze Hond verkaufa, selber bella bereichert haben. Schaffe, butze, schbare: So zurückhaltend der Schwabe sonst ist, das muss laut, für alle vernehmbar getan werden.
Oder halt so: Gemütlich, offenherzig, halt urschwäbisch.
Herr im Studio: "So, Herr Rehfeld, ach, Jessas Maria und Josef. Wir müssen jetzt da rein. Das ist in Ordnung. O.k. also, Herr Rehfeld, mir sind so weit, wir können aufnehmen. Sind Sie auch so weit oder wie? Sind Sie ... gut, also, dann Sprechprobe. Sagen Sie was, egal was, aber irgend etwas halt."
Gut, ich kommentiere mal meine Tätigkeit hier. Ich suche noch die Seite, aber ich glaube...
Herr im Studio: "Jetzt suchen Sie nicht so lang, jetzt suchen Sie doch nicht so lang Ihre Seite, Herrgott noch mal, wir haben nur eine Viertelstunde Aufnahmezeit. Und nachher, 20 Minuten sind ja lang für eine Viertelstunde. Das müssen Sie halt zugeben, also auch für uns von der Technik, wenn wir jetzt schon so weit sind. Ich halt´s jetzt nicht mehr weiter."
Gut, aber ich vielleicht jetzt.
Herr im Studio: "Ja, Herr Rehfeld. Aufrichtig und grad raus, gutmütig bis dort raus, wenn es sein muss, auch saugrob, das ist halt manchmal ein Schwab. Herrgott, das müsst ihr doch verstehen, ihr Norddeutschen."
Ah, ja.
Tja, so also könnte die Sendung enden – typisch schwäbisch. Oder so: Ohn Unterlass redet der Urschwabe Thaddäus Troll auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof nun dem Schaffe, Schaffe das tätige Wort.
Troll: Schaffen, putzen, sparen heißt die schwäbische Losung, die böswillige Nachbarn um die Nachsätze Hond verkaufa, selber bella bereichert haben. Schaffe, butze, schbare: So zurückhaltend der Schwabe sonst ist, das muss laut, für alle vernehmbar getan werden.
Oder halt so: Gemütlich, offenherzig, halt urschwäbisch.
Herr im Studio: "So, Herr Rehfeld, ach, Jessas Maria und Josef. Wir müssen jetzt da rein. Das ist in Ordnung. O.k. also, Herr Rehfeld, mir sind so weit, wir können aufnehmen. Sind Sie auch so weit oder wie? Sind Sie ... gut, also, dann Sprechprobe. Sagen Sie was, egal was, aber irgend etwas halt."
Gut, ich kommentiere mal meine Tätigkeit hier. Ich suche noch die Seite, aber ich glaube...
Herr im Studio: "Jetzt suchen Sie nicht so lang, jetzt suchen Sie doch nicht so lang Ihre Seite, Herrgott noch mal, wir haben nur eine Viertelstunde Aufnahmezeit. Und nachher, 20 Minuten sind ja lang für eine Viertelstunde. Das müssen Sie halt zugeben, also auch für uns von der Technik, wenn wir jetzt schon so weit sind. Ich halt´s jetzt nicht mehr weiter."
Gut, aber ich vielleicht jetzt.
Herr im Studio: "Ja, Herr Rehfeld. Aufrichtig und grad raus, gutmütig bis dort raus, wenn es sein muss, auch saugrob, das ist halt manchmal ein Schwab. Herrgott, das müsst ihr doch verstehen, ihr Norddeutschen."
Ah, ja.