Mehr Informationen zu Rayan Abdullah auf seiner Website
Designer zwischen Orient und Okzident
Ein Bundesadler oder die Zeichen für das Rauch- oder Handyverbot: Rayan Abdullah hat zahlreiche bekannte Piktogramme geschaffen. Der Leipziger Typografie-Professor mit irakischen Wurzeln ist aber auch in der arabischen Welt und der Flüchtlingshilfe aktiv.
Pictogramme aus seiner Werkstatt, wie die Zeichen für das Rauch- oder Handyverbot, begegnen uns überall. Unter anderem mit der Firma MetaDesign hat Rayan Abdullah viele Icons, die unseren Alltag bestimmen, gestaltet - für die Deutsche Bahn, den Autokonzern VW oder die Berliner Verkehrsbetriebe. Sogar einer der Bundesadler geht auf den Typographie-Professor zurück.
"Der damalige Bundesadler wurde 1952 entwickelt und als ich ihn sah, stellte ich fest, dass der Bundesadler keine Augen besaß und dass die Krallen falsch herum waren, d.h. er kann nicht greifen und er kann sich eigentlich auch nicht gut befestigen und stehen. Und das führte dazu, dass ich mir Gedanken dazu gemacht habe: Das kann doch nicht sein, das ist doch nicht Deutschland. Und so kam es eigentlich, dass wir mit den Betroffenen gesprochen haben, die erst einmal absolut keinen Gefallen an der Idee gefunden haben. Aber nachdem ich die 25 Schwächen gezeichnet habe, fanden sie nicht nur einen Gefallen, sondern hatten sie ein großes Interesse und wollten sie sogar so schnell es geht ändern."
Rayan Abdullah hat seine Wurzeln im irakischen Mossul, das in den vergangenen Jahren wegen des IS zu trauriger Berühmtheit kam.
"Ich bin dort aufgewachsen und dort habe ich auch mein Abitur gemacht und durfte mehrfach verschiedenen Ecken dieser Stadt mal zeichnen. Ich war immer unterwegs und ich kann sagen, dass ich die Stadt in mir habe. Aber das was wir gemeinsam erlebt haben durch den Einmarsch von IS und die gesamte Zerstörung dieser Stadt, tut mir sehr weh."
Heute lehrt Rayan Abdullah an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. Neben seiner künstlerischen Arbeit und seiner Lehrtätigkeit, ist er auch ein umtriebiger Netzwerker, Gründer und Unternehmer. So engagiert er sich für den Austausch mit Typografen in der arabischen Welt, hat die Fakultät für Design in Kairo mitgegründet und führt die Agentur "Markenbau". Im vergangenen Jahr hob er die Akademie für transkulturellen Austausch (ATA) in Leipzig aus der Taufe. Dort können Flüchtlinge ihr Design-Studium fortsetzen, das sie in ihrem Heimatland nicht abschließen konnten.
"Dieses Programm ermöglicht, dass die Studierenden sogar teilweise in ihrer Sprache und dass sie parallel in unserer Sprache lernen. Und inzwischen sind sie im dritten Semester und sie entwickeln sich sehr gut, sie sind an der gesamten Hochschule verteilt. Sie sind aber gleichzeitig auch Bestandteil unseres eigenen Lernprozesses, d.h. von denen lernen wir auch was und darum heißt es 'Akademie für transkulturellen Austausch'. D.h. wir geben was, aber wir nehmen auch eine Menge."
Kürzlich war Rayan Abdullah in Tunesien, um sich dort mit Design-Professoren aus Libyen zu treffen. Er möchte sie unterstützen, zerstörte Strukturen an verschiedenen Universitäten des Landes wieder neu aufzubauen.
"Ich bin Vertreter dieser Philosophie "Bildung als Export". Man soll nicht nur große Dinge exportieren, Maschinen, Fahrzeuge, sondern Bildung. Und ich glaube, das tut der Welt sehr gut, wenn wir Bildung exportieren. Und nun ist es sehr bekannt was in Libyen geschah und passiert und mich interessiert eigentlich, nachdem ich mein Projekt erfolgreich als Gründungsdekan in Kairo gemacht habe, möglichst diese Idee woanders zu vertiefen."