Typologie der Monster

Zentauren, Dämonen und Mutationen

A six meter plus tall Gozilla sculpture is unveiled at the TCL Chinese Theatre in Hollywood, California, USA, 09 May 2014 to promote the release of the movie 'Godzilla' in the United States.
Eine Godzilla-Figur in Hollywood: Mit den Massenmedien hielten die Monster Einzug in die Unterhaltungsbranche. © picture alliance / dpa / Michael Nelson
Von Laf Überland |
Das Andersartige und Unbekannte: Um besser darstellen zu können, was dem Menschen Angst macht, wurden die Monster geschaffen. Seitdem geistern sie als personifizierte Abweichung von der Norm durch die Kulturen und Epochen.
Auf Rollsiegeln der Sumerer um 3.500 vor Christus finden sich die ältesten Abbildungen von Drachen, durch die Geheimgänge der Pyramiden und der Paläste wandelten tierköpfige Götter, doch das bunteste Bestiarium brachten die Griechen hervor!
Deren Götter hatten uuuunheimlich viele Ableger: Zentauren und Harpyien, der freundliche Pegasus und der gruselige Mantikor: mit dem Gesicht eines Mannes (oder Löwen) und dem Schwanz eines Drachen (oder – igitt! – eines Skorpions), und er konnte giftige Stacheln abfeuern, weit und hoch springen und lauuuut brüllen.
Am Anfang weder gut noch böse
Und sie alle waren sozusagen wertfrei: Denn die antiken Monster waren nicht dem Reich des Bösen zuzuordnen, sondern dem Leben, wie es eben so ist: Bis - das Christentum seine eigene Menagerie von Monstren entfaltete und das europäische Mittelalter zum Tummelplatz für grauenhafte Wesen machte: mit Allegorien, die unter der römischen Kirche die Lehren der Moral illustrieren sollten: Und der Mensch umgeben von furchtbaren, grotesk entstellten Dämonen, Teufeln und anderen Monstern – regelrechten Angstmachern!
Und erst mit den modernen Massenmedien verschob sich die Ernsthaftigkeit der monströsen Erzählungen von der Unterrichtung hin zur Unterhaltung. Ähnlich wie vorher die Bildhauerei und die Malerei eignete sich dabei vor allem das Kino, um unseren Ängsten in monströsen Wesen Bilder zu geben.
Erst Unterrichtung, dann Unterhaltung
Das Parademonster war King Kong – der kämpfte bereits 1933 mit allen möglichen uuuunheimlichen Untieren! Mit Horrorgebrüll und Schlafzimmerblick. Aber im Kino tummelten sich jede Menge furchteinflößende Monster. Dracula kämpfte sogar mal gegen Frankenstein, die japanische Riesenmotte Mothra gegen die nukleare Echsenmutation Godzilla, die Mumie schockierte einfach, und der weiße Hai klagte die profitgierigen Freizeitindustrie an.
Aber die Zeiten der Angst vor Monstern sind ja im Moment gerade vorbei: Heute klären Ethikräte, ab welcher Anzahl von Genen ein Lebewesen noch ein transgenes Tier ist oder zu einem Mensch wird. Das das Monströse ist zur Zeit ist eher körperlos und heißt: Künstliche Intelligenz.
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