Udo Jürgens und Abba in Ludwigsfelde
Den Gemischten Chor Ludwigsfelde gibt es bereits seit mehr als 55 Jahren. Aber erst mit der Wiedervereinigung kam frischer Wind in den ehemaligen Männergesangsverein. Der Chorleiter, ein ehemaliger Opernsänger, hat eine Schwäche für Udo Jürgens - was auf seine Sänger abfärbt.
"Das ist musikalisch meine große Liebe","
sagt Rainer Keck über Udo Jürgens. Der Leiter des Gemischten Chores Ludwigsfelde steht am Flügel in der Aula der Theodor-Fontane-Grundschule. Zum Sitzen ist er wohl zu aufgeregt. Denn: zum allerersten Mal probt sein Chor ein Stück des Schlagerstars:
""Er ist für mich einer der größten Musiker überhaupt. Dazu kommt, dass er bei den Leuten und heute noch bei der Jugend und bei den Alten, bei allen durch die Bank, immer wieder ankommt!"
Elf Männer und 15 Frauen sitzen an diesem Proben-Dienstag vor Rainer Keck. Mehr als die Hälfte sind Rentner, Alter: 60 plus. Das beeinflusse aber nicht die Qualität des Gesangs, sagt der Chorleiter:
"Ich möchte jetzt nicht Johannes Heesters ins Gefecht führen. (lacht) Klar, es war ne Altmännerstimme, aber technisch gesehen einwandfrei. Durchgestützt und die Töne haben gestanden wie ne Eins. Wenn man, sagen wir mal, einmal die Woche tatsächlich singt, dann hält man das ziemlich lange durch. Und da ist das Alter auch nicht die große Frage."
Das meint auch Gerd Stransfeldt. Er ist 75 Jahre alt, seit 44 Jahren singt er im Chor den Tenor:
"Es ist schon eine erhebende Sache, so lange dabei zu sein und durch das Singen wenigstens innerlich relativ jung geblieben zu sein. Die Gemeinschaft, die macht viel aus."
Die Musikauswahl ist jung: Sehr viel Pop ist dabei, aber auch klassische Madrigale und Volkslieder. Noten und Musik finden die Mitglieder auf der choreigenen Internetseite. Die pflegt Sandy Kruspe. Die 35 Jahre alte Büroangestellte singt im Chor Ludwigsfelde, seit sie 20 ist:
"Da ist für jede Stimmgruppe die Melodie, die sie sich dann runterladen können auf den MP3-Player, und dann sitzen die Leute im Zug und singen ihre Lieder oder sind beim Fahrradfahren, also das wird schon viel - nicht nur von den Jüngeren - genutzt, um nebenbei zu lernen."
Seit 1955 gibt es den Gemischten Chor Ludwigsfelde. Ein Neustart kam 1991 nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung. Rainer Keck, damals arbeitsloser studierter Opernsänger und umgelernter Versicherungs- und Anlageberater, wurde als Chorleiter engagiert:
"Dann dauerte es nicht lang, dann war das erste Konzert, und fünf Minuten bevor ich auf die Bühne musste, hab ich plötzlich gemerkt, dass ich noch nie öffentlich dirigiert hatte, und auch noch nie einen Chor dirigiert hatte. Aber zum Weglaufen war's da zu spät."
Die Chormitglieder haben es ihm gedankt, dass er geblieben ist. Denn mit Rainer Keck haben die 35 Sängerinnen und Sänger viele Höhepunkte erlebt: Das gemeinsame Singen mit fünf anderen Chören bei der Feier zum Tag der Deutschen Einheit 1998. Das Einspielen ihrer ersten CD. Und die Teilnahme bei vielen Wettbewerben und Wertungssingen, wo sie immer wieder gut abschneiden.
"Da flattern manchmal die Knie ... Wir waren in dieser Zusammensetzung in Spremberg, da haben wir den ersten Platz gemacht, das war für uns auch unerwartet, das war enorm. Oder das Wertungssingen in Rathenow. Das war super. Dass Chorleiter und Chor mal erfahren, wo man so steht. Das sind so erhabene Momente."
Trotz der jugendlichen Musikauswahl - es fehlt der Nachwuchs beim Gemischten Chor Ludwigsfelde. Alle 2, 3 Jahre gibt es ein paar Neuzugänge. Aber oft gehen die jungen Leute beim Übergang von der Schule zum Studium verloren. Eberhard Voigt ist vor sieben Jahren zum Chor gestoßen. Viel zu spät, sagt der 61-Jährige ehemalige Post-Angestellte heute:
"Das Schöne ist die Gemeinschaft, man kann sich untereinander auf den anderen verlassen. Dann macht das Singen unheimlich viel Spaß, und man sieht, dass man anderen Freude bringen kann. Bei den Konzerten - man sieht, wie das Publikum mitgeht, begeistert ist. Es läuft einem selbst fast eiskalt den Rücken runter, wenn man die Lieder dort schön rüberbringen kann. Es macht Spaß, und man fühlt sich irgendwie gut."
Weitere Informationen:
Homepage Gemischter Chor Ludwigsfelde
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.
sagt Rainer Keck über Udo Jürgens. Der Leiter des Gemischten Chores Ludwigsfelde steht am Flügel in der Aula der Theodor-Fontane-Grundschule. Zum Sitzen ist er wohl zu aufgeregt. Denn: zum allerersten Mal probt sein Chor ein Stück des Schlagerstars:
""Er ist für mich einer der größten Musiker überhaupt. Dazu kommt, dass er bei den Leuten und heute noch bei der Jugend und bei den Alten, bei allen durch die Bank, immer wieder ankommt!"
Elf Männer und 15 Frauen sitzen an diesem Proben-Dienstag vor Rainer Keck. Mehr als die Hälfte sind Rentner, Alter: 60 plus. Das beeinflusse aber nicht die Qualität des Gesangs, sagt der Chorleiter:
"Ich möchte jetzt nicht Johannes Heesters ins Gefecht führen. (lacht) Klar, es war ne Altmännerstimme, aber technisch gesehen einwandfrei. Durchgestützt und die Töne haben gestanden wie ne Eins. Wenn man, sagen wir mal, einmal die Woche tatsächlich singt, dann hält man das ziemlich lange durch. Und da ist das Alter auch nicht die große Frage."
Das meint auch Gerd Stransfeldt. Er ist 75 Jahre alt, seit 44 Jahren singt er im Chor den Tenor:
"Es ist schon eine erhebende Sache, so lange dabei zu sein und durch das Singen wenigstens innerlich relativ jung geblieben zu sein. Die Gemeinschaft, die macht viel aus."
Die Musikauswahl ist jung: Sehr viel Pop ist dabei, aber auch klassische Madrigale und Volkslieder. Noten und Musik finden die Mitglieder auf der choreigenen Internetseite. Die pflegt Sandy Kruspe. Die 35 Jahre alte Büroangestellte singt im Chor Ludwigsfelde, seit sie 20 ist:
"Da ist für jede Stimmgruppe die Melodie, die sie sich dann runterladen können auf den MP3-Player, und dann sitzen die Leute im Zug und singen ihre Lieder oder sind beim Fahrradfahren, also das wird schon viel - nicht nur von den Jüngeren - genutzt, um nebenbei zu lernen."
Seit 1955 gibt es den Gemischten Chor Ludwigsfelde. Ein Neustart kam 1991 nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung. Rainer Keck, damals arbeitsloser studierter Opernsänger und umgelernter Versicherungs- und Anlageberater, wurde als Chorleiter engagiert:
"Dann dauerte es nicht lang, dann war das erste Konzert, und fünf Minuten bevor ich auf die Bühne musste, hab ich plötzlich gemerkt, dass ich noch nie öffentlich dirigiert hatte, und auch noch nie einen Chor dirigiert hatte. Aber zum Weglaufen war's da zu spät."
Die Chormitglieder haben es ihm gedankt, dass er geblieben ist. Denn mit Rainer Keck haben die 35 Sängerinnen und Sänger viele Höhepunkte erlebt: Das gemeinsame Singen mit fünf anderen Chören bei der Feier zum Tag der Deutschen Einheit 1998. Das Einspielen ihrer ersten CD. Und die Teilnahme bei vielen Wettbewerben und Wertungssingen, wo sie immer wieder gut abschneiden.
"Da flattern manchmal die Knie ... Wir waren in dieser Zusammensetzung in Spremberg, da haben wir den ersten Platz gemacht, das war für uns auch unerwartet, das war enorm. Oder das Wertungssingen in Rathenow. Das war super. Dass Chorleiter und Chor mal erfahren, wo man so steht. Das sind so erhabene Momente."
Trotz der jugendlichen Musikauswahl - es fehlt der Nachwuchs beim Gemischten Chor Ludwigsfelde. Alle 2, 3 Jahre gibt es ein paar Neuzugänge. Aber oft gehen die jungen Leute beim Übergang von der Schule zum Studium verloren. Eberhard Voigt ist vor sieben Jahren zum Chor gestoßen. Viel zu spät, sagt der 61-Jährige ehemalige Post-Angestellte heute:
"Das Schöne ist die Gemeinschaft, man kann sich untereinander auf den anderen verlassen. Dann macht das Singen unheimlich viel Spaß, und man sieht, dass man anderen Freude bringen kann. Bei den Konzerten - man sieht, wie das Publikum mitgeht, begeistert ist. Es läuft einem selbst fast eiskalt den Rücken runter, wenn man die Lieder dort schön rüberbringen kann. Es macht Spaß, und man fühlt sich irgendwie gut."
Weitere Informationen:
Homepage Gemischter Chor Ludwigsfelde
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.