Butter schützt vor Herzkrankheiten!
Pommes, Snacks, Süßwaren - die "Transfettbomben" schaden angeblich dem Herzen und dem Gehirn. Da sei viel Hysterie dabei, so Udo Pollmer: Eine Langzeitstudie zeigt, dass Menschen mit mehr natürlichen Transfetten im Blut sogar länger lebten.
"Experten warnen vor Transfettsäuren." Mit dicken Headlines wird die Bevölkerung auf Bedrohliches eingeschworen: Überall lauern "Killerfette", die, so lese ich, "nicht nur der Figur, sondern auch den Gefäßen, dem Herzen und sogar dem Gehirn" schaden. Das Killerkommando greift die Menschheit mit "Transfettbomben" an, deren schwerstes Geschoss die unvermeidlichen Pommes bilden, gefolgt von Süßwaren, Snacks und Panaden auf Fischfilets, die gleichsam einen kulinarischen Bombenteppich bilden.
Lassen wir die martialische Sprache der Ernährungsaufklärer außen vor, gehen wir lieber der Frage nach, wie die Transfette auf den Tisch gelangen? Ursache ist die Teilhärtung, mit der flüssige Öle streichfähig werden oder Frittier-Fett hitzestabil. Nach den Untersuchungen der baden-württembergischen Lebensmittelüberwachung erreichen die Gehalte bei einer 200 Gramm-Portion Pommes heute höchstens 300 Milligramm Transfett. Das ist eigentlich nicht mehr der Rede wert.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. droht ebenfalls mit dem Transfett-Herztod und nennt ihrerseits an erster Stelle die Milch: Doch auch da enthält ein 0,2 Literglas nur 250 Milligramm – so wie bei den Pommes. Hier allerdings ist der Ursprung ein völlig anderer. Er ist nicht die Folge technologischer Prozesse, sondern ein echtes Naturprodukt: Im Verdauungstrakt der Wiederkäuer befindet sich die Pansenflora, die Gras, Heu und Silage verdaut. Und die produziert seit Urzeiten kleine Mengen an Transfettsäuren. Damit werden Kälbchen, Zicklein und Lämmchen groß und stark. Nur der ernährungsbewusste Leser bekommt davon neuerdings einen Herz- und Hirnschaden.
Lassen wir die martialische Sprache der Ernährungsaufklärer außen vor, gehen wir lieber der Frage nach, wie die Transfette auf den Tisch gelangen? Ursache ist die Teilhärtung, mit der flüssige Öle streichfähig werden oder Frittier-Fett hitzestabil. Nach den Untersuchungen der baden-württembergischen Lebensmittelüberwachung erreichen die Gehalte bei einer 200 Gramm-Portion Pommes heute höchstens 300 Milligramm Transfett. Das ist eigentlich nicht mehr der Rede wert.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. droht ebenfalls mit dem Transfett-Herztod und nennt ihrerseits an erster Stelle die Milch: Doch auch da enthält ein 0,2 Literglas nur 250 Milligramm – so wie bei den Pommes. Hier allerdings ist der Ursprung ein völlig anderer. Er ist nicht die Folge technologischer Prozesse, sondern ein echtes Naturprodukt: Im Verdauungstrakt der Wiederkäuer befindet sich die Pansenflora, die Gras, Heu und Silage verdaut. Und die produziert seit Urzeiten kleine Mengen an Transfettsäuren. Damit werden Kälbchen, Zicklein und Lämmchen groß und stark. Nur der ernährungsbewusste Leser bekommt davon neuerdings einen Herz- und Hirnschaden.
Herzinfarkt durch Margarine?
Zur Einordnung lohnt ein kurzer Blick in die Historie: Vor Jahren waren die Gehalte an technischen Transfetten in Diät-Margarinen und Bäckereiprodukten wie Croissants tatsächlich ziemlich hoch. Als der Verdacht aufkeimte, dass vor allem die angeblich so herzgesunde Diät-Margarine Herzinfarkt begünstigt, sah sich die Margarineindustrie genötigt, ihre Verfahren zu ändern. Dadurch sank ganz allgemein die Zufuhr an Transfetten. Die lautstarke Forderung nach einer generellen Senkung war für die Lebensmittelindustrie zugleich der ersehnte Vorwand, um in den Rezepturen die teure Butter und Sahne durch billiges Pflanzenöl zu ersetzen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin, das BfR, hatte bereits Mitte 2013 Entwarnung gegeben: Die "Höhe der derzeitigen trans-Fettsäureaufnahme in Deutschland ist gesundheitlich unbedenklich". Das galt für beide Arten von Transfetten – dennoch wäre es vorteilhaft zu wissen, ob es einen Unterschied zwischen technischen Transfetten und natürlichen gibt.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin, das BfR, hatte bereits Mitte 2013 Entwarnung gegeben: Die "Höhe der derzeitigen trans-Fettsäureaufnahme in Deutschland ist gesundheitlich unbedenklich". Das galt für beide Arten von Transfetten – dennoch wäre es vorteilhaft zu wissen, ob es einen Unterschied zwischen technischen Transfetten und natürlichen gibt.
Neue Ergebnisse durch Langzeitstudie
Inzwischen liegt zu dieser Frage eine Antwort aus Deutschland vor, aus Ludwigshafen. Bei über 3000 Patienten wurden die einzelnen Transfettsäuren im Blut analysiert und die Probanden etwa zehn Jahre lang beobachtet. Ergebnis: Wer mehr natürliche Transfette im Blut hatte, der lebte länger! Butter schützt demnach vor koronaren Herzkrankheiten. Bingo! Die technischen Fettsäuren hatten keinen Einfluss – weder positiv noch negativ. Die Autoren gehen – wie das BfR – davon aus, dass auch die heute üblichen geringen Mengen an technischen Transfetten harmlos sind.
Es sei dahingestellt, ob das erfreuliche Ergebnis tatsächlich auf den natürlichen Fettsäuren beruht, oder ob es andere Eigenschaften jener Lebensmittel sind, die von Wiederkäuern stammen. Auf jeden Fall straft es die vielen hysterischen Warnungen Lügen, die in der Behauptung gipfelten, Transfette seien noch gefährlicher als Rauchen. Schließlich haben bereits mehrere Untersuchungen gezeigt, dass Wiederkäuerfette im Essen das Infarktrisiko senken.
Doch das interessiert im Gesundheitsrausch niemanden mehr. Die Politik sieht sich durch die öffentliche Meinung zum Handeln gedrängt und will nun unserer Nahrung die vermeintlichen Gefahrstoffe gründlich austreiben. Etwa ein echter Hirnschaden? Bis zur Klärung dieser Frage freuen wir uns auf saftige Rindersteaks, Eiscreme mit Sahne und fetten Kräuterquark. Mahlzeit!
Literatur
Horn I: Kennzeichnung reicht nicht: EU-Kommission plädiert für europaweiten Höchstwert bei Transfettsäuren. Medscape 8.2.2016
Goesch A: Experten warnen vor Transfettsäuren. Diese Lebensmittel enthalten "Killerfette". T-Online 24.9.2015
Gerhard S: Cremig, fettig, ungesund. Zeit Online Gesundheit 19.6.2015
Ciesleski R, Henkenberens C: Gefahr durch Transfettsäuren. Deutschland kriegt sein Fett nicht weg. Spiegel Online 13.8.2015
Anon: Transfettsäuren: Gefahr für Herz und Kreislauf. Stiftung Warentest Online 25.9.2015
dpa/Lane J: Transfette: Hier verstecken sich die gefährlichen Fette. Focus Online
Winkelheide M: Transfette: billig und ungesund. Deutschlandfunk 20.5.2014
Hollersen W: In den USA verboten – in Deutschland kein Problem? Welt Online 28.6.2015
BfR: Höhe der derzeitigen trans-Fettsäureaufnahme in Deutschland ist gesundheitlich unbedenklich. Stellungnahme 028/2013 vom 6. Juni 2013
Pollmer U: Null Toleranz gegenüber Transfettsäuren. Macht die Selbstverpflichtung der Lebensmittelhersteller Sinn? Deutschlandradio Kultur, Mahlzeit vom 4. Mai 2013
Straub I et al: Trans-Fettsäuren – Besserung in Sicht? Informationsdienst der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter (CVUA) Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Sigmaringen sowie des Staatlichen Tierärztlichen Untersuchungsamtes (STUA) Aulendorf – Diagnostikzentrum, Meldung vom 14.10.2014
Kleber ME et al: Trans fatty acids andmortality in patients referred for coronary angiography: the Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health Study. European Heart Journal 2015 Sep 22. pii: ehv446 epub ahead of print
Bolton-Smith C et al: Does dietary trans fatty acid intake relate to the prevalence of coronary heart disease in Scotland? European Heart Journal 1996; 17: 837–845
Ascherio A et al: Trans-fatty acids intake and risk of myocardial infarction. Circulation 1994; 89: 94–101
Smit LA et al: Conjugated linoleic acid in adipose tissue and risk of myocardial infarction. American Journal of Clinical Nutrition 2010; 92: 34–40
Willett WC et al: Intake of trans fatty acids and risk of coronary heart disease among women. Lancet 1993; 341: 581–585
Bendsen NT et al: Consumption of industrial and ruminant trans fatty acids and risk of coronary heart disease: a systematic review and meta-analysis of cohort studies. European Journal of Clinical Nutrition 2011; 65: 773-783
Es sei dahingestellt, ob das erfreuliche Ergebnis tatsächlich auf den natürlichen Fettsäuren beruht, oder ob es andere Eigenschaften jener Lebensmittel sind, die von Wiederkäuern stammen. Auf jeden Fall straft es die vielen hysterischen Warnungen Lügen, die in der Behauptung gipfelten, Transfette seien noch gefährlicher als Rauchen. Schließlich haben bereits mehrere Untersuchungen gezeigt, dass Wiederkäuerfette im Essen das Infarktrisiko senken.
Doch das interessiert im Gesundheitsrausch niemanden mehr. Die Politik sieht sich durch die öffentliche Meinung zum Handeln gedrängt und will nun unserer Nahrung die vermeintlichen Gefahrstoffe gründlich austreiben. Etwa ein echter Hirnschaden? Bis zur Klärung dieser Frage freuen wir uns auf saftige Rindersteaks, Eiscreme mit Sahne und fetten Kräuterquark. Mahlzeit!
Literatur
Horn I: Kennzeichnung reicht nicht: EU-Kommission plädiert für europaweiten Höchstwert bei Transfettsäuren. Medscape 8.2.2016
Goesch A: Experten warnen vor Transfettsäuren. Diese Lebensmittel enthalten "Killerfette". T-Online 24.9.2015
Gerhard S: Cremig, fettig, ungesund. Zeit Online Gesundheit 19.6.2015
Ciesleski R, Henkenberens C: Gefahr durch Transfettsäuren. Deutschland kriegt sein Fett nicht weg. Spiegel Online 13.8.2015
Anon: Transfettsäuren: Gefahr für Herz und Kreislauf. Stiftung Warentest Online 25.9.2015
dpa/Lane J: Transfette: Hier verstecken sich die gefährlichen Fette. Focus Online
Winkelheide M: Transfette: billig und ungesund. Deutschlandfunk 20.5.2014
Hollersen W: In den USA verboten – in Deutschland kein Problem? Welt Online 28.6.2015
BfR: Höhe der derzeitigen trans-Fettsäureaufnahme in Deutschland ist gesundheitlich unbedenklich. Stellungnahme 028/2013 vom 6. Juni 2013
Pollmer U: Null Toleranz gegenüber Transfettsäuren. Macht die Selbstverpflichtung der Lebensmittelhersteller Sinn? Deutschlandradio Kultur, Mahlzeit vom 4. Mai 2013
Straub I et al: Trans-Fettsäuren – Besserung in Sicht? Informationsdienst der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter (CVUA) Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Sigmaringen sowie des Staatlichen Tierärztlichen Untersuchungsamtes (STUA) Aulendorf – Diagnostikzentrum, Meldung vom 14.10.2014
Kleber ME et al: Trans fatty acids andmortality in patients referred for coronary angiography: the Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health Study. European Heart Journal 2015 Sep 22. pii: ehv446 epub ahead of print
Bolton-Smith C et al: Does dietary trans fatty acid intake relate to the prevalence of coronary heart disease in Scotland? European Heart Journal 1996; 17: 837–845
Ascherio A et al: Trans-fatty acids intake and risk of myocardial infarction. Circulation 1994; 89: 94–101
Smit LA et al: Conjugated linoleic acid in adipose tissue and risk of myocardial infarction. American Journal of Clinical Nutrition 2010; 92: 34–40
Willett WC et al: Intake of trans fatty acids and risk of coronary heart disease among women. Lancet 1993; 341: 581–585
Bendsen NT et al: Consumption of industrial and ruminant trans fatty acids and risk of coronary heart disease: a systematic review and meta-analysis of cohort studies. European Journal of Clinical Nutrition 2011; 65: 773-783