Über das Menschsein hinaus
Getunte Gehirne, Exoskelette, Siliziumschaltkreise im Körper - schon längst wird daran geforscht und geschraubt. Das Versprechen: ein besseres Leben mit höherer Leistungsfähigkeit und mehr Lebensfreude. Schöne neue Welt oder Vertiefung gesellschaftlicher Gräben?
"Wer ist denn dieser natürliche Mensch?"
"Ja ich bin ein Cyborg."
"Ist ein natürlicher Mensch der, der nie Antibiotika genommen hat?"
"Die Edelmenschen sind die, die es sich leisten können, die in einen höheren Zustand gehoben werden."
"Exoskeletons will become common place in society."
"Ich glaube, da unterliegen wir einer gewissen Hybris - und es fängt ja nicht beim Optimieren des Menschen an."
"Ja ich bin ein Cyborg."
"Ist ein natürlicher Mensch der, der nie Antibiotika genommen hat?"
"Die Edelmenschen sind die, die es sich leisten können, die in einen höheren Zustand gehoben werden."
"Exoskeletons will become common place in society."
"Ich glaube, da unterliegen wir einer gewissen Hybris - und es fängt ja nicht beim Optimieren des Menschen an."
Hugh Herr, Forscher für künstliche Gliedmaßen, trägt selbst zwei motorgetriebene Sprunggelenke: "Seit über einem Jahrhundert haben sich Forscher an am Körper angebrachten Exoskeletten versucht, die das Gehen oder Laufen verbessern. Niemand hat es geschafft. Erst vor wenigen Monaten, da haben wir ein Exoskelett entwickelt, dass die vom eigenen Kreislauf verbrauchte Energie deutlich senkt. Exoskelette werden ganz normal werden. Die Leute werden sie tragen, um die Verletzungsgefahr zu mindern, um schneller und stärker zu werden. Das Zeitalter der Exoskelette beginnt jetzt."
Eine phantastische Neue Welt
Das ist erst der Anfang. Es ist eine phantastische Neue Welt, an der Hugh Herr arbeitet und die er herbeisehnt. Die Bereiche der Nano-, Bio-, Informations- und Kommunikationswissenschaften verschmelzen miteinander. Millionenschwere öffentliche Forschungsprojekte in Europa und den USA zielen darauf ab, das menschliche Gehirn auf Computerplatinen zu übertragen. Kühne Denker sehen voraus, dass wir das bloße Menschsein bald hinter uns lassen und mit den Maschinen verschmelzen. Das Selbstverständnis, was ein Mensch ist wandelt sich. Heute schon.
Enno Park: "Wer bin ich? Ja ich bin ein Cyborg ..."
Geräusche erreichen Enno Park über einen Empfänger unter seiner Kopfhaut. Drähte leiten sie von dort durch den Schädel weiter bis an die angeschlossenen Hörnerven. Um die 30.000 Menschen in Deutschland haben ein solches Gerät im Kopf. Viele mehr sind durch Künstliche Hüften, Prothesen, Herz- und einige durch Hirnschrittmacher per Definition Mensch-Maschinenwesen. Die wenigsten werden sich als Cyborgs bezeichnen. Sie freuen sich, wieder hören, laufen, lachen zu können, und dort angekommen zu sein, worin die Allgemeinheit die Normalität sieht. Enno Park will einen Schritt weiter. Da ist der Cyborg ganz Mensch: neugierig und spielerisch.
Verschmelzung von Mensch und Maschine
Es kommt Schwung in das Verschmelzen von Mensch und Maschine. Daran hat der US-amerikanische Erfinder und Künstliche-Intelligenz-Forscher Ray Kurzweil ziemlich großen Anteil. Microsoft Gründer Bill Gates hält ihn für den bedeutendsten Denker unserer Zeit, Google hat ihn 2012 unter Vertrag genommen, damit die Suchmaschine endlich lernt, die menschliche Sprache wirklich zu verstehen. Facebook-Investor Peter Thiel unterstützt ihn. Kurzweil ist visionär, einflussreich. Kurzweil ist Transhumanist. Einer der glaubt, dass wir Menschen unsere Evolution in die eigenen Hände nehmen sollen.
Ray Kurzweil: "Und das alles wird zu späteren Stadien führen, wenn wir tatsächlich die Informationen unseres Lebens erfassen können. Das ist nicht nur eine Metapher, dass unsere Erinnerungen, unsere Fähigkeiten, unser Persönlichkeit eine Informationsdatei sind. Leute in 100 Jahren werden uns für verrückt halten, weil wie keine regelmäßigen Backups von unserem Gehirn gemacht haben, so wie man das heute bei den Emails macht."
Nach Friedrich Nietzsche ist der Mensch dazu bestimmt, sich ständig weiter zu entwickeln. Die Transhumanisten haben vor gut 60 Jahren die Technik neben der Bildung als wesentlichen Faktor in diesem Prozess ausgemacht. Julian Huxley, ein führender britischer Eugeniker, erster Direktor der UNESCO und Bruder des Schriftstellers Aldous Huxley fand in den 50er Jahren einen Namen für die Bewegung.
Zitator: Die menschliche Rasse kann wenn sie will über sich selbst hinausgehen – nicht nur gelegentlich, einer so, ein anderer auf jene Weise – sondern als Ganzes, als Menschheit. Wir brauchen einen Namen. Vielleicht ist Transhumanismus geeignet. Der Mensch bleibt Mensch, aber steigt über sich selbst hinaus ...
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