Über den Umgang mit Fremdenfeindlichkeit
Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen hat 2009 zum Aktionsjahr gegen Rechtsaußen erklärt. Die Gemeinden sollen aktiv werden. Warum und wie das geschehen könnte, darüber informiert eine Broschüre mit dem Titel "Nächstenliebe verlangt Klarheit".
Die evangelischen Kirchen in den Neuen Bundesländern zeigen sich alarmiert. Denn die Zahl der rechtsextremen Gruppierungen und Parteien nimmt zu.
Ende 2007 gab es in Deutschland 180 rechtsextremistische Organisationen und Personenzusammenschlüsse. Die Zahl ihrer Mitglieder liegt bei 31.000. Die Zahl der gewaltbereiten Rechtsextremisten beläuft sich auf 10.000.
Was die Kirchenvertreter besonders aufbringt, sind die rechtsextremen Gewalttaten. Aus der Statistik für das Jahr 2007:
Politisch rechts motivierte Straftaten: 17.176 , darunter 980 Gewalttaten.
Dazu zählen im Einzelnen:
Körperverletzungen 919
Brandstiftungen 18
Nötigung/Bedrohung 150
Bingst: "Es gibt Regionen in Sachsen, zum Beispiel die Region um Mitweida in Mittelsachsen, wo mehrere rechtsextreme Kameradschaften agieren, gut vernetzt sind, und wir auch die Wahrnehmung haben, dass es bei den Verantwortungsträgern in Jugendarbeit, in Politik und in lange Zeit nicht als Problem wahrgenommen worden ist."
Das sagt Friedemann Bringt, der mit dem Kulturbüro Sachsen e.V. im Auftrag der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche eine Broschüre erstellt hat, deren Titel bereits Programm ist:
Nächstenliebe verlangt Klarheit. Kirche für Demokratie – gegen Rechtsextremismus. Handreichung für Gemeinden zum Umgang mit Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit.
Eine Broschüre von 132 Seiten, seit Anfang des Jahres kostenlos zu beziehen – und Teil eines - so wörtlich - Aktionsjahres der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche gegen rechtsextreme Bestrebungen. Dabei fehlt es den zahlreichen Autorinnen und Autoren nicht an Selbstkritik:
Warum ausgerechnet Sachsen?
Fragt einleitend die AG Kirche und Rechtsextremismus.
Sachsen stellt im Vergleich zu anderen Bundesländern einen Schwerpunkt für rechtsextreme Bestrebungen dar. In Sachsen gelang der NPD 2004 der Sprung in den Landtag und in zahlreiche Kommunalparlamente. In Sachsen agieren 13 NPD-Kreisverbände, 25 Kameradschaften, 30 Neonazibands.
Rechtsextremismus, so ein erstes Fazit der Autoren, ist dabei, sich in Sachsen und darüber hinaus fest zu etablieren mit einer eigenen auch wirtschaftlichen Infrastruktur, mit eigenen Buch- und Szeneläden.
"Ein anderer Punkt ist, dass wir hier in einer Situation leben, nach zwei Diktaturen, wo der Wert von Demokratie oder von Menschenrechten nicht unbedingt in allen Bevölkerungsteilen erkannt wird. Ich glaube, dass wir hier noch eine Menge Nachbildungsarbeit machen müssen, im Sinne von politischer Bildung, nicht nur bei Jugendlichen, sondern eben auch bei Erwachsenen, die auch nicht demokratische Verhältnisse über Jahre erleben konnten."
Doch die Broschüre will weniger beklagen. sondern informieren und motivieren. Die kurzen, lebendig geschriebenen Beiträge sind in vier Themenblöcke aufgeteilt.
Theologisch Grundlegung - das biblische Menschenbild.
Das Einleitungskapitel: Hier wird mit dem Schöpfungsbericht der Bibel beginnend, ein Menschenbild entworfen, in dem Rassismus und Antisemitismus schlicht als Sünden gegen G"tt erscheinen.
Rechtsextremismus - was ist das?
Lautet das zweite Kapitel, das in die Denk- und Lebenswelt von Rechtsextremisten einführt.
Das betrifft uns Christen doch gar nicht. Oder? Leitfaden für Kirchengemeinden zum Umgang mit besonderen rechtsextremen Ereignissen.
Das dritte Kapitel bietet Handlungsanweisungen: Von der Prävention, der Schaffung von alternativen Freizeitangeboten, der Vernetzung mit Gleichgesinnten, bis zum Widerstand gegen rechte Unterwanderungen von Kirchenvorständen.
Ermutigung zum Handeln - Beispiele und Bausteine für kirchliches Engagement.
Das letzte Kapitel schildert konkrete Erfahrungen mit konkreten Projekten - zum Nachahmen empfohlen. Denn eins soll nicht mehr passieren:
Bringt: "Ich habe in meiner Beratungspraxis, wir sind ja als Kulturbüro Sachsen seit mittlerweile acht Jahren in der mobilen Beratung im ländlichen Regionen aktiv, und viele Jugendeinrichtungen erlebt, die dieses Thema für sich als relevant empfunden haben, weil sie selber Opfer rechtsextremer Gewalt wurden, aber in ihren Kirchgemeinden dafür keine Ansprechpartner, keinen Rückhalt, gefunden haben."
Diese Jugendlichen haben vorgemacht, was die Broschüre "Nächstenliebe verlangt Klarheit" beabsichtigt. Sie haben sich...
Bringt: "... in eigenen Initiativen organisierten, die jetzt mittlerweile im Netzwerk "Tolerantes Sachsen", das wir mit initiiert haben, aktiv sind, aber eben in der Kirche keine Diskursmöglichkeiten vorfinden oder vorgefunden haben –und hier wollten wir gerne für Veränderungen sorgen."
Bleibt nachzutragen, dass seit Januar bis heute die ersten 5000 Exemplare vergriffen sind. Die Neuauflage ist in Druck und kann auch über die Kirchengemeinden kostenlos bezogen werden.
Broschüre "Nächstenliebe verlangt Klarheit"
herausgegeben von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche SachsensEigendruck, Dresden 2009, 132 Seiten. Wird kostenlos abgegeben.
Ende 2007 gab es in Deutschland 180 rechtsextremistische Organisationen und Personenzusammenschlüsse. Die Zahl ihrer Mitglieder liegt bei 31.000. Die Zahl der gewaltbereiten Rechtsextremisten beläuft sich auf 10.000.
Was die Kirchenvertreter besonders aufbringt, sind die rechtsextremen Gewalttaten. Aus der Statistik für das Jahr 2007:
Politisch rechts motivierte Straftaten: 17.176 , darunter 980 Gewalttaten.
Dazu zählen im Einzelnen:
Körperverletzungen 919
Brandstiftungen 18
Nötigung/Bedrohung 150
Bingst: "Es gibt Regionen in Sachsen, zum Beispiel die Region um Mitweida in Mittelsachsen, wo mehrere rechtsextreme Kameradschaften agieren, gut vernetzt sind, und wir auch die Wahrnehmung haben, dass es bei den Verantwortungsträgern in Jugendarbeit, in Politik und in lange Zeit nicht als Problem wahrgenommen worden ist."
Das sagt Friedemann Bringt, der mit dem Kulturbüro Sachsen e.V. im Auftrag der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche eine Broschüre erstellt hat, deren Titel bereits Programm ist:
Nächstenliebe verlangt Klarheit. Kirche für Demokratie – gegen Rechtsextremismus. Handreichung für Gemeinden zum Umgang mit Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit.
Eine Broschüre von 132 Seiten, seit Anfang des Jahres kostenlos zu beziehen – und Teil eines - so wörtlich - Aktionsjahres der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche gegen rechtsextreme Bestrebungen. Dabei fehlt es den zahlreichen Autorinnen und Autoren nicht an Selbstkritik:
Warum ausgerechnet Sachsen?
Fragt einleitend die AG Kirche und Rechtsextremismus.
Sachsen stellt im Vergleich zu anderen Bundesländern einen Schwerpunkt für rechtsextreme Bestrebungen dar. In Sachsen gelang der NPD 2004 der Sprung in den Landtag und in zahlreiche Kommunalparlamente. In Sachsen agieren 13 NPD-Kreisverbände, 25 Kameradschaften, 30 Neonazibands.
Rechtsextremismus, so ein erstes Fazit der Autoren, ist dabei, sich in Sachsen und darüber hinaus fest zu etablieren mit einer eigenen auch wirtschaftlichen Infrastruktur, mit eigenen Buch- und Szeneläden.
"Ein anderer Punkt ist, dass wir hier in einer Situation leben, nach zwei Diktaturen, wo der Wert von Demokratie oder von Menschenrechten nicht unbedingt in allen Bevölkerungsteilen erkannt wird. Ich glaube, dass wir hier noch eine Menge Nachbildungsarbeit machen müssen, im Sinne von politischer Bildung, nicht nur bei Jugendlichen, sondern eben auch bei Erwachsenen, die auch nicht demokratische Verhältnisse über Jahre erleben konnten."
Doch die Broschüre will weniger beklagen. sondern informieren und motivieren. Die kurzen, lebendig geschriebenen Beiträge sind in vier Themenblöcke aufgeteilt.
Theologisch Grundlegung - das biblische Menschenbild.
Das Einleitungskapitel: Hier wird mit dem Schöpfungsbericht der Bibel beginnend, ein Menschenbild entworfen, in dem Rassismus und Antisemitismus schlicht als Sünden gegen G"tt erscheinen.
Rechtsextremismus - was ist das?
Lautet das zweite Kapitel, das in die Denk- und Lebenswelt von Rechtsextremisten einführt.
Das betrifft uns Christen doch gar nicht. Oder? Leitfaden für Kirchengemeinden zum Umgang mit besonderen rechtsextremen Ereignissen.
Das dritte Kapitel bietet Handlungsanweisungen: Von der Prävention, der Schaffung von alternativen Freizeitangeboten, der Vernetzung mit Gleichgesinnten, bis zum Widerstand gegen rechte Unterwanderungen von Kirchenvorständen.
Ermutigung zum Handeln - Beispiele und Bausteine für kirchliches Engagement.
Das letzte Kapitel schildert konkrete Erfahrungen mit konkreten Projekten - zum Nachahmen empfohlen. Denn eins soll nicht mehr passieren:
Bringt: "Ich habe in meiner Beratungspraxis, wir sind ja als Kulturbüro Sachsen seit mittlerweile acht Jahren in der mobilen Beratung im ländlichen Regionen aktiv, und viele Jugendeinrichtungen erlebt, die dieses Thema für sich als relevant empfunden haben, weil sie selber Opfer rechtsextremer Gewalt wurden, aber in ihren Kirchgemeinden dafür keine Ansprechpartner, keinen Rückhalt, gefunden haben."
Diese Jugendlichen haben vorgemacht, was die Broschüre "Nächstenliebe verlangt Klarheit" beabsichtigt. Sie haben sich...
Bringt: "... in eigenen Initiativen organisierten, die jetzt mittlerweile im Netzwerk "Tolerantes Sachsen", das wir mit initiiert haben, aktiv sind, aber eben in der Kirche keine Diskursmöglichkeiten vorfinden oder vorgefunden haben –und hier wollten wir gerne für Veränderungen sorgen."
Bleibt nachzutragen, dass seit Januar bis heute die ersten 5000 Exemplare vergriffen sind. Die Neuauflage ist in Druck und kann auch über die Kirchengemeinden kostenlos bezogen werden.
Broschüre "Nächstenliebe verlangt Klarheit"
herausgegeben von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche SachsensEigendruck, Dresden 2009, 132 Seiten. Wird kostenlos abgegeben.