Über die Zukunft der Grünen Gentechnik
Sie wird ein wichtiges Thema auf der Grünen Woche sein: die Zukunft der so genannten Grünen Gentechnik. Gemeint ist damit der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in Deutschland. Die Mehrheit der Verbraucher lehnt sie ab.
Auf deutschen Äckern sind gentechnisch veränderte Pflanzen erlaubt - für Forschungszwecke oder bereits zugelassene Sorten. Aber nur 112 Gen-Felder gab es im vergangenen Jahr – mit besonders stärkereichen Kartoffeln, vor allem aber mit Mais. Auch Gen-Raps oder Gen-Zuckerrüben könnten hierzulande demnächst gedeihen.
Die zögerliche Anwendung der Agro-Gentechnik hat verschiedene Gründe – nicht nur die Ablehnung deutscher Verbraucher, auch die Skepsis vieler Landwirte - und das deutsche Gentechnikgesetz aus der rot-grünen Ära. Das Gesetz macht es Bauern schwer, sich für Gensaaten zu entscheiden.
Denn im Falle unerwünschter Auskreuzung durch Pollenflug haften alle Gen-Landwirte in der Nachbarschaft. Das will der neue Landwirtschaftsminister Seehofer von der CSU ändern: Künftig soll nur der nachgewiesene Verursacher haften, wenn sich Genpollen verirren. Landwirte, die gentechnikfrei arbeiten wollen – und das sind nicht nur Ökobauern – befürchten, dass sie im Streitfall die Kosten für den Schuldnachweis des Nachbarn tragen müssen. In der Diskussion ist auch ein Haftungsfonds, aber niemand ist derzeit bereit, einzuzahlen.
Noch nicht geregelt ist zudem, welche Sicherheitsabstände Gen-Äcker zu Nachbarfeldern haben müssen. Rapspollen beispielweise fliegen viel weiter als Maispollen. Grundsätzlich muss in der EU das Nebeneinander, die Koexistenz zwischen gentechnikfreiem und Gentechnik-Anbau gewährleistet werden. Die vollständige gesetzliche Umsetzung in Deutschland ist überfällig, die EU droht mit hohen Geldstrafen.
Die Gentechnikkritiker haben auch grundsätzliche Einwände. Den Genmais, dem sein Hauptschädling Maiszünsler wenig anhaben kann, lehnen sie ab. Diese Pflanzen produzieren durch ein Bakterien-Gen vorsorglich ein Insektengift. Die Gegner fürchten, durch die Daueranwendung werde der Schädling im Laufe der Jahre unempfindlich, und dann helfe dieses eigentlich nützliche Bakteriengift nicht mehr, wenn man es bei Befall wirklich brauche. Auch Genraps ist den Kritikern nicht geheuer. Er ist gegen Unkrautvernichtungsmittel, so genannte Herbizide, immun. Wenn das Unkraut komplett weggespritzt wird, kommt der Raps besonders gut hoch. Darunter leide die biologische Vielfalt von Wildkräutern und Kleinlebewesen auf dem Acker. Außerdem könne sich der auskreuzungsfreudige Raps schnell mit Wildkräutern mischen, sagen die Gentechnikgegner.
Das Kulturinterview zum Thema mit Dierk Scheel,geschäftsführender Direktor des Leibniz-Institutes für Pflanzenbiochemie in Halle, können Sie für begrenzte Zeit nach der Sendung in unserem Audio-On-Demand-Player hören.
Service:
Die Internationale Grüne Woche findet vom 13. bis 22. Januar 2006 in Berlin statt.
Die zögerliche Anwendung der Agro-Gentechnik hat verschiedene Gründe – nicht nur die Ablehnung deutscher Verbraucher, auch die Skepsis vieler Landwirte - und das deutsche Gentechnikgesetz aus der rot-grünen Ära. Das Gesetz macht es Bauern schwer, sich für Gensaaten zu entscheiden.
Denn im Falle unerwünschter Auskreuzung durch Pollenflug haften alle Gen-Landwirte in der Nachbarschaft. Das will der neue Landwirtschaftsminister Seehofer von der CSU ändern: Künftig soll nur der nachgewiesene Verursacher haften, wenn sich Genpollen verirren. Landwirte, die gentechnikfrei arbeiten wollen – und das sind nicht nur Ökobauern – befürchten, dass sie im Streitfall die Kosten für den Schuldnachweis des Nachbarn tragen müssen. In der Diskussion ist auch ein Haftungsfonds, aber niemand ist derzeit bereit, einzuzahlen.
Noch nicht geregelt ist zudem, welche Sicherheitsabstände Gen-Äcker zu Nachbarfeldern haben müssen. Rapspollen beispielweise fliegen viel weiter als Maispollen. Grundsätzlich muss in der EU das Nebeneinander, die Koexistenz zwischen gentechnikfreiem und Gentechnik-Anbau gewährleistet werden. Die vollständige gesetzliche Umsetzung in Deutschland ist überfällig, die EU droht mit hohen Geldstrafen.
Die Gentechnikkritiker haben auch grundsätzliche Einwände. Den Genmais, dem sein Hauptschädling Maiszünsler wenig anhaben kann, lehnen sie ab. Diese Pflanzen produzieren durch ein Bakterien-Gen vorsorglich ein Insektengift. Die Gegner fürchten, durch die Daueranwendung werde der Schädling im Laufe der Jahre unempfindlich, und dann helfe dieses eigentlich nützliche Bakteriengift nicht mehr, wenn man es bei Befall wirklich brauche. Auch Genraps ist den Kritikern nicht geheuer. Er ist gegen Unkrautvernichtungsmittel, so genannte Herbizide, immun. Wenn das Unkraut komplett weggespritzt wird, kommt der Raps besonders gut hoch. Darunter leide die biologische Vielfalt von Wildkräutern und Kleinlebewesen auf dem Acker. Außerdem könne sich der auskreuzungsfreudige Raps schnell mit Wildkräutern mischen, sagen die Gentechnikgegner.
Das Kulturinterview zum Thema mit Dierk Scheel,geschäftsführender Direktor des Leibniz-Institutes für Pflanzenbiochemie in Halle, können Sie für begrenzte Zeit nach der Sendung in unserem Audio-On-Demand-Player hören.
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