Über Tod und Teufel

Von Elisabeth Nehring |
Betäubende Heavy Metal-Musik, markerschütternde Schreie und blutige Brüste: In ihrer Aufführung "We saw monsters" inszeniert die isländische Choreografin Erna Ómarsdóttir Tanztheater zwischen Märchen und Horrorfilm.
Monster, Fee, Engel, Teufel - so ist die isländische Tänzerin und Choreografin vielfach beschrieben worden. Und um Monster, Tod und Teufel geht es auch in ihrer Produktion "We saw monsters", die in den Sophiensaelen Deutschlandpremiere hatte.

Dabei lässt Erna Ómarsdóttir verschiedene seltsame Gestalten auftreten: blonde Zwillingsmädchen in rosa Hängerchen und weißen Kniestrümpfen - mädchenhaft, zuweilen aber auch so leblos wie Puppen, beweglich, aber auch entmenschlicht wirken sie. Sie könnten Prinzessinnen aus einem Märchen, aber die typischen Opfer eines Horrorfilms sein. Männer, die wie Tiere auf dem Boden krauchen, der Tod als Sensenmann, der die Menschen zum Tanz zwingt. Eine grässliche Übermutter, die ihre blutigen Brüste entblößt. Künstliche Hände zur Erweiterung von Körpern.

Musikalisch ist der Abend eine Mischung aus melodiösen Rockelementen, lautem Heavy Metal, Stimmen, Geräuschen, verzerrtem Gesang und Quietschen - immer wieder durchsetzt mit lang gezogenen, markerschütternden Schreien der Akteure.

Die Produktion spielt mit Bildern und Figuren aus Märchen und Horrorfilmen, sofort erkennbaren und eindeutigen Referenzen an die heftige Sexualisierung fantastischer Geschichten. Sie versucht, jene Register zu ziehen, aus denen unheimliche Stimmungen und Atmosphären entstehen, will ein Nebeneinander von Harmlosigkeit und Schrecken, Naivität und Gewalt schaffen und ist doch nichts weiter als Trash und Kitsch zugleich. Denn so sehr, wie Erna Ómarsdóttir mit ihrer eruptiven Kraft auf der Bühne als Tänzerin eine "Naturgewalt" sein mag, so beschränkt sind ihre szenische Fantasie und ihre Fähigkeiten als Choreografin.