Überall auffindbar

Von Bamdad Esmaili |
Früher durfte es nur die Polizei, heutzutage kann es nahezu jeder: andere über ihr Handy orten. Wenn das Handy eingeschaltet ist, können so beispielsweise Eltern übers Internet abfragen, wo sich ihr Kind aufhält, oder die gehörnte Ehefrau den untreuen Ehemann aufspüren. Ganz legal ist das allerdings nicht.
Stellen Sie sich vor, Sie haben auf einer Landstrasse einen Unfall und können auf Grund Ihrer Verletzung der Polizei nicht erklären, wo Sie sich befinden. Wären Sie mit Ihrem Handy beim "Notfon D", der Dienstleistungstochter des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft oder bei der "Björn Steiger Stiftung" registriert, dann wären die Rettungsdienste automatisch über den ungefähren Standort informiert. Wie Sie geortet werden können, erklärt Josef Buczynski von der Internetortungsfirma Cognid wie folgt:

"Handyortung funktioniert, indem der Netzbetreiber erkennt, an welcher Funkzelle sich ein Telefon eingebucht hat. Das muss er deswegen wissen, damit ein Telefonanruf, der den Kunden erreichen soll, auch durchgestellt werden kann, also kennt er den Standort."

Und diesen Standort können nun auch Internet-Ortungsdienste wie "Ehebruch24" oder "Jackmobile" beim Netzbetreiber abfragen. Voraussetzung ist, dass der Kunde - sprich der Handykarten-Inhaber - seine Einwilligung gegeben hat, meistens per SMS.

"Dadurch weiß der Netzbetreiber, dass der Eigentümer damit einverstanden ist. Das reicht aber nicht immer aus. Denn wenn man bedenkt, dass man das Handy auch irgendwo liegenlassen kann, dann kann das ein Fremder tun."

Beispielsweise schaltet die eifersüchtige Ehefrau das Handy ihres untreuen Ehemanns in seiner Abwesenheit für die Ortung frei. Zukünftig weiß sie, wo sich ihr Gatte aufhält. Ohne, dass dieser das mitbekommt.

Natürlich ist das nicht legal: Nach deutschem Gesetz muss eine Person im Wissen darüber sein, dass sie auf eine solche Art und Weise ausgehorcht wird. In der Praxis interessiert das die gehörnte Ehefrau aber vermutlich selten. Allerdings können die Ortungsanbieter nicht hundertprozentig genau erkennen, wo sich der Handybesitzer befindet, sagt Josef Buczynski.

"Sobald man sich im Innenstadtbereich aufhält, dann ist die Ortungsgenauigkeit 50 oder 100 Meter im Radius. Wenn man sich aber etwas außerhalb befindet, geht das ganz schnell hoch auf 1 km, auf dem Land auch durchaus 3-4 km möglich."

Ob Vertrags- oder Prepaid-Telefon: Die drei Netzbetreiber Vodafone, E-Plus und O2 machen Handyortung möglich. T-Mobile Handybesitzer haben hingegen Ruhe vor der Ortung. Denn das Unternehmen rückt seine Daten nicht für private Ortungsdienste heraus.