Überall nur Abtrünnige
Vor 25 Jahren exkommunizierte Johannes Paul II. sechs Bischöfe der Pius-Priesterbruderschaft. Sein Nachfolger Benedikt XVI. versuchte, die Traditionalisten wiedereinzugliedern. Dass der neue Papst Franziskus Bewegung in die Spaltung bringen wird, ist eher unwahrscheinlich.
"Ein Mensch, der in Armut gelebt hat, das ist, was die Kirche jetzt gerade wieder braucht. Wir müssen uns darauf besinnen, was Christus nicht nur der Kirche geben kann, sondern den Menschen geben kann. Und was hinter dem ganzen Protz und dem Prunk, den wir in der Kirche in den letzten Jahrhunderten angehäuft haben, was dahinter eigentlich steht!"
Sagt Michael Karger von der katholischen Theologischen Fakultät der Universität Erfurt. Der Kirchenrechtler hält mit seiner Begeisterung für den neuen Papst und dessen Namen Franziskus nicht hinterm Berg. Der arme Heilige Franziskus, der vor rund 800 Jahren lebte, fasziniert Karger. Mit ganz anderen Brüdern aber hat er sich wissenschaftlich auseinandergesetzt, nämlich mit der Pius-Priesterbruderschaft.
Sechs ihrer Bischöfe wurden 1988 aus der katholischen Kirche exkommuniziert, also ausgestoßen, darunter der Holocaustleugner Richard Williamson. Die Pius-Priesterbruderschaft lehnt das Zweite Vatikanische Konzil ab. Mit diesem Reformkonzil hatte die katholische Kirche vor 50 Jahren Anschluss an die moderne Welt gefunden, nach Jahrhunderten der Abschottung.
Sagt Michael Karger von der katholischen Theologischen Fakultät der Universität Erfurt. Der Kirchenrechtler hält mit seiner Begeisterung für den neuen Papst und dessen Namen Franziskus nicht hinterm Berg. Der arme Heilige Franziskus, der vor rund 800 Jahren lebte, fasziniert Karger. Mit ganz anderen Brüdern aber hat er sich wissenschaftlich auseinandergesetzt, nämlich mit der Pius-Priesterbruderschaft.
Sechs ihrer Bischöfe wurden 1988 aus der katholischen Kirche exkommuniziert, also ausgestoßen, darunter der Holocaustleugner Richard Williamson. Die Pius-Priesterbruderschaft lehnt das Zweite Vatikanische Konzil ab. Mit diesem Reformkonzil hatte die katholische Kirche vor 50 Jahren Anschluss an die moderne Welt gefunden, nach Jahrhunderten der Abschottung.
Ultrakonservative Traditionalisten
Die Piusbruderschaft dagegen steht für einen sehr traditionalistischen Glauben, so Karger:
"Sie sehen sich selbst als die Bewahrer des wahren katholischen Glaubens, der vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil einen Stopp macht und alles weitere, auch die nachkonziliaren Päpste und deren Aussagen, eben nicht annimmt und sagt: Wir bewahren diesen wahren katholischen Glauben."
Dreh- und Angelpunkt ist die Liturgie nach dem Messbuch von 1962. Es geht um das, Zitat, "hochheilige, unveränderte Messopfer aller Zeiten". Und auf ihren Internetseiten verkünden die Piusbrüder:
"Die Größe eines Papstes misst sich an der Verkündigung des vollständigen, katholischen Glaubens und der überlieferten Liturgie."
Die Kontroverse mit Rom begann bereits in den 70er-Jahren mit den umstrittenen Priesterweihen. 1988 wurde der Gründer der Bruderschaft Lefebvre exkommuniziert.
Doch nicht nur das vorkonziliare Messbuch mit der Liturgie von 1962 unterscheidet die Piusbrüder in ihrem Glauben von anderen, sagt der Wissenschaftler Michael Karger, sondern auch:
"Sie sehen sich selbst als die Bewahrer des wahren katholischen Glaubens, der vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil einen Stopp macht und alles weitere, auch die nachkonziliaren Päpste und deren Aussagen, eben nicht annimmt und sagt: Wir bewahren diesen wahren katholischen Glauben."
Dreh- und Angelpunkt ist die Liturgie nach dem Messbuch von 1962. Es geht um das, Zitat, "hochheilige, unveränderte Messopfer aller Zeiten". Und auf ihren Internetseiten verkünden die Piusbrüder:
"Die Größe eines Papstes misst sich an der Verkündigung des vollständigen, katholischen Glaubens und der überlieferten Liturgie."
Die Kontroverse mit Rom begann bereits in den 70er-Jahren mit den umstrittenen Priesterweihen. 1988 wurde der Gründer der Bruderschaft Lefebvre exkommuniziert.
Doch nicht nur das vorkonziliare Messbuch mit der Liturgie von 1962 unterscheidet die Piusbrüder in ihrem Glauben von anderen, sagt der Wissenschaftler Michael Karger, sondern auch:
Deutliche Skepsis gegen Papst Franziskus
"Die Ablehnung der Religionsfreiheit. Die Ablehnung der Ökumene, also nur die Personen, die wirklich katholisch getauft sind, können das Heil erlangen. Alle anderen sind in der Häresie – auf gut Deutsch könnte man 'Abtrünnige' sagen - oder sind Irrgänger. Und wenn wir mit diesem Hintergrund einfach mal schauen, am 13. März 2013 wurde der Papst gewählt, er hat sich selbst Papst Franziskus genannt. Dieser Name ist eine Art Programm, eine Programmschrift für die Kirche und für jeden Christen: Franziskus, der Mensch, der die Schöpfung liebte, der mit den Tieren sprach, der grundsolide war."
Die Piusbrüder fragen einen Tag nach der Papstwahl, wie der Papst zur Tradition der Kirche steht? Und:
"Ob der Kurs der Verbrüderung aller Weltreligionen weitergehen wird, den Papst Johannes Paul II. 1986 begonnen hatte?"
Ihre Skepsis kommt offen im eigenen Internetportal zur Sprache: Dort heißt es:
"Videos mit Kardinal Bergoglio im Internet sind alles andere als erfreulich."
Er wird gezeigt, wie er zum jüdischen Chanukka-Lichterfest die Kerzen der Chanukkia in einer Synagoge entzündet und das jüdische Lichterfest mitfeiert. Zur Frage der Liturgie bleibe – so der Kommentar auf der Homepage der Bruderschaft - wenig Spielraum.
Eine Stellungnahme zur Wahl des neuen Papstes lautet:
"Möge der neue Papst, gestützt von der göttlichen Vorsehung, seine Brüder im Glauben stärken."
Wo bitte ist hier die Rede von den "Schwestern im Glauben", fragt nicht nur Weihbischof Reinhard Hauke vom Bistum Erfurt. Zudem erwarte man in der katholischen Kirche die seit langem ausstehenden Antworten der Piusbrüder:
"Da gab es schon im Februar einen Termin, wo man hätte reagieren sollen seitens der Piusbrüder. Der ist verstrichen, man hat einen zweiten Termin im März gesetzt, ohne dass was passiert ist. Also zurzeit sind die Piusbrüder in der Situation, dass sie eine Antwort geben sollen auf dieses Schreiben von Erzbischof Müller. Wo noch einmal gefragt wird, wie sie es denn halten in der Frage der Ökumene, der Frage der Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils, der Frage der Anerkennung des Papstamtes oder der Kirchenleitung."
Die Piusbrüder fragen einen Tag nach der Papstwahl, wie der Papst zur Tradition der Kirche steht? Und:
"Ob der Kurs der Verbrüderung aller Weltreligionen weitergehen wird, den Papst Johannes Paul II. 1986 begonnen hatte?"
Ihre Skepsis kommt offen im eigenen Internetportal zur Sprache: Dort heißt es:
"Videos mit Kardinal Bergoglio im Internet sind alles andere als erfreulich."
Er wird gezeigt, wie er zum jüdischen Chanukka-Lichterfest die Kerzen der Chanukkia in einer Synagoge entzündet und das jüdische Lichterfest mitfeiert. Zur Frage der Liturgie bleibe – so der Kommentar auf der Homepage der Bruderschaft - wenig Spielraum.
Eine Stellungnahme zur Wahl des neuen Papstes lautet:
"Möge der neue Papst, gestützt von der göttlichen Vorsehung, seine Brüder im Glauben stärken."
Wo bitte ist hier die Rede von den "Schwestern im Glauben", fragt nicht nur Weihbischof Reinhard Hauke vom Bistum Erfurt. Zudem erwarte man in der katholischen Kirche die seit langem ausstehenden Antworten der Piusbrüder:
"Da gab es schon im Februar einen Termin, wo man hätte reagieren sollen seitens der Piusbrüder. Der ist verstrichen, man hat einen zweiten Termin im März gesetzt, ohne dass was passiert ist. Also zurzeit sind die Piusbrüder in der Situation, dass sie eine Antwort geben sollen auf dieses Schreiben von Erzbischof Müller. Wo noch einmal gefragt wird, wie sie es denn halten in der Frage der Ökumene, der Frage der Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils, der Frage der Anerkennung des Papstamtes oder der Kirchenleitung."
Echter Dialog mit dem Vatikan unwahrscheinlich
Seit September 2011 liegt dieses Schreiben, eine Präambel, den Piusbrüdern vor. Was genau der Inhalt ist, weiß niemand exakt, so der Wissenschaftler Michael Karger. Einen wirklichen Dialog zwischen dem Vatikan und der Piusbruderschaft sieht er jedoch in weiter Ferne und rechnet eher mit neuen umstrittenen Bischofsweihen vonseiten der Bruderschaft. Denn Papst Franziskus, der sich bisher weder als Bischof noch als Papst direkt zu den Piusbrüdern geäußert habe, dürfte nicht ganz ihren Erwartungen entsprechen:
"Er ist bekannt dafür, dass er auch ökumenische Gottesdienste feiert. Und eine ganz entscheidende Neuerung, wo auch konservative Katholiken, die in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche sind, ihre Probleme mit haben: Er hat am Gründonnerstag, wo er die Messe gefeiert hat in einem Jugendgefängnis, hat er zwei Frauen die Füße gewaschen und auch nicht Katholiken die Füße gewaschen. Und das ist zum Beispiel eine Neuerung, die geht mit den Idealen der Piusbruderschaft überhaupt nicht einher."
"Er ist bekannt dafür, dass er auch ökumenische Gottesdienste feiert. Und eine ganz entscheidende Neuerung, wo auch konservative Katholiken, die in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche sind, ihre Probleme mit haben: Er hat am Gründonnerstag, wo er die Messe gefeiert hat in einem Jugendgefängnis, hat er zwei Frauen die Füße gewaschen und auch nicht Katholiken die Füße gewaschen. Und das ist zum Beispiel eine Neuerung, die geht mit den Idealen der Piusbruderschaft überhaupt nicht einher."