Überarbeitetes Standardwerk zur Literatur
Mit "Kindlers Literatur Lexikon" sind Generationen von Schülern, Studenten, Lehrern, Kritikern, Redakteuren und Lesern aufgewachsen. Sie haben den Kindler konsultiert, um ein Buch zu verstehen, um sich Jahre später an eine Lektüre zu erinnern – oder gleich um sie herum zu kommen.
Die Artikel über bedeutende Werke der Weltliteratur fallen so ausführlich aus, dass sie all dies erlauben. Wenn es um das Standardwerk Kindler in den letzten Jahren ruhiger geworden ist, dann nicht, weil andere Lexika, gedruckt oder im Netz, an Boden gewonnen hätten – sondern nur, weil seit der ersten Auflage 35, seit der zweiten 21 Jahre vergangen sind und neuere oder wieder entdeckte ältere Literatur daher fehlt.
Nun erscheint die 3., völlig neu überarbeitete Auflage zugleich gedruckt und online. Die Print-Ausgabe hat 18 Bände, auf deren über 14.700 Seiten sich 21.700 Artikel finden, verfasst von 1500 Autoren aus aller Welt unter der Regie von 75 Fachberatern und einer von Generalherausgeber Heinz Ludwig Arnold geleiteten Redaktion. Verzeichnet werden Werke von 7800 Autoren, ein Fünftel von ihnen noch lebend, aus 231 Sprachen vom Altarmenischen über das indische Gutjerati und das nordwestkaukasische Kabardinisch bis zu Zulu. Der Kindler ist ein Ehrfurcht gebietendes Massiv und bietet eine enzyklopädisch anmutende Fülle.
Die auffälligsten Änderungen erscheinen sinnvoll: Informationen zu den Autoren sind jetzt in einem Biogramm zusammengefasst, statt in den Artikeln stets wiederholt werden zu müssen. Das lyrische, dramatische oder erzählerische Werk, die naturwissenschaftlichen oder politischen Schriften werden oft in Werkgruppenartikeln abgehandelt – auch das vermeidet Wiederholungen und erleichtert es, Bezüge herzustellen. Die Werkbeschreibungen sind nun chronologisch unter dem Autorennamen angeordnet. Manch vergessener Schriftsteller ist durch jüngere Kollegen ersetzt worden: von den deutschen sind 14 nach 1960 Geborene hinzugekommen, darunter Daniel Kehlmann, Durs Grünbein, Felicitas Hoppe und Ingo Schulze, bei den Nordamerikanern 16, darunter Bret Easton Ellis und David Foster Wallace, und selbst aus der Ukraine immerhin zwei, Juri Andruchowytsch und Oksana Zabuschko. Ebenso wichtig: Ein weiter gefasster Kulturbegriff berücksichtigt Musiker wie Bob Dylan und die Isländerin Björk, Kinder- und Jugendbücher wie "Harry Potter" und "Pippi Langstrumpf", Comics sowie wissenschaftliche Werke aller Fachrichtungen.
Die Artikel fallen zuweilen dichter aus als in den alten Ausgaben: Der Beitrag zu Goethes "Die Leiden des jungen Werther" referiert straffer den Inhalt, um dann ausführlicher als früher bzw. erstmals Quellen, Überarbeitungen, Bezüge, Aufklärungskritik, Rezeption und Goethes Haltung zum Roman darzustellen. Der Artikel zu Garcia Marquez‘ "100 Jahre Einsamkeit" dagegen ist lediglich behutsam überarbeitet und durch einen Satz ergänzt worden, der über den vom Roman eingeleiteten Erfolg der lateinamerikanischen Literatur hier zu Lande informiert. Knapper sind auch die weiterführenden Literaturangaben.
Diesem ersten Blick in das opulente Werk müssen noch viele weitere folgen. Aber gravierende Mängel – Lücken bei Autoren und Werken, Fehler in den Artikeln – scheint das Lexikon nicht zu besitzen. Es macht einen überaus soliden Eindruck. Der neue Kindler wird erneut – und nicht zuletzt dank der Online-Aktualisierungen – zum Standardwerk für wilde wie ernsthafte Leser werden.
Besprochen von Jörg Plath
Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur Lexikon
3., völlig neu bearbeitete Auflage, 18 Bände inkl. einem Registerband
Metzler Verlag, Stuttgart 2009
14.548 Seiten, 1950 Euro (ab 1.1.2010: 2400 Euro)
Nun erscheint die 3., völlig neu überarbeitete Auflage zugleich gedruckt und online. Die Print-Ausgabe hat 18 Bände, auf deren über 14.700 Seiten sich 21.700 Artikel finden, verfasst von 1500 Autoren aus aller Welt unter der Regie von 75 Fachberatern und einer von Generalherausgeber Heinz Ludwig Arnold geleiteten Redaktion. Verzeichnet werden Werke von 7800 Autoren, ein Fünftel von ihnen noch lebend, aus 231 Sprachen vom Altarmenischen über das indische Gutjerati und das nordwestkaukasische Kabardinisch bis zu Zulu. Der Kindler ist ein Ehrfurcht gebietendes Massiv und bietet eine enzyklopädisch anmutende Fülle.
Die auffälligsten Änderungen erscheinen sinnvoll: Informationen zu den Autoren sind jetzt in einem Biogramm zusammengefasst, statt in den Artikeln stets wiederholt werden zu müssen. Das lyrische, dramatische oder erzählerische Werk, die naturwissenschaftlichen oder politischen Schriften werden oft in Werkgruppenartikeln abgehandelt – auch das vermeidet Wiederholungen und erleichtert es, Bezüge herzustellen. Die Werkbeschreibungen sind nun chronologisch unter dem Autorennamen angeordnet. Manch vergessener Schriftsteller ist durch jüngere Kollegen ersetzt worden: von den deutschen sind 14 nach 1960 Geborene hinzugekommen, darunter Daniel Kehlmann, Durs Grünbein, Felicitas Hoppe und Ingo Schulze, bei den Nordamerikanern 16, darunter Bret Easton Ellis und David Foster Wallace, und selbst aus der Ukraine immerhin zwei, Juri Andruchowytsch und Oksana Zabuschko. Ebenso wichtig: Ein weiter gefasster Kulturbegriff berücksichtigt Musiker wie Bob Dylan und die Isländerin Björk, Kinder- und Jugendbücher wie "Harry Potter" und "Pippi Langstrumpf", Comics sowie wissenschaftliche Werke aller Fachrichtungen.
Die Artikel fallen zuweilen dichter aus als in den alten Ausgaben: Der Beitrag zu Goethes "Die Leiden des jungen Werther" referiert straffer den Inhalt, um dann ausführlicher als früher bzw. erstmals Quellen, Überarbeitungen, Bezüge, Aufklärungskritik, Rezeption und Goethes Haltung zum Roman darzustellen. Der Artikel zu Garcia Marquez‘ "100 Jahre Einsamkeit" dagegen ist lediglich behutsam überarbeitet und durch einen Satz ergänzt worden, der über den vom Roman eingeleiteten Erfolg der lateinamerikanischen Literatur hier zu Lande informiert. Knapper sind auch die weiterführenden Literaturangaben.
Diesem ersten Blick in das opulente Werk müssen noch viele weitere folgen. Aber gravierende Mängel – Lücken bei Autoren und Werken, Fehler in den Artikeln – scheint das Lexikon nicht zu besitzen. Es macht einen überaus soliden Eindruck. Der neue Kindler wird erneut – und nicht zuletzt dank der Online-Aktualisierungen – zum Standardwerk für wilde wie ernsthafte Leser werden.
Besprochen von Jörg Plath
Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur Lexikon
3., völlig neu bearbeitete Auflage, 18 Bände inkl. einem Registerband
Metzler Verlag, Stuttgart 2009
14.548 Seiten, 1950 Euro (ab 1.1.2010: 2400 Euro)