Regenmassen, über das Land geschoben
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Wettervorhersagen können vor großen Niederschlägen Leben retten. Der Meteorologe und ARD-Wettermoderator Sven Plöger über Starkregen als Wetterphänomen, den Klimawandel und wichtige Hinweise für Hausbesitzer und Camper.
Angesichts der schweren Unwetter in Deutschland stellt sich die Frage, ob und wie sich solche riesigen Wassermengen frühzeitig voraussagen lassen. "Ganz grundsätzlich sind solche extremen Niederschlagsmengen immer schwierig", sagt der Meteorologe und ARD-Wettermoderator Sven Plöger. Diese stellten die Wissenschaft immer wieder vor Herausforderungen. Er selbst habe aber auf Basis von Modellen in den vergangenen Tagen zutreffende Voraussagen treffen können.
Als Landwirt könne man sich anders als der Laie unter Wassermengen von 200 Litern pro Quadratmeter etwas vorstellen und wisse, dass es sich um einen Extremwert handele, so Plöger. Das sei das Dreifache an Regen, der sonst im ganzen Juli falle: "und das in 24 Stunden". In seinen Wetterprognosen hatte Plöger zuletzt extra Hinweise für Camper untergebracht und auf die Gefahr beim Zelten in der Nähe von Flüssen hingewiesen. Wichtig sei auch daran zu erinnern, dass Menschen sich nicht länger in Kellern aufhalten sollten, weil sich bei Überflutung schnell die Türen nicht mehr öffnen ließen, betont der Meteorologe.
Hochs und Tiefs werden langsamer
Über den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Starkregen sagt Plöger, dass die Hochs und Tiefs langsamer werden. "Wir haben jetzt die Situation gehabt, dass sich tagelang dasselbe Tiefdruckgebiet über Deutschland gedreht hat." Das habe die großen Regenmassen produziert: "Die wurden immer wieder über das Land geschoben." Zugleich gebe es im Osten seit Wochen ein riesiges Hochdruckgebiet von Finnland bis in den Westen Russlands. Die Folgen seien sehr hohe Temperaturen und große Trockenheit.
Die ganze Entwicklung hänge mit dem Rückgang des arktischen Eises und der Klimaerwärmung zusammen, so Plöger. "Weil es im hohen Norden so warm geworden ist, sind die Unterschiede bei den Temperaturen zwischen dem Äquator und dem Pol - das will die Natur immer ausgleichen - geringer geworden." Deshalb sei der sogenannte Jetstream auch schwächer geworden. Da er die Hoch und Tiefs antreibe, würden diese nun langsamer. Die Wissenschaft thematisiere dieses Phänomen bereits seit mehr als 30 Jahren und weise darauf hin.
(gem)