Ein schwer wiegendes Problem
Es ist eine Besorgnis erregende Entwicklung: In Deutschland leben mittlerweile mehr übergewichtige als normalgewichtige Menschen. Stefanie Gerlach von der Deutschen Adipositas-Gesellschaft fordert Politik und Ernährungsindustrie auf, endlich zu handeln. Mehr Aufklärung bringe nichts.
Für Stefanie Gerlach steht fest: Das grassierende Übergewicht in Deutschland, Europa, ja sogar weltweit ist eine "biologische Antwort auf eine übergewichtsfördernde Lebensumwelt". Zwar gebe es durchaus individuelle Ursachen wie eine genetische Veranlagung oder die familiäre Sozialisation. Und natürlich trügen zu viel Essen und zu wenig Bewegung, chronischer Stress und Schlaflosigkeit zu dem Problem bei. Aber:
"Wir haben es hier mit einem gesellschaftlichen Problem des Übergewichts zu tun. Wir leben ja schon in einer übergewichtigen Gesellschaft. Wir haben in Deutschland heute mehr Übergewichtige als Personen mit Normalgewicht. Wir bewegen uns von einer übergewichtigen in eine adipöse Gesellschaft mittlerweile."
Ein Kampf David gegen Goliath
Das habe dramatische Folgen: Wer adipös sei, habe zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs - und eine um Jahre verminderte Lebenserwartung. Besonders Jugendliche seien der "übergewichtsfördernden Umwelt fast schutzlos ausgeliefert". Gerlach spricht von einem Kampf "David gegen Goliath": Das Überangebot sei so massiv und die Kinder würden mit solch "verfeinerten Marketing-Strategien angezielt", dass noch mehr Ernährungsaufklärung keinen Sinn mehr mache. Mit der Industrie müsse deshalb geredet werden - und die Politik müsse sich für einen auch von den Krankenkassen geforderten, bundesweiten Aktionsplan einsetzen, so Gerlach:
"Die Politik sollte ökonomische Anreize schaffen, damit die Lebensmittelindustrie weniger Salz, weniger Zucker, weniger Fett verwendet und ihre Lebensmittelrezepturen otpimiert. Das müssen die Massenprodukte sein, die jetzt gesünder werden sollen."