Übersinnliche Phänomene

Sie sorgen regelmäßig für Aufregung: Geheimnisvolle Kornkreise in Feldern, vermeintliche Ufos am Abendhimmel, Poltergeister und unerklärliche Stimmen. Purer Spuk und Scharlatanerie oder unerklärliche Realität?
Diese Frage beschäftigt Dr. Walter von Lucadou seit fast zwei Jahrzehnten. Der Physiker und Psychologe leitet die "Parapsychologische Beratungsstelle" in Freiburg, die einzige dieser Art in Deutschland. Über 3000 Ratsuchende melden sich jährlich bei ihm: "Wichtig in meiner Beratungstätigkeit sind Wahrträume, Spuk, Erscheinungen oder Erdstrahlen. Eltern erkundigen sich nach okkulten Praktiken oder Sekten, von denen ihre Kinder begeistert sind. Häufig geht es außerdem darum, was vermeintliche Hellseher, Magier oder Heiler den Betroffenen geraten haben."

Oft kann der 60-jährige Wissenschaftler schnell eine Erklärung liefern: "Ein Mann berichtete mir, aus seinem Teekessel kämen Stimmen. Ich besuchte ihn und stellte fest, dass in unmittelbarer Umgebung ein starker Mittelwellensender installiert ist. Stellt man nun den Teekessel auf die Herdplatte, kann diese Kombination im Strahlungsfeld des Senders wie ein Lautsprecher wirken – man hört aus dem Kessel tatsächlich Stimmen, nämlich das Radioprogramm!"

So wie in diesem Fall kann Walter von Lucadou die Erscheinungen oft als reines physikalisches Phänomen erklären. Schnell gelöst sind zumeist auch vermeintliche Spukfälle: Oft stecken Nachbarschaftskonflikte dahinter.

Walter von Lucadou geht auch in Schulen und klärt Jugendliche über vermeintlich übersinnliche Kräfte auf. "In der Pubertät beschäftigen sich Jugendliche mit existentiellen Fragen wie: Was passiert nach dem Tod? Gibt es Geister? Was hat es mit Voodoo auf sich? Was machen Satanisten? Funktioniert Wünschelruten-Gehen? Deswegen gibt es Splatterfilme. Diese Reflektion führte zu einem bestimmten Markt und deshalb ist es wichtig, dass es seriöse Informationen darüber gibt. Deshalb wurde die Beratungsstelle auch bewusst als niedrigschwelliges Angebot gegründet, weil diese Themen tabuisiert sind." Lucadou bildet in seiner Beratungsstelle, die vom Land Baden-Württemberg gefördert wird - auch Lehrer und Ärzte weiter.

Die Parapsychologie ist nach wie vor als Wissenschaft umstritten. Nur an wenigen Universitäten ist sie als Teilgebiet der Psychologie vertreten, zum Beispiel in Freiburg. Einen reinen Lehrstuhl gibt es nicht. Walter von Lucadou weist Kritik an seiner Arbeit, er grenze sich nicht entschieden genug von der Esoterik ab, zurück:

"Wenn man ständig mit ungewöhnlichen Phänomenen zu tun hat, lernt man, dass das, was wir als Welt ansehen, etwas ist, was wir konstruieren. Deswegen wird man vorsichtig mit der Behauptung, das ist so und nur so. Weil man sieht, wie man sich irren kann. Wenn jemand an Ufos glaubt, soll er das tun. Nur, dann muss er das darlegen und dann guckt man nach den Fakten. Wissenschaft besteht nicht darin, dass man etwas nicht sagen darf, sondern, dass man Beweise bringen muss."

"Spuk und Scharlatanerie oder unerklärliche Realität ?- Übersinnliche Phänomene. " Darüber diskutiert Dieter Kassel heute gemeinsam mit Dr. Walter von Lucadou, von 9 Uhr 07 bis 11 Uhr in der Sendung "Radiofeuilleton – Im Gespräch" bei Deutschlandradio Kultur.

Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800/2254–2254 oder per E-Mail gespraech@dradio.de.

Die "Parapsychologische Beratungsstelle" im Internet
www.parapsychologische-beratungsstelle.de