Üppiges Grün und prächtige Schlösser
Landschaftsparks nach englischem Vorbild und Schlösser prägen das Gartenreich Dessau-Wörlitz in Sachsen-Anhalt. Zwei Landschaftsforscher haben die Geschichte dieser Kulturlandschaft entlang der Elbe recherchiert.
Eine sattgrüne, üppig blühende Oase inmitten sandiger Wüsten und Ödland – so ist den Zeitgenossen des Dessauer Fürsten Leopold III. im 18. Jahrhundert das Gartenreich Dessau-Wörlitz erschienen.
Der Berliner Theologe Andreas Riem schwärmte gar von dem kleinen Fürstentum an der Elbe als einem Garten Gottes, einem wahren Paradies.
Auch wenn einem solche Lobpreisungen heute etwas übertrieben erscheinen, das in 200 Jahren geschaffene, in die Landschaft harmonisch eingebettete Gartenreich ist immer noch so einzigartig in Gestalt und Gestaltung, dass die UNESCO es zum Weltkulturerbe erhob.
Die ungewöhnliche Geschichte dieser Landschaftsarchitektur erzählt in leicht verständlicher Form und aller Ausführlichkeit das Buch von Hansjörg Küster und Ansgar Hoppe, beides ausgewiesene Landschaftsforscher.
Die Autoren gehen weit in die Vergangenheit zurück, zeigen, wie Eiszeiten das Urstromtal der Elbe geschaffen haben, sich in den fruchtbaren Auen Slawen ansiedelten, Dessau entstand, reger Handel auf Elbe und Landwegen, Mühlen und Sägewerke an den Zuflüssen der Elbe, Tuchmanufakturen Wohlstand brachten.
Im Dreißigjährigen Krieg, der Dessau komplett zerstörte, beschlossen dann die Dessauer Fürsten einen Neuanfang. Eine neue Infrastruktur entstand, vor allem Straßen wurden gebaut. Man holte holländische Siedler und Deichbauer. Die Elbehochwasser wurden gebändigt. Landreformen sorgten dafür, dass die Böden höhere Erträge brachten.
Neue Steuern ließen den Landadel verarmen. Leopold I. kaufte ihre Güter, vergrößerte sein Land und seinen Reichtum. Damit war der Weg frei für eine umfassende Umgestaltung der Landschaft, eine Landschaft, die das Nützliche mit dem Schönen und Lehrreichen verbinden sollte.
Zahlreiche prächtige Fotos, Gemäldewiedergaben und eine detailreiche Karte des Gartenreichs mit sämtlichen sehenswerten Gebäuden vermitteln die Schönheit des Gartenreichs.
In dem wurden die Schloss- und Parkanlagen nicht nur in unterschiedlichen Stilen errichtet, um architektonische Vielfalt zu zeigen, sondern auch die zahlreichen Statuen und Denkmäler folgten einem pädagogischen Konzept, sollten an antike Mythen und klassische Philosophie erinnern.
Sichtachsen verwiesen auf Zusammenhänge, verbanden den Park auch mit der Landschaft, verwischten die Grenzen zu Feldern und Wiesen. Vor allem Leopold III. und sein Baumeister Erdmannsdorff versuchten, Ideen der Aufklärung umzusetzen, wovon nicht zuletzt eine Rousseau gewidmete Insel zeugt.
Ausführlich folgen die Autoren den verschiedenen Fürstenlinien, listen die Schlossbauten mit ihren Nebengebäuden auf, erzählen die Geschichte der zahlreichen landschaftsarchitektonischen Gestaltungen. Das ist bisweilen etwas ermüdend detailliert, birgt aber auch erstaunliche Interpretationen, denn die Erbauer überließen nichts dem Zufall.
Alles barg einen tieferen Sinn, auch wenn sich der nicht immer gleich erschließt und die Autoren auf Mutmaßungen angewiesen sind. An Symbolik jedenfalls mangelt es nicht.
Die Autoren belegen detailliert, dass das Dessauer Gartenreich seine einzigartige Bedeutung vor allem der Toleranz, Weltoffenheit und Neugier der Dessauer Fürsten verdankt, die Natur und Kunst miteinander versöhnen wollten.
Besprochen von Johannes Kaiser
Hansjörg Küster, Ansgar Hoppe: Das Gartenreich Dessau-Wörlitz. Landschaft und Geschichte
C.H. Beck, München 2010
224 Seiten, 19,95 Euro
Der Berliner Theologe Andreas Riem schwärmte gar von dem kleinen Fürstentum an der Elbe als einem Garten Gottes, einem wahren Paradies.
Auch wenn einem solche Lobpreisungen heute etwas übertrieben erscheinen, das in 200 Jahren geschaffene, in die Landschaft harmonisch eingebettete Gartenreich ist immer noch so einzigartig in Gestalt und Gestaltung, dass die UNESCO es zum Weltkulturerbe erhob.
Die ungewöhnliche Geschichte dieser Landschaftsarchitektur erzählt in leicht verständlicher Form und aller Ausführlichkeit das Buch von Hansjörg Küster und Ansgar Hoppe, beides ausgewiesene Landschaftsforscher.
Die Autoren gehen weit in die Vergangenheit zurück, zeigen, wie Eiszeiten das Urstromtal der Elbe geschaffen haben, sich in den fruchtbaren Auen Slawen ansiedelten, Dessau entstand, reger Handel auf Elbe und Landwegen, Mühlen und Sägewerke an den Zuflüssen der Elbe, Tuchmanufakturen Wohlstand brachten.
Im Dreißigjährigen Krieg, der Dessau komplett zerstörte, beschlossen dann die Dessauer Fürsten einen Neuanfang. Eine neue Infrastruktur entstand, vor allem Straßen wurden gebaut. Man holte holländische Siedler und Deichbauer. Die Elbehochwasser wurden gebändigt. Landreformen sorgten dafür, dass die Böden höhere Erträge brachten.
Neue Steuern ließen den Landadel verarmen. Leopold I. kaufte ihre Güter, vergrößerte sein Land und seinen Reichtum. Damit war der Weg frei für eine umfassende Umgestaltung der Landschaft, eine Landschaft, die das Nützliche mit dem Schönen und Lehrreichen verbinden sollte.
Zahlreiche prächtige Fotos, Gemäldewiedergaben und eine detailreiche Karte des Gartenreichs mit sämtlichen sehenswerten Gebäuden vermitteln die Schönheit des Gartenreichs.
In dem wurden die Schloss- und Parkanlagen nicht nur in unterschiedlichen Stilen errichtet, um architektonische Vielfalt zu zeigen, sondern auch die zahlreichen Statuen und Denkmäler folgten einem pädagogischen Konzept, sollten an antike Mythen und klassische Philosophie erinnern.
Sichtachsen verwiesen auf Zusammenhänge, verbanden den Park auch mit der Landschaft, verwischten die Grenzen zu Feldern und Wiesen. Vor allem Leopold III. und sein Baumeister Erdmannsdorff versuchten, Ideen der Aufklärung umzusetzen, wovon nicht zuletzt eine Rousseau gewidmete Insel zeugt.
Ausführlich folgen die Autoren den verschiedenen Fürstenlinien, listen die Schlossbauten mit ihren Nebengebäuden auf, erzählen die Geschichte der zahlreichen landschaftsarchitektonischen Gestaltungen. Das ist bisweilen etwas ermüdend detailliert, birgt aber auch erstaunliche Interpretationen, denn die Erbauer überließen nichts dem Zufall.
Alles barg einen tieferen Sinn, auch wenn sich der nicht immer gleich erschließt und die Autoren auf Mutmaßungen angewiesen sind. An Symbolik jedenfalls mangelt es nicht.
Die Autoren belegen detailliert, dass das Dessauer Gartenreich seine einzigartige Bedeutung vor allem der Toleranz, Weltoffenheit und Neugier der Dessauer Fürsten verdankt, die Natur und Kunst miteinander versöhnen wollten.
Besprochen von Johannes Kaiser
Hansjörg Küster, Ansgar Hoppe: Das Gartenreich Dessau-Wörlitz. Landschaft und Geschichte
C.H. Beck, München 2010
224 Seiten, 19,95 Euro