Homophobie in Uganda

Verhaftungen beim ersten Pride-Festival

08:45 Minuten
Ein Mann trägt auf seiner Wange einen Aufkleber, auf dem steht: „Some Ugandans are gay. Get over it.“
Im August 2014 fand in der Stadt Entebbe eine Pride-Demo statt - schon damals war Homosexualität in Uganda illegal. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Rebecca Vassie
Von Felix Lill |
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In Uganda steht Homosexualität unter Strafe. Queere Personen werden verfolgt und getötet. Trotzdem sollte das erste queere Festival "Pride Independence" stattfinden. Doch kurz vorher schritt die Polizei ein. Ein Journalist war vor Ort und berichtet.
Im ostafrikanischen Uganda ist Homosexualität illegal und steht unter Strafe, queere Menschen werden verfolgt, verhaftet, getötet. Dennoch sollte am Sonntag, dem Nationalfeiertag, in der Hauptstadt Kampala das erste queere Festival in der Geschichte Ugandas stattfinden.
Kurz vor Beginn des Festivals "Pride Independence" auf einem angemieteten Hotelgelände wurden jedoch neun Personen verhaftet, ihnen drohen empfindliche Strafen. Eine trans Frau soll geschlagen worden sein.
Unter den inhaftierten Personen ist auch der Mitorganisator Pastor Ramathan Kaggwa. Der Mitbegründer der queerfreundlichen Kirche „Adonai Church“ versucht, queere Menschen in die Gesellschaft einzuschließen. Er veranstaltet queerfreundliche Gottesdienste und organisiert Notunterkünfte für Personen, die geoutet wurden und dadurch ihr Zuhause verloren haben.

Verbot von queerfreundlichem Gottesdienst

Die kurzfristige Absage am Sonntag traf die Veranstalterinnen und Veranstalter unvorbereitet. Das Festival war als religiöse Gebetsveranstaltung als „Worship Event“ mit 200 Personen geplant gewesen. Die Polizei sei im Vorfeld informiert worden, einzelne Beamte seien der Veranstaltung gegenüber offen gewesen, sagt Ramathan Kaggwa.

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In Uganda gilt die wichtige Maxime der Freiheit des Gebets. Daher waren die Veranstalterinnen und Veranstalter davon ausgegangen, sich in Sicherheit wiegen zu können.
„Wir sind alle sehr überrascht, warum sie uns das in letzter Minute dann doch gesagt haben“, sagt Ramathan Kaggwa. „Wir waren schon vor Ort, und sie haben uns gesagt, sie wüssten auch nicht mehr. Es sei doch jetzt viel mehr als nur ein Event, und ihre Chefs seien dagegen und wollten es verhindern.“
Pastor Ramathan Kaggwa, Mitbegründer der queerfreundlichen Kirche „Adonai Church" in Uganda. Ein junger Mann mit kurzen Haaren lächelt in die Kamera.
Pastor Ramathan Kaggwa, Mitbegründer der queerfreundlichen Kirche „Adonai Church" in Uganda.© Adonai Inclusive Christian Ministries
Auf Nachfrage teilte die Polizei mit, sie werde die inhaftierten Personen in Kürze ohne Kaution freilassen. Die Veranstaltung sei nicht genehmigt gewesen, die Beamten hätten sich ruhig und korrekt verhalten, sagte ein Polizeisprecher.

Journalistenverband will Vorgänge prüfen

Auch der ugandische Journalistenverband zeigte sich überrascht. Auf Nachfrage bestätigte der Verband, das Verbot der Homosexualität beziehe sich auf den Sexualakt, die Existenz von Personen mit bestimmten Vorlieben an sich sei nicht illegal, auch nicht, wenn sich diese Personen zum gemeinsamen Beten und zum persönlichen Austausch treffen wollen. Jetzt wolle man prüfen, inwieweit die Polizei womöglich ihre rechtlichen Befugnisse überschritten habe.
Mit der Absage des Festivals "Pride Independence" und der anschließenden Räumung des Hotelgeländes in Kampala wird allerdings eine unmissverständliche Botschaft gesendet: In Uganda sind Abweichungen von der heterosexuellen Norm nicht willkommen.
Der Flyer, mit dem auf das Festival "Pride Independence" aufmerksam gemacht wurde. Zwei junge Männer mit kurzen Haaren lächeln in die Kamera.
Der Flyer, mit dem auf das Festival "Pride Independence" aufmerksam gemacht wurde. © Adonai Inclusive Christian Ministries
Das Ereignis am Sonntag wird die queere Szene in Uganda womöglich weiter traumatisieren und auch die Notunterkünfte, die von Ramathan Kaggwa betrieben werden für geoutete Personen, sind womöglich jetzt in akuter Gefahr.
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