"Es gibt keine ethno-nationalistische Spaltung"
Die Sowjetnostalgiker seien nur eine kleine Minderheit in der Ukraine, die große Mehrheit wolle nicht unter "Putins Fuchtel", sagt Ralf Fücks von der Heinrich-Böll-Stiftung. Die prorussischen Demonstrationen im Osten des Landes seien zum großen Teil von Russland inszeniert.
"Es gibt keine ethno-nationalistische Spaltung in der Ukraine", sagte Ralf Fücks, der Leiter der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung, im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. Die Mehrheit der Menschen sehne sich nicht zurück nach Russland und "unter die Fuchtel von Putin". Es gebe zwar sowjetnostalgische Stimmen, sagte Fücks. Dies habe aber vor allem mit dem Wunsch nach sozialer Sicherheit zu tun und mit der Entrüstung über den "Räuberkapitalismus", der in der Ukraine in den vergangenen 20 Jahren geherrscht habe.
Die prorussischen Demonstrationen im Osten des Landes seien zum großen Teil von Russland inszeniert, so Fücks. "Da kommen ganze Busse mit russischen Nationalisten. Und immer ist das russische Fernsehen dabei und liefert diese Bilder live nach Russland, um die Legende aufzubauen, es gebe hier eine große russisch-patriotische Bewegung, die bedroht sei." Dies sei jedoch ein propagandistisches Zerrbild, auf das man nicht hereinfallen dürfe.
Provoziert Russland gewaltsame Zusammenstöße?
Ein ethno-russischer Nationalismus werde nur von sehr kleinen Gruppen vertreten. Die Mehrheit der Gesellschaft habe dagegen ein ukrainisches Nationalbewusstsein entwickelt und wolle einen eigenen Weg gehen. Fücks sagte: "Man muss sehr aufpassen, dass es Russland nicht gelingt, ethno-politische Konflikte zu provozieren, gewaltsame Zusammenstöße, die einen Vorwand liefern für eine neue militärische Intervention." Vor einem solchen Szenario herrsche bei den Menschen in der Ukraine eine große Angst.