Die neue Aufnahmepolitik der EU
Sind wir hilfsbereiter und offenherziger, weil die Geflüchteten aus der Ukraine so aussehen wie wir? Stefan Kuzmany glaubt, ja. © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
Weites Herz für weiße Menschen
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Eine schnelle und unbürokratische Aufnahme von Kriegsflüchtlingen - worum in der EU sonst immer erbittert gestritten wurde, ist angesichts des Kriegs in der Ukraine plötzlich möglich. Der Journalist Stefan Kuzmany meint, das hat auch viel mit Rassismus zu tun.
Die EU hat beschossen, die Geflüchteten aus der Ukraine schnell und unbürokratisch aufzunehmen - ohne aufwendiges Asylverfahren. Dies sei ein wirklich großer Tag, hatte die EU-Innenkommissarin Ylva Johansson den Beschluss der EU-Innenminister kommentiert - eine Einschätzung, die auch Stefan Kuzmany, Leiter des Ressorts Meinung und Debatte beim Spiegel, teilt.
Auf einmal geht, was 2015 noch schwierig war
Man habe in der EU lange Jahre der vergeblichen Versuche erlebt, zu einer gemeinschaftlichen Flüchtlingspolitik zu kommen, sagt Kuzmany. Dass das nun funktioniere, sei "eine sehr positive Nachricht", so der Journalist. "Wobei man natürlich schon die Frage stellen kann, warum das jetzt funktioniert und damals nicht funktioniert hat", erklärt Kuzmany mit Blick auf die Flüchtlingsbewegung im Jahr 2015 und die kontroverse Diskussion über Aufnahme und Verteilung der Migrantinnen und Migranten.
Die Geflüchteten sehen so ähnlich aus wie wir
"Ich fürchte schon die traurige Wahrheit, dass wir es da mit Rassismus zu tun hatten." Positiver formuliert könne man auch sagen, dass die Menschen, die in Kiew in den U-Bahn-Stationen übernachteten, "eben auch so aussehen, wie hier die Mehrheitsgeselllschaft aussieht". Was gerade passiere, sei uns offenbar einfach näher, so Kuzmany - nicht nur in geografischer Hinsicht. "Die Leute stehen uns auch kulturell näher und sie sehen so ähnlich aus wie wir - in der Mehrheit. Und schon öffnet man auch das Herz mehr."
(ckü)