Steigende Flüchlingszahlen

Wie schaffen wir das erneut?

85:57 Minuten
Ein syrisches Mädchen mit Kopftuch hält in einem Flüchtlingscamp einen Fussball in Form einer Weltkugel in den Händen.
Menschen auf der Flucht benötigen Hilfe, weltweit. © picture alliance / photothek / Thomas Trutschel
Moderation: Gisela Steinhauer |
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Die Zahl der Flüchtlinge, die in Deutschland Hilfe suchen, steigt. Die Kommunen sehen sich am Limit, sie unterzubringen. Doch der Krieg in der Ukraine hält an, auch aus anderen Krisengebieten bitten Menschen um Asyl. Was ist zu tun?
Seit fast acht Monaten herrscht Krieg in der Ukraine, mehr als eine Millionen Menschen sind seither nach Deutschland geflohen. Viele hierzulande haben spontan geholfen: in Willkommenszentren, haben private Unterkünfte angeboten, kümmern sich als Paten um die Geflüchteten.
Doch der Krieg hält unvermindert an, der Winter naht. Zugleich kommen wieder mehr Schutzsuchende aus anderen Krisengebieten. Angesichts der steigenden Zahlen sehen sich immer mehr Kommunen an der Grenze ihrer Unterbringungsmöglichkeiten.

„Es war ein Fehler, Hilfsstrukturen abzubauen“

„Die Kommunen ächzen, das erkennen wir auch an“, sagt Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrats. Das Problem sei aber auch hausgemacht: „Es war ein Fehler, Unterbringungsressourcen und Hilfsstrukturen seit 2016 abzubauen.“
Man müsse in der aktuellen Diskussion zwischen der Situation der Ukrainerinnen und Ukrainer und der von Asylsuchenden differenzieren, so Prölß. Geflüchtete aus der Ukraine genießen einen besonderen Status: Sie können in eine eigene Wohnung ziehen, hier arbeiten. Sie können Grundsicherung bekommen, ihre Kinder haben ein Recht auf einen Kita- und Schulplatz.

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Das unterscheide sie deutlich von jenen Asylsuchenden, die zum Beispiel. über die Balkanroute zu uns kommen. Diese müssten ein langwieriges Verfahren durchlaufen, so Prölß, der diese Ungleichbehandlung kritisiert.
Jenseits dieser politischen Debatte lobt der Flüchtlingsberater aber auch die Hilfsbereitschaft in den vergangenen Monaten: „Die Willkommenskultur in den Kommunen war und ist unglaublich. Es ist nicht mehr so wie am Anfang, viele Helfer sind auch völlig erschöpft. Und wir brauchen immer wieder Verstärkung, damit sich diejenigen erholen können. Aber diese Hilfe ist extrem wichtig.“

 „Es gibt nicht die perfekte Lösung“

"Wir haben es mit einem erheblichen Stresstest für unsere Gesellschaft zu tun", sagt Dr. Marcus Engler vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) in Berlin. Studien zeigten aber nach wie vor eine große Aufnahmebereitschaft.
Engler versteht zwar den Hilferuf der Kommunen, man müsse aber auch genau hinschauen: „Es wird gerade der Fokus auf die Flüchtlinge auf der Balkanroute gelegt, als wäre das unser Problem. Aber die sind zahlenmäßig gering.“ Bis Ende September seien knapp 135 000 Erstasylanträge gestellt worden.
Seine Mahnung: „Es gibt nicht die perfekte Lösung. Es ist eine große Herausforderung, die wir europaweit bewältigen müssen – dann ist sie beherrschbar. Aber die Frage ist, wie wir die Staaten dazu kriegen, zusammenzuarbeiten und nicht zu hoffen, dass die Flüchtlinge in ein anderes Land gehen.“
Angesichts von mehr als 100 Millionen Flüchtlingen weltweit bleibe das große Thema: „Fluchtursachen bekämpfen. Die meisten Menschen fliehen vor eskalierenden Kriegen“, so Marcus Engler.

Steigende Flüchtlingszahlen – Wie schaffen wir das erneut?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer am 15. Oktober mit dem Migrationsforscher Marcus Engler und Claus-Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat – live von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.

(sus)
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