Ukraine

Gewalt überschattet den Wahlauftakt

A Ukrainian voter fills in a ballot inside a booth at apolling station in the town of Dobropillia, Donetsk region, Ukraine, 25 May 2014. Ukraine votes for a new president on 25 May, despite spiralling violence in the country's east, where pro-Russian insurgents have promised to do everything to prevent the election. The government in Kiev vows that the vote will go ahead in all parts of the country, including Crimea, which was annexed by Russia after a controversial referendum in March
Ein Ukrainer wählt hinter einem Vorhang in Dobropillia © picture alliance / dpa / Roman Pilipey
Von Sabine Adler |
In der Ukraine wird heute gewählt. Doch im Osten des Landes hindern Separatisten viele Wähler mit Gewalt an der Stimmabgabe. In Slawjansk starben ein italienischer Journalist und sein Übersetzer.
Die vorgezogene Präsidentschaftswahl gilt als Demonstration des Widerstands und der Selbstbehauptungswillens gegenüber Russland, das die Krim annektiert hat. Deswegen ist die Wahlbeteiligung wichtiger als das Abschneiden der Bewerber. Im Osten des Landes hindern die prorussischen Milizen die Bevölkerung mit Gewalt an der Stimmabgabe. In Andrejewka in der Nähe der Separatisten-Hochburg Slawjansk sind gestern ein italienischer Journalist und sein Übersetzer getötet sowie ein Stringer für die französische Zeitung "Le Monde" verletzt worden.
Die Bevölkerung wurde aufgerufen, Slawjansk zu verlassen wegen bevorstehender schwerer Kämpfe. Die Journalisten sind offenbar von Granaten getroffen worden, meldeten Vertreter der sogenannten Donezker Volksrepublik. Der Fotograf Roccelli starb im Alter von 30 Jahren, sein Übersetzer war ein bekannter Gegner der Tschetschenienkriege. Zum ersten Mal haben damit in dem Konflikt Journalisten ihr Leben verloren, verschleppt und in Geiselhaft genommen wurden bereits mehrere Kollegen.
Verhinderte Wahlbeteiligung in Donezk, Mikolajew und Lugansk
Aus Donezk wird gemeldet, dass nicht einmal ein Fünftel der Wahllokale offen sind, zu den zahlreichen bereits besetzten nahmen bewaffnete Separatisten vier weitere in Beschlag und okkupierten ein Fernsehstudio. Darüber hinaus bedrohten die gewaltbereiten prorussischen Aktivisten Bürgerorganisationen, die die Wahl beobachten.
In Lugansk weigerten sich Mitglieder der Wahlkommission, Bürger für die Stimmabgabe in ihren Wohnungen aufzusuchen, weil sie um ihre Sicherheit fürchten. Die OSZE hat in der Region keinen ihrer über 1500 Beobachter eingesetzt.
In den zumindest mitunter unruhigen Regionen Charkiw, Odessa, wo es in der Vergangenheit ebenfalls Todesopfer bei Auseinandersetzungen zwischen proukrainischen und prorussischen Aktivisten gab, öffneten alle Wahllokale. In Mikolajew im Süden wurden sechs Büros geräumt wegen Bombendrohungen.
"Wir brauchen doch einen Präsidenten"
In der Hautstadt Kiew werden erste kleinere Wahlverstöße wie das zu frühe Öffnen von Wahllokalen gemeldet. Es wird mit einer Wahlbeteiligung von rund 70 Prozent gerechnet.
"Abstimmen, unbedingt, wir brauchen doch einen Präsidenten!", sagt der Rentner in einem der Kiewer Außenbezirke. Sein Nachbar ergänzt: ich liebe die Frauen und deswegen gehört meine Wahl Julia, sie ist so klug. Zustimmung vom nächsten, ja sie war doch schon im Parlament, vor allem Ministerpräsidentin, wird er verbessert. Dieser Student zögert keinen Augenblick: Seine Stimme hat Petro Poroschenko bekommen und Vitali Klitschko als Bürgermeister. Eine Frau, die vom Alter her seine Mutter sein könnte, hat genau so gestimmt, nur diese Rentnerin meint: nein sie stimmt für niemanden, alle Kandidaten seien eine Schande für das Land.
Julia Timoschenko gab als erste der insgesamt 21 Kandidaten heute ihre Stimme ab.
"Es ist Zeit für ein Referendum über den Beitritt zur NATO, damit in die Ukraine Frieden zurückkehrt und wir eine strategische Perspektive bekommen."
Trotz des hellen Kostüms und einer neuen Hochsteckfrisur fiel es ihr sichtlich schwer eine gute Figur zu machen, sie kann nur mit Mühe gehen. Für Julia Timoschenko ist es Frage der Ehre, mit mindestens 20 Prozent abzuschneiden. Ihre Anhänger sind zahlreich und sie sind im ganzen Land in den Wahlkommissionen vertreten. Ihre Gegner behaupten, sie würden für das entsprechende Ergebnis sorgen. Die OSZE wird morgen um 14 Uhr ihre Bewertung der Wahl vorlegen.
Mehr zum Thema