Ukraine

    Janukowitsch-Gegner harren aus

    Trotz der Gewalteskalation wollen Regierungsgegner in Kiew nicht aufgeben. Heute sollen staatliche Behörden besetzt werden. Bei den Ausschreitungen am Sonntag waren mindestens 165 Menschen verletzt worden.
    Etwa 5.000 Menschen harrten in der Nacht zu Montag im Zentrum der Hauptstadt Kiew aus. Die Anhänger eines EU-Kurses der Ex-Sowjetrepublik errichteten auf dem zentralen Unabhängigkeitsplatz (Maidan) zahlreiche Zelte und auch Barrikaden, wie Beobachter in der Millionenmetropole berichteten. Bei leichtem Regen und plus vier Grad Celsius wärmten sich viele Gegner von Präsident Viktor Janukowitsch an kleineren Feuern. Ein Sprecher der Opposition um Boxweltmeister Vitali Klitschko kündigte eine Blockade von Gebäuden der staatlichen Verwaltung an.
    Tränengas eingesetzt
    Hunderttausende Demonstranten hatten am Sonntag den Rücktritt Janukowitschs sowie einen Westkurs ihres Landes gefordert. Am Rande der Kundgebung war es zu Zusammenstößen von Randalierern mit der Polizei gekommen. Mindestens 165 Menschen seien dabei verletzt worden, teilten die ukrainischen Behörden mit. Unter den Verletzten sind auch Journalisten. Fast 50 Sicherheitskräfte und zahlreiche Protestierer mussten in Kliniken behandelt werden. Mindestens 22 Menschen wurden festgenommen. Sicherheitskräfte hatten massiv Tränengas und Blendgranaten eingesetzt.
    Der für die EU-Nachbarschaftspolitik zuständige Kommissar Stefan Füle forderte einen sofortigen Dialog über eine friedliche Lösung. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen appellierte an beide Seiten, auf Gewalt zu verzichten. "Gewalt und Macht sind in einer demokratischen Gesellschaft keine Wege zur Beendigung politischen Streits", heißt es in einer am Sonntagabend in Brüssel veröffentlichten Erklärung. Rasmussen betonte, es sei "das Recht des Volkes, überall seine Ansicht in demokratischer Weise auszudrücken".
    Auslöser der Proteste ist der Stopp eines Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union. Janukowitsch hatte den Abschluss der Vereinbarung kurz vor dem EU-Gipfel zur Östlichen Partnerschaft in Vilnius nach starkem Druck des Nachbarlands Russland abgesagt.