Die Krise in der Ukraine ist auch Thema in der "Ortszeit" ab 22.30 Uhr.
Klitschko kandidiert bei Präsidentschaftswahl
Vitali Klitschko will bei den ukrainischen Präsidentschaftswahlen am 25. Mai antreten. "Mein Name wird für den Posten des Präsidenten auf dem Stimmzettel stehen", erklärte der Vorsitzende der Udar-Partei in Kiew.
Er sei davon überzeugt, dass die Prinzipien und Spielregeln in der Ukraine komplett geändert werden müssten. "Wir müssen die Gerechtigkeit wiederherstellen", sagte Klitschko.
Neben dem früheren Box-Weltmeister will offenbar auch die ehemalige Ministerpräsidentin Julia Timoschenko kandidieren. Timoschenko habe gegenüber Vertretern ihrer Partei erklärt, "definitiv" bei der Wahl antreten zu wollen, berichtete die "Bild"-Zeitung.
Unterdessen verschob das Parlament die Wahl einer Übergangsregierung auf Donnerstag. Spätestens dann müsse ein "Kabinett des nationalen Vertrauens" stehen, forderte Parlamentschef und Interimspräsident Alexander Turtschinow.
Maidan-Rat stellt Bedingungen
Kandidaten für den Posten des Ministerpräsidenten waren bis zuletzt nicht bekannt. Allerdings stellte der Maidan-Rat, der die Demonstrationen auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew organisierte, Bedingungen für die Wahl. Demnach dürfe keines der Mitglieder der neuen Regierung auf der Liste der 100 reichsten Ukrainer stehen oder ein Amt der abgesetzten Regierung innegehabt haben.
Als Regierungschef sind mehrere Kandidaten im Gespräch. Dazu zählt Arzeni Jazenjuk von der Vaterlandspartei. Er gilt als Vertrauter von Ex-Ministerpräsidentin Juli Timoschenko. Unsere Korrespondentin Sabine Adler hält aber auch eine "ganz große Überraschung" für möglich.
Inzwischen wurde auch bekannt, dass der gestürzte ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch versucht haben soll, die regierungskritischen Proteste in Kiew durch den Einsatz von 22.000 Sicherheitskräften niederzuschlagen. Journalisten sollen solche Pläne in Janukowitschs Residenz in der Nähe von Kiew gefunden haben.
Ein Abgeordneter der bisherigen Opposition stellte die Papiere ins Internet. Demnach sollten Scharfschützen das Feuer auf die Demonstranten eröffnen.
Was bedeutet der Umbruch für Moskau?
Das ukrainische Parlament will Janukowitsch nun vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag anklagen lassen. Die Parlamentarier nahmen eine entsprechende Resolution ohne Gegenstimmen an.
Mit Blick auf mögliche Finanzhilfen für die Ukraine mahnte der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, ein gemeinsames Vorgehen mit Russland an. Vernünftig sei ein Geldgeber-Konsortium aus den USA, der EU, dem Internationalen Währungsfonds und Russland, sagte der SPD-Politiker im Deutschlandfunk.
Der Politologe Pjotr Fedosow ein militärisches Engagement Russlands in der Ukraine für ausgeschlossen. Aus seiner Sicht ist finanzielle Unterstützung der EU für das Land notwendig. Dies erklärte Fedosow im Deutschlandradio Kultur.
Für Stefan Kornelius, Leiter der Redaktion "Außenpolitik" der "Süddeutschen Zeitung", ist im Zusammenhang mit dem Umbruch in der Ukraine der Blick auf Russland "der spannende". Es werde in den nächsten Tagen entschieden, ob Moskau die "starke finanzielle Unterstützung" aufrechterhalten werde, erklärte Kornelius im Deutschlandradio Kultur.
mhn