"Kalaschnikow im Anschlag"
Aus den täglichen Nachrichten ist der Ukraine-Konflikt nahezu verschwunden. Dabei ist die Situation in den Separatistengebieten verheerend, wie unsere Korrespondentin Sabine Adler jetzt selbst erlebt hat. Manchmal sei es geradezu "kreuzgefährlich".
Wer sich wie Sabine Adler in Richtung Ostukraine bewegt, muss "unzählige Checkpoints" passieren. Dort sei alles "entsetzlich unangenehm - und zwar je näher man der Front kommt". Die Soldaten gingen "mit einer Kalaschnikow im Anschlag" auf die Leute zu, so Adler. Sie selbst habe erlebt, dass dabei direkt auf sie gezielt wurde:
"Es ist kreuzgefährlich, sich entlang der Demarkationslinie aufzuhalten."
Ihr Begleitschutz habe Schlimmeres verhindert.
24 Stunden am Checkpoint warten
Nach Adlers Beobachtungen ist der Alltag der Menschen in den so genannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk mühsam und oft genug demütigend: Viele Dinge seien nur auf ukrainischem Gebiet zu regeln - etwa die Renten. Um aber über die Grenze zu gelangen, müssten die Menschen zwischen zehn und 24 Stunden an den Checkpoints warten - bei Schnee und Eis. Toiletten gebe es nicht, auch keine Bistros. "Es ist ein unhaltbarer Zustand", findet Adler.
Die Menschen sollen den Separatisten ein leeres Land überlassen
Die ukrainische Regierung tut aus ihrer Sicht zu wenig, um zu vermeiden, dass sich ein Graben zwischen den Bewohnern diesseits und jenseits des besetzten Gebiets auftue. Im Gegenteil: Kiew lasse zu, dass den Menschen in den so genannten Volksrepubliken vorgeworfen werde, dass sie überhaupt noch dort seien:
"Sie sollen sozusagen den Separatisten ein leeres Land überlassen. Das ist leichter gesagt als getan. Denn Leute, die das versucht haben, konnten nicht so ohne Weiteres Arbeit oder Wohnung finden in der Ukraine. Und es gibt auch Menschen, die entweder zu alt sind oder die einfach sagen: Das ist doch meine Heimat, und da bleibe ich eben einfach."