Ukraine-Konflikt

Nervosität wegen russischer Grenzmanöver

Ukrainische Spezialkräfte im Osten des Landes.
Ukrainische Spezialkräfte im Osten des Landes. © picture alliance / dpa / Mikhail Voskresenskiy
Von Sabine Adler · 25.04.2014
Russische Truppen stehen nach Aussage des Verteidigungsministers der Ukraine nur einen Kilometer von der Grenze des Landes entfernt. Der ukrainische Regierungschef Arseni Jazenjuk schlägt Alarm.
Kiew reagiert nervös auf die Manöver in unmittelbarer Nähe zur eigenen Grenze. Präsidentenberater Sergej Paschinski drohte in Richtung Moskau, dass das Überqueren der Grenze als Einmarsch betrachtet und die Angreifer getötet würden, zitiert die ukrainische Nachrichtenagentur Interfax den hohen Beamten.
Jazenjuk: Den Zweiten Weltkrieg nicht vergessen
Russische Truppen stehen nach Aussage des ukrainischen Verteidigungsministers Michail Kowal nur einen Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Premier Arseni Jazenjuk schlug in Kiew alarmierende Töne an: Russland beginne einen Dritten Weltkrieg:
"Die Versuche der russischen militärischen Aggression gegen die Ukraine führen zu einem militärischen Konflikt im europäischen Raum, die Welt habe den Zweiten Weltkrieg nicht vergessen, Russland wolle einen Dritten Weltkrieg beginnen, die volle Verantwortung für die Aggression, für das Zerbrechen der internationalen Sicherheit und Stabilität liege bei der Führung der Russischen Föderation."
Die Ukraine fordert innerhalb von 48 Stunden eine Erklärung von Moskau über Ziel und Ort des Manövers an der russisch-ukrainischen Grenze. Übergangspräsident Alexander Turtschinow hatte gegenüber US-Abgeordneten gestern Abend in Kiew gesagt, dass Russland das Genfer Abkommen zunichte mache. Die Ukraine werde sich nicht den Terroristen ergeben, die die Bevölkerung im Osten zur Geisel genommen hätten.
Sicherheitsberater: Putin will Präsidentschaftswahl verhindern
Der Sicherheitsberater des Präsidenten Sentschenko schätzte die Bedrohung durch die Milizen als deutlich gefährlicher ein als noch vor einer Woche, als das Genfer Abkommen vereinbart wurde. Der russische Präsident Putin wolle eine Stabilisierung der Ukraine verhindern, die Präsidentschaftswahl Ende Mai unmöglich machen.
Wladimir Putin drohte Kiew heute das Ende der Kooperation in der Rüstungswirtschaft an. Die ukrainischen Zulieferunternehmen könnten Russland als Absatzmarkt verlieren, in den zwei Drittel der ukrainischen Produktion gingen, sagte er auf einem Treffen der Rüstungsindustrie. Russland ist nach den USA der zweitgrößte Rüstungsexporteurder Welt, lieferte im vergangenen Jahr Waffen im Wert von fast 16 Milliarden Dollar.
Einsatz gegen Separatisten geht weiter
Die gestrige Anti-Terror—Operation, bei der fünf Aufständische getötet worden waren, wurde heute fortgesetzt. Die Separatisten-Hochburg Slawjansk wurde nach ukrainischen Informationen abgeriegelt, damit keine weiteren prorussischen Kräfte die Stadt erreichen. Auf dem Flughafen von Kramatorsk wurde ein ukrainischer Militärhubschrauber von einer Rakete getroffen und zerstört.
Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow stellte noch in der Nacht klar, dass die Anti-Terroroperation weitergeht und wies anderslautende Informationen zurück:
"Priorität hat, die Zivilbevölkerung wo immer möglich zu verschonen. Die Operation erfolgt im Donezker und Lugansker Gebiet entsprechend des Befehls des Präsidenten. Wir bitten die Bevölkerung, so wie wir es gestern in Slawjansk und Kramatorsk mit Flugblättern getan haben, ihre Häuser nicht zu verlassen, nicht an die Fenster zu treten, um nicht von Schüssen getroffen zu werden und sich vor allem nicht in der Nähe v on Leuten aufzuhalten, die Waffen tragen."
Rechter Sektor fordert Partisanenkrieg
Der Führer des Rechten Sektors Dmitri Jarosch glaubt, dass die Tage bis zu einem russischen Einmarsch an wenigen Fingern abzuzählen sind. Jarosch forderte Präsident Turtschninow auf, eine allgemeine Bewaffnung zuzulassen und - Zitat - "einen Partisanenkrieg gegen die Okkupanten auszurufen". Zitat Ende.
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