"Russland ist wie eine Katze, die die Maus beißt, aber noch nicht tötet"
Wladimir Putins gestrige Warnungen in Richtung Kiew haben die Hoffnungen gedämpft. Ob in Mailand beim Treffen mit Petro Poroschenko der monatelange Gasstreit beigelegt werden kann, bleibt unklar.
In Kiew sind die Heizungen noch immer kalt, Russland liefert seit Juni kein Gas mehr, das nicht vorab bezahlt wird und ein großer Teil der Kraftwerke ist durch den Krieg in der Ostukraine zerstört worden, was die Energieversorgung zusätzlich erschwert, sagt der Politologe Juri Ruban:
"Viele Kraftwerke, die wichtig sind für die Energieversorgung des Landes, befinden sich im Donezker und Lugansker Gebiet und sind entweder zerstört oder werden nicht mehr mit Kohle beliefert. Außerdem sind viele Bergwerke überflutet und liegen still."
Nach Putins gestrigen Warnungen in Richtung Kiew sind die Aussichten, dass in Mailand der monatelange Gasstreit beigelegt werden kann, wieder trüber. Der russische Präsident hatte noch bei seinem Besuch in Belgrad gedroht, wenn sich die Ukrainer an den Transit-Gas-Leitungen bedienen sollten, Russland die Lieferung in die EU kürzen werde.
Putin könnte sich querstellen
Dass Putin, wie es ukrainische Beobachter hoffen, neue Zusagen machen könnte, die über den Minkser Friedensplan hinausgehen, bleibt abzuwarten. Auch möglich, dass Putin sich betont querstellt nach der Aufforderung von Kanzlerin Merkel gestern im Bundestag, dass es vor allem Aufgabe Russlands sei, das Abkommen einzuhalten. "Den entscheidenden Beitrag zur Deeskalation muss Russland leisten", hatte sie gesagt und an den Bruch des Völkerrechts durch Moskau erinnert. Bei der Umsetzung des Friedensplans gebe es immer noch sehr große Defizite, hatte sie kritisiert.
Über 70 ukrainische Armeeangehörige und 50 Zivilisten haben ihr Leben während der immer wieder verletzten Waffenruhe verloren, allein gestern sieben bei Mariupol. Den von Russland angekündigte Abzug der 17.600 Mann an der ukrainisch-russischen Grenze hatte die NATO als längst nicht vollständig kritisiert.
Ein Abflauen der Kämpfe hat stattgefunden, was in der Ukraine die Hoffnung nährt, dass der russische Präsident sein Interesse an der Ostukraine verloren hat, der unberechenbare Nachbar wolle das Gebiet nicht, ist der ukrainische Politologe Jewgeni Sacharow überzeugt:
"Russland braucht den Donbass nicht, es geht nur um die Destabilisierung der Ukraine und die Aufrechterhaltung der Spannungen."
Der Politologe zieht einen Vergleich:
"Russland ist wie eine Katze, die die Maus beißt, aber noch nicht tötet. Die einzige Rettung für die Maus ist der Hund, der die Katze vertreibt."