Ukraine

Friedensverhandlungen erst nach Abnutzungskrieg?

09:05 Minuten
Auf einem Panzer steht ein ukrainischer Soldat, gefolgt von weiteren Panzern. Im Hintergrund ist die ukrainische blau-gelbe Flagge zu sehen.
Die Ukraine fordert mehr Panzer und andere schwere Waffen zur Verteidigung gegen die russische Armee. Wann der Krieg ende, könne man nicht sagen, so Bernhard Kroener. © imago / i Images
Bernhard Kroener im Gespräch mit Liane von Billerbeck |
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Der Ukraine droht ein „Abnutzungskrieg“ von unbestimmter Dauer, befürchtet Militärhistoriker Berhard Kroener. Dies führe dann zu einer Pattsituation und zu Verhandlungen. Allerdings habe Moskau noch „die absolute Vernichtungskomponente“ im Repertoire.
Seit zwei Monaten wird die Ukraine von Russland angegriffen. Wann und wie kann dieser Krieg enden? "Im Grunde stehen Verhandlungen am Ende eines jeden Konflikts", sagt der Militärhistoriker Bernhard Kroener. "Es ist nur die Frage, wann diese Verhandlungen einsetzen, unter welchen Bedingungen und welche Leiden und Zerstörungen in welchem Umfang vorausgegangen sein können."
Für die Ukraine befürchtet der Experte ein Szenario, das als "Abnutzungskrieg" bezeichnet wird. In einem solchen Fall habe der Verteidiger das Gefühl, motiviert genug zu sein, ausreichend Material zu haben und diesen Konflikt noch eine Zeit lang durchzuhalten: "Das heißt, der Krieg geht dann über eine unbestimmte Zeit weiter, bis beide Parteien das Gefühl haben, wir können nichts mehr erreichen. Es ist also eine Pattsituation eingetreten, und dann beginnt man mit entsprechenden Verhandlungen", erklärt Kroener.

Wann Waffenlieferungen gerechtfertigt sind

Deutschland will nun auch schwere Waffen wie den Panzer "Gepard" an die Ukraine liefern. Doch verlängert das nicht noch den Krieg? "Das ist eine Frage, die einen zutiefst bewegen muss", betont der Militärhistoriker. "Einerseits sollte man versuchen, den Krieg möglichst rasch zu beenden, um weiteres Leid zu vermeiden."

Die Entwicklungen im Ukraine-Krieg bildet der Newsblog von Deutschlandfunk ab.

Andererseits könne man "durchaus der Lieferung von Waffen zustimmen", wenn sich ein Volk gegen einen Aggressor verteidigen wolle – "in der Hoffnung, dass der Gegner dann relativ rasch erkennt, dass er seine Kriegsziele nicht in vollem Umfang oder gar nicht durchsetzen kann."

Russlands "absolute Vernichtungskomponente"

Allerdings verweist Kroener auf die besondere Situation in diesem Krieg: "Einer der beiden Kontrahenten besitzt Nuklearwaffen." Russland habe damit eine "absolute Vernichtungskomponente" in seinem Repertoire. Da sei es schwierig zu sagen, unter welchen Bedingungen der Krieg ende.
Nach Darstellung des Experten kommt es unter anderem darauf an, wann Moskau selber spüre, "die Kosten-Nutzen-Rechnung" gehe nicht mehr auf. "Dann kann es sein, dass da relativ rasch Verhandlungen einsetzen."
(bth)

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