Geflüchtete aus der Ukraine

Wie können wir helfen?

90:27 Minuten
Illustration: Ein schlafendes Kind hält ein Kuscheltier im Arm.
„Am dringendsten brauchen die Menschen jetzt Ruhe und Sicherheit“, sagt Michael Schnatz vom Arbeiter-Samariter-Bund in Köln. © Getty Images / Catherine McQueen
Modeartion: Vladimir Balzer · 26.03.2022
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Millionen Menschen verlassen die Ukraine. Hunderttausende kommen nach Deutschland – und täglich werden es mehr. Wie können wir helfen? Worauf kommt es an? Darüber sprechen wir mit unseren Gästen.
Es ist die größte Flüchtlingsbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Mehr als 3,6 Millionen Menschen sind bereits aus der Ukraine geflohen, die meisten wurden von Polen aufgenommen, aber auch in Deutschland kommen täglich Tausende Zufluchtssuchende an. Es gibt eine große Solidarität und Hilfsbereitschaft. Aber welche Art der Hilfe wird gebraucht? Und was sollten Helfende beachten?

„Wir brauchen eine vernünftige Kommunikation“

„Wir erleben eine humanitäre Ausnahmesituation“, sagt Diana Henniges, Geschäftsführerin von „Moabit hilft“. Der 2013 gegründete Berliner Verein bietet eine Ersthilfe für die Geflüchteten in der Hauptstadt: Sie kümmern sich um die Vermittlung von Wohnraum, um Essen, Kleidung, informieren über mögliche Anlaufstellen, begleiten Geflüchtete auf Ämter, organisieren Sachspenden.
Ihre Erfahrung: Die Situation sei noch immer unübersichtlich. Umso wichtiger sei Information. „Wir brauchen eine vernünftige Kommunikation, die in einfacher Sprache vermittelt, was jetzt der Stand der Dinge ist. Es muss so etwas her wie eine App oder Ähnliches, wo alle auf regionaler Ebene Informationen bekommen.“
Menschen, die helfen möchten, rät Diana Henniges, sich bei den ortsnahen Flüchtlingsräten zu melden. Sie wüssten am besten, was vor Ort benötigt wird. Und sie verweist auf die „Volunteer Planner“, die verschiedene Organisationen im Internet anbieten. „Beim Volunteer Planner kann man sich eintragen, es gibt Bedarfslisten der Organisationen.“
Ihr Appell: „Wir müssen die Energie der ersten Wochen mitnehmen. In fünf Wochen ist der Ukrainekrieg nur noch die dritte oder vierte Meldung in den Nachrichten, und es wird auch dazu kommen, dass die Geflüchteten von manchen als Belastung empfunden werden. Da müssen wir weiter Solidarität zeigen. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“

„Jeder kann etwas anbieten“

„Am dringendsten brauchen die Menschen jetzt Ruhe und Sicherheit“, sagt Michael Schnatz vom Arbeiter-Samariter-Bund in Köln. „Vernünftige Unterkünfte mit Intimsphäre, keine ertüchtigten Turnhallen.“ Der ASB leistet auch Nothilfe in der Ukraine und für Geflüchtete in Deutschland.
Menschen, die Geflüchteten Wohnraum anbieten möchten, rät Schnatz, sich an die Kommunen zu wenden. Sie sollten nicht spontan Ukrainer aufnehmen, das führe eher zu Verwirrung. Man trage schließlich auch Verantwortung für diese Menschen. „Was ist, wenn man nach drei Tagen feststellt, das klappt nicht?“
Jede Hilfe sei willkommen, so der ASB-Fachbereichsleiter für Bevölkerungsschutz. „Jeder kann etwas anbieten: Einen bunten Nachmittag für die Kinder in den Einrichtungen, man kann den Menschen die Stadt zeigen, in die sie kommen, Vereine können Jugendlichen Sportmöglichkeiten bieten. Manchmal reicht es, für zwei, drei Stunden in die Einrichtung zu gehen und zu schauen, was man machen kann.“

Geflüchtete aus der Ukraine – Wie können wir helfen?
Darüber diskutiert Vladimir Balzer am 26. März von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Diana Henniges von „Moabit hilft“ und Michael Schnatz vom ASB. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.

(sus)
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