Ukraine-Krieg in den Medien
Lange Schlangen: Ukrainische Flüchtlinge warten an der polnischen Grenze auf ihre Einreise. © picture alliance / abaca / Laine Nathan
„Ein schockierend großes Maß an Rassismus“
08:44 Minuten
Die Journalistin Alena Jabarine kritisiert die aktuelle Berichterstattung vieler westlicher Medien zum Ukraine-Krieg als „rassistisch“. Journalisten würden ausdrücken, dass ukrainische Flüchtlinge „mehr Mitgefühl verdienen“.
Die schreckliche Situation in der Ukraine offenbart ein „schockierend großes Maß an Rassismus und Orientalismus vieler westlicher Medien". Das sagt die Hamburger Journalistin Alena Jabarine.
Vor allem in sozialen Medien seien Inhalte geteilt worden, in denen Journalisten „offen rassistisch sprechen“. Beispielswiese sei in der BBC von „blauen Augen und blonden Haaren“ die Rede gewesen. Ein ZDF-Reporter habe gemeint, Flüchtlingsbewegungen „muslimisch aussehender Männer“ beobachtet zu haben.
„Wahnsinnig zynisch und verletzend“
Jabarine kritisiert dies scharf. Die Journalisten würden so letztlich ausdrücken, dass ukrainische Flüchtlinge „ganz natürlicher Weise mehr Mitgefühl verdienen“ würden.
Dies sei nicht nur rassistisch, so Jabarine, sondern auch „wahnsinnig zynisch, verletzend und enttäuschend für viele Menschen, die vielleicht gehofft hatten, dass nach Black Lives Matter und Hanau vielleicht jetzt langsam auch ein Umdenken stattgefunden hat.“
Empörung in sozialen Medien
Über die Berichte habe es zu Recht Empörung gegeben, vor allem in sozialen Netzwerken. Die Journalistin berichtet auch von „ernsthaften Auseinandersetzungen“ auf Instagram. Diese hätten „auf die koloniale und kriegstreiberische Vergangenheit und Gegenwart der vermeintlich zivilisierten Welt aufmerksam“ gemacht.
„Letztlich haben wir gelernt, dass Menschen für viele noch immer eine unterschiedliche Wertigkeit haben. Und dass es vollkommen in Ordnung ist, dies offen im Fernsehen zu artikulieren“, so Jabarine.
Journalisten haben „riesige Verantwortung“
Die Debatte über das Thema müsse nach Ansicht der Journalistin jetzt geführt werden, dies sei "essenziell", denn es sei rassistisches und nationalistisches Gedankengut, das Kriege überhaupt möglich mache. Journalisten hätten „eine riesige Verantwortung“, sie würden die Gesellschaft prägen. „Das wird irgendwann übersetzt in politische Handlungen."
„Wenn Menschen aussehen wie wir, ist es vielleicht legitimer, ihnen Panzerfäuste zur Selbstverteidigung zu schicken“, sagt sie. Journalisten müssten „gerade jetzt ihrer Aufgabe besonders gerecht werden“. Das bedeutet unter anderem, „absolut empathisch über die ukrainischen Geflüchteten zu berichten, ohne dafür irgendjemand anderen abzuwerten“.
(tmk)