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Ukrainisches Theater Mariupol zerstört
Das zerstörte Theater im ukrainischen Mariupol. Vor der russischen Bombardierung hatten dort Menschen Zuflucht gefunden. © Getty Images / Anadolu Agency / Ukrainian Ministry
"Wir stehen fassungslos davor"
07:06 Minuten
Bereits 2015 hat Kampnagel in Hamburg Geflüchteten geholfen. Nun greift der Veranstaltungsort ukrainischen KünstlerInnen und AktivistInnen unter die Arme. Vor allem die Zerstörung des Theaters von Mariupol sei ihr sehr nahe gegangen, sagt Intendantin Amelie Deuflhard.
Als 2015 zahlreiche Flüchtlinge aus Syrien nach Deutschland kamen, war der Hamburger Veranstaltungsort Kampnagel sehr engagiert, hat den Geflüchteten auf unterschiedliche Art und Weise geholfen. Auch jetzt, im Ukraine-Krieg, wird das Haus wieder aktiv, sagt die Intendantin Amelie Deuflhard.
„Wir konzentrieren uns in unserer Arbeit auf das, was wir können.“ Und das bedeute aktuell: die Unterstützung von KünstlerInnen, AktivistInnen und JournalistInnen aus der Ukraine.
Soforthilfe für Künstlerinnen und Künstler
Gemeinsam mit anderen Kulturstätten haben sie fast unmittelbar nach Kriegsbeginn das Programm Voices neu aufgelegt. Dort werden Stimmen von KünstlerInnen aus der Ukraine gesammelt. „Jeder kann schicken, was er will: einen kurzen Text, ein Gedicht, ein Foto, ein kurzes Filmchen.“ Die Werke werden sofort und unkompliziert mit 300 Euro als eine Art "minimale Soforthilfe" honoriert. Wie alles, was man tue, sei dies zwar ein „Tropfen auf dem heißen Stein“.
Parallel dazu versucht Kampnagel, Stipendienprogramme aufzulegen, damit KünstlerInnen fürs Erste sechs Monate in Deutschland arbeiten können. „Damit haben wir sehr viel Erfahrung, weil wir seit 2015 schon unser 'Migrabtopolitan' betreiben, wo viele geflüchtete Menschen mitarbeiten. Das heißt: Es ist eigentlich alles da.“
Der Angriff auf das Theater von Mariupol
Währenddessen geht der russische Angriffskrieg auf die Ukraine weiter: Menschen sterben, Städte werden zerbombt – und damit auch historische Gebäude und Kulturgüter. Die erschütternden Bilder vom Angriff auf das Theater von Mariupol gingen um die Welt.
Im Keller des Gebäudes hatten viele Menschen Zuflucht gesucht. „Das ging mir sehr nahe“, sagt auch Amelie Deuflhard. Denn: Genau wie Kirchen seien Theater immer schon Zufluchts- und Schutzräume in Kriegszeiten gewesen. Zum Glück gab es bei dem Angriff keine Toten. Das Theater aber wurde komplett zerstört.
Theater sind Schutzräume, Schutzräume der Kunst, Schutzräume für die Freiheit der Kunst. Das hat einen hohen Symbolwert.
Angesichts von Verletzten und Toten im Ukraine-Krieg scheint der Schutz von Kulturgütern zwar eher zweitrangig. „Aber, dass die Menschen ihre Kulturgüter einpacken und sichern“, wie es derzeit beispielsweise mit Statuen in der Stadt Lemberg passiert, „zeigt ja wie wichtig die Kulturgüter für die Identität unserer Länder sind, für die Identität unserer Kulturen“.
Werde eine Stadt zerbombt, gehe viel kulturelles Erbe verloren. „Damit wird auch Geschichte und Identität zerstört. Wir stehen fassungslos davor.“
(lkn)