Übersetzer Jurij Durkot

"Wir sind bereit, unsere Häuser zu verteidigen"

07:43 Minuten
Menschen stehen Schlange vor einem Geldautomaten in Lviv (Lemberg)
Menschen stehen Schlange vor einem Geldautomaten in Lviv (Lemberg) © picture alliance / AP / Kunihiko Miura
Jurij Durkot im Gespräch mit Nicole Dittmer |
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In Lemberg ist die Lage vergleichsweise ruhig, berichtet der Jorunalist und Dolmetscher Jurij Durkot. In der Ukraine hätten die Menschen ihre Freiheit zu schätzen gelernt. Sie seien nicht bereit, in einer Diktatur zu leben.
Wie ist die Lage im westukrainischen Lviv? Dort sei derzeit alles ruhig, sagt der Journalist und Dolmetscher Jurij Durkot. Es habe zwar immer wieder einen Fliegeralarm gegeben, aber bisher keine Raketeneinschläge.
In Lemberg gebe es Schlangen vor den Apotheken und Geldautomaten, "aber mein Eindruck ist, dass man für dieses Geld nicht viel kaufen kann". Brot könne man nur am frühen Morgen kaufen. Man neige dazu, den Fliegeralarm zu ignorieren, solange noch keine Rakete eingeschlagen habe.
"Wir haben das alles erwartet, aber im Grunde genommen haben wir das wahrscheinlich nicht richtig geglaubt. Man musste davon ausgehen, dass der Angriff kommt."
Der Übersetzer erinnert auch daran, dass der Krieg schon acht Jahre dauere: "Bis gestern handelte es sich um die kleinen Gebiete im Donbass, um die Annnexion der Krim, um den Cyberkrieg, den Russland geführt hat. Zuletzt lief dieser Krieg auf Sparflamme, das war natürlich eine ganz andere Dimension, an dieses Level an Gewalt hatte man sich tatsächlich gewöhnt."

Kein anderer Weg als der Kampf

Was die Ukraine hingegen seit Donnerstag erlebe, sei "der Terror eines wahnsinnigen Diktators, der Bruch mit allen Regeln der Zivilisation". Die Kampfbereitschaft der Ukrainer sei sehr groß: "Wir sind bereit, unsere Häuser und unser Land zu verteidigen. Es gibt keine andere Wahl. Alle verstehen, dass, wenn es Russland gelingt, das Land zu erobern, werden wir in diesem Land nicht mehr leben können", sagt er.
"Die Ukrainer haben gelernt, ihre Freiheit zu schätzen. Wir sind überhaupt nicht bereit, in einer Diktatur zu leben."
Russlands Präsident Putin habe mehrmals erklärt, dass er dem ukrainischen Volk kein Existenzrecht einräumt und dass er die Ukrainer nicht mal für ein Volk hält – "das sind die wahnsinnigen Geschichtsfantasien eines wahnsinnigen Diktators."
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