Europa im Kleinen
Der Maidan im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt ist zum Symbol für die Identität des ganzen Landes geworden. © Imago /Agencia EFE / Ignacio Ortega Graf
Ein Blick auf zehn ukrainische Städte
Die Ukraine ist in ihrer ethnischen, kulturellen und religiösen Vielfalt "Europa im Kleinen". Die Osteuropa-Historikerin Ricarda Vulpius stellt uns zehn ukrainische Städte vor: Kiew, Odessa, Donezk, Lemberg, Jalta, Charkiw, Czernowitz, Dnipro, Poltawa und Kamjanez-Podilskyj.
Putins Kriegspropaganda behauptet, Russen und Ukrainer seien ein Volk. In seinen Reden spricht der russische Präsident dem Nachbarland Ukraine eine eigene Staatlichkeit ab. Auch in Westeuropa verfängt diese Propaganda teilweise.
Die Ukraine ist nah
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist nur rund 1200 Kilometer von Berlin entfernt, genauso wie Rom. Aber politisch und historisch befand sich die Ukraine über Jahrzehnte jenseits des Eisernen Vorhangs und fand als Teil der Sowjetunion neben dem größeren Russland nur wenig Beachtung.
Obwohl das Land mit seinen 40 Millionen Einwohnern sehr wohl eine eigene Geschichte hat, ist vieles über die ukrainischen Wurzeln in West- und Mitteleuropa bis heute weitgehend unbekannt. Dabei findet sich in der Ukraine ein "Europa im Kleinen", in seiner ethnischen, kulturellen und religiösen Vielfalt.
Wir schauen deshalb auf zehn ukrainische Städte und deren europäische Wurzeln: Kiew, Odessa, Donezk, Lemberg, Jalta, Charkiw, Czernowitz, Dnipro, Poltawa und Kamjanez-Podilskyj. Unsere Gesprächspartnerin ist Ricarda Vulpius, Professorin für Osteuropäische und Ostmitteleuropäische Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Sie hat in Russland und der Ukraine geforscht und ist Gründungsmitglied der Deutsch-Ukrainischen Historikerkommission.
Wir schauen deshalb auf zehn ukrainische Städte und deren europäische Wurzeln: Kiew, Odessa, Donezk, Lemberg, Jalta, Charkiw, Czernowitz, Dnipro, Poltawa und Kamjanez-Podilskyj. Unsere Gesprächspartnerin ist Ricarda Vulpius, Professorin für Osteuropäische und Ostmitteleuropäische Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Sie hat in Russland und der Ukraine geforscht und ist Gründungsmitglied der Deutsch-Ukrainischen Historikerkommission.
1. Die Hauptstadt Kiew
Kiew war das Zentrum des mittelalterlichen Kiewer Reiches, das in enger Verbindung mit Westeuropa stand. Auch nach dem Fall des Reiches und dem Sieg der Mongolen blieben enge Verflechtungen Kiews mit dem Westen bestehen. Mit seinem Höhlenkloster, die heiligste Stätte des orthodoxen Glaubens, und zahlreichen anderen historischen Gebäuden ist Kiew kulturelle Wiege der ukrainischen, aber auch der russischen Kultur.
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2. Odessa am Schwarzen Meer
Der ukrainischen Hafenstadt Odessa ist weltoffen und hat einen besonderen Zauber. Die multikulturelle Bevölkerung und eine starke jüdische Tradition sind charakteristisch für Odessa.
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3. Donezk im ukrainischen Kohlerevier
In der Sowjetzeit war Donezk die Stadt der Schwerindustrie und der Millionen Rosen. Das Zentrum des ukrainischen Kohlereviers ist seit 2014 unter Kontrolle der international nicht anerkannten „Volksrepublik Donezk“.
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4. Lemberg – Stadt der vielen Kulturen
Die Stadt Lemberg (Lwiw) in der Westukraine hat eine reiche Kulturgeschichte. Das sowjetische Erbe ist eher klein, die Sowjetunion hat die Stadt wenig geprägt. Heute ist sie besonders patriotisch gestimmt.
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5. Jalta – Kurstadt auf der Krim
Für den russischen Adel war Jalta einst der Modekurort schlechthin. Historisch ist der Badeort vor allem mit der Konferenz von Jalta 1945 und der Aufteilung Europas in Einflusszonen verbunden.
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6. Charkiw – Stadt der Kultur und Wissenschaft
Die zweitgrößte Stadt der Ukraine ist ein Zentrum der Kultur und Wissenschaft. Jugendstil und Klassizismus prägen das Straßenbild. Charkiw hat eine lebendige Zivilgesellschaft. 2014 fanden hier Hunderttausende Flüchtlinge aus dem Donbass Zuflucht.
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7. Czernowitz – Hauptstadt der Bukowina
Czernowitz im Südwesten der Ukraine hat schon viele Herrscher gehabt: Seit 1775 die Österreicher, nach dem Ersten Weltkrieg die Rumänen und von 1944 bis 1991 die Sowjetunion. Während der Zugehörigkeit zur Habsburger Monarchie gab es zwei deutschsprachige Zeitungen in der größten Stadt der Bukowina. Eines der architektonischen Highlights ist die Residenz des Metropoliten, die zum Weltkulturerbe gehört.
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8. Dnipro – Industriestadt im Wandel
Katharina die Große wollte hier ein "Petersburg des Südens" errichten: Doch einen Namen machte sich Dnipro im 19. und 20. Jahrhundert als industrielles Zentrum und langjährige Rüstungsschmiede der Sowjetunion. Heute ist die Stadt am Dnjepr die Finanzmetropole der Ukraine.
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9. Poltawa – Wo Geschichte geschrieben wurde
Poltawa liegt im Zentrum der Ukraine, am Fluss Worskla. Die äußerst geschichtsträchtige Stadt war der Stützpunkt der ukrainischen Kosaken, die sich 1648 nach einem Volksaufstand von Polen lossagten und das sogenannte Hetmanat gründeten. Als eine Art Geburtsstunde Poltawas gilt jedoch die nach der Stadt benannte Schlacht 1709. Russland besiegte damals die schwedisch-ukrainische Allianz, besiegelte damit den Untergang Schwedens als Großmacht und den eigenen Aufstieg.
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10. Kamjanez-Podilskyj – Die Vielvölkerstadt
In Kamjanez-Podilskyj siedelten sich unterschiedlichste Volksgruppen an, lebten in friedlicher Koexistenz miteinander: Polen, Armenier, Juden und Ukrainer. Jede Gruppe hatte ihren eigenen Marktplatz und ein eigenes Rathaus. Symbol eines friedlichen Miteinanders ist die Peter-und-Paul-Kathedrale, die um 1370 errichtet wurde und trotz zahlreicher Herrscherwechsel unangetastet blieb. Die Altstadt wird fast vollständig von dem Fluss Smotrytsch umschlossen. Jenseits ragt eine mächtige Burg auf einem steilen Felsen empor.
Die Vielvölkerstadt - Kamjanez-Podilskyj
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