Mehr zu den Entwicklungen in der Ukraine hören Sie in der Sendung "Ortszeit" ab 17:05 Uhr.
Übergangspräsident gewählt
Das ukrainische Parlament hat seinen neuen Vorsitzenden Alexander Turtschinow zum Übergangspräsidenten bestimmt. Turtschinow gilt als Vertrauter von Oppositionsführerin Julia Timoschenko. Der 49-Jährige hatte einst gemeinsam mit Timoschenko die Vaterlandspartei gegründet.
Turtschinow soll das Land bis zu den Wahlen Ende Mai führen. Zuvor war er bereits zum Parlamentspräsidenten gewählt worden. Kurz nach der Ernennung des Übergangspräsidenten enthob das Parlament Außenminister Leonid Koschara des Amtes. Er hatte den bisherigen Präsidenten Janukowitsch unterstützt, der gestern vom Parlament abgesetzt worden war. Noch im Laufe des Tages soll auch ein neuer Regierungschef ernannt werden. In einem nächsten Schritt will das Parlament eine Übergangsregierung bestimmen. Turtschinow hatte die Abgeordneten dazu aufgefordert, sich bis Dienstag auf ein "Kabinett des nationalen Vertrauens" zu einigen.
Timoschenko: "Ihr dürft jetzt nicht aufhören"
Am Samstag (22.02.2014) hatten sich die Ereignisse in der Ukraine überschlagen: Das Parlament setzte Präsidenten Viktor Janukowitsch ab und beschloss die Freilassung der ukrainischen Oppositionsführerin Julia Timoschenko aus der Haft. Am Samstagabend (22.02.2014) - nur wenige Stunden nach ihrer Freilassung aus dem Gefängnis in Charkow - hatte Ex-Regierungschefin Timoschenko in einer emotionalen Rede auf dem Maidan an mehr als 100.000 Menschen appelliert, mit ihrem Kampf nicht nachzulassen. Empfangen wurde sie sehr freundlich, aber nicht euphorisch, berichtet Sabine Adler. Denn sie haben nicht vergessen, dass auch sie steinreicht ist und die Orangene Revolution sozusagen in den Sand gesetzt hat, zusammen mit dem damaligen Präsidenten Viktor Juschtschenko.
Erst Neuwahlen, die für den 25. Mai angesetzt sind, könnten den Machtwechsel abschließen. Sie wolle bei der Präsidentenwahl kandidieren, sagte die 53-Jährige, die zurzeit wegen eines Bandscheibenvorfalls im Rollstuhl sitzt.
Parlament entlässt Janukowitsch
Das Parlament in Kiew hatte am Samstag unter anderem Timoschenkos Freilassung und die Absetzung von Präsident Viktor Janukowitsch beschlossen. Die im Eiltempo gefassten Beschlüsse ließ es noch am späten Samstagabend in einer eigens gedruckten Zeitung veröffentlichen. Damit traten mehrere Gesetze in Kraft, darunter die Verfassung von 2004 sowie der Beschluss zur vorgezogenen Präsidentenwahlen für den 25. Mai.
Aufenthaltsort von Viktor Janukowitsch unklar
Viktor Janukowitsch, der nach Angaben des Grenzschutzes das Land verlassen wollte, kritisierte die Parlamentsentscheidung und sprach von einem "Staatsumsturz". Er wertete die Beschlüsse als "gesetzeswidrig". Vorher hatte er in einem Fernsehinterview erklärt, er werde nicht zurücktreten und auch nicht das Land verlassen. Inzwischen ist unklar, wo Janukowitsch sich aufhält. Seinen Luxuslandsitz in der Nähe von Kiew hat er offenbar verlassen.