Verseuchte Böden und Flüsse
Feuerwehrleute bekämpfen Brände nach Explosionen in einer Erdölraffinerie in Odessa, Ukraine, 3. April 2022. © IMAGO/Agencia EFE / Manuel Bruque
Enorme Umweltschäden durch den Krieg in der Ukraine
04:48 Minuten
Eigentlich verbietet ein völkerrechtlich bindendes Übereinkommen alle Kriegsformen mit umweltverändernden Techniken. Doch die Ahndung von Umweltschäden durch Kriegsführung steht vor einem großen Durchsetzungsproblem.
Fluchtartig hat das russische Militär die Sperrzone von Tschernobyl verlassen. Durch Waldbrände und das Ausheben von Gräben soll dort so viel Radioaktivität freigesetzt worden sein, dass viele Soldaten verstrahlt worden sind. Am Sonntag wurden auch Tanklager und Raffinerien in der Nähe der Hafenstadt Odessa zerstört, wie das russische Verteidigungsministerium mitteilte. Der Krieg schädigt die Umwelt enorm.
Mit den Folgen solcher Schäden beschäftigt sich die Ökonomin Sarah Fluchs. Sie ist für Umwelt, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln zuständig.
Unkalkulierbare Konsequenzen
Umweltschäden seien nur teilweise räumlich und zeitlich beschränkt, sagt sie, „teilweise können sie sich aber auch global ausbreiten und dauerhafte Konsequenzen mit sich bringen. Das heißt: Betroffen sind sowohl die Menschen in den Kriegsgebieten selber als auch darüber hinaus. Und das sowohl in Zeiten des Krieges als auch in Zeiten, wenn schon längst wieder Frieden herrscht.“
In der Ostukraine wird bereits seit 2014 gekämpft, Kohleminen wurden dort bereits überflutet – mit Konsequenzen für das Grundwasser. „Viele Experten befürchten, dass sich eine Umweltkatastrophe durch diese unprofessionell stillgelegten Bergwerke anbahnt. Es ist so, dass das Trinkwasser in der Region nicht mehr trinkbar ist und dass in der Region zu 80 bis 85 Prozent des Trinkwassers eben durch die Flüsse genutzt wird, und das ist aktuell nicht möglich. Da sehen wir deutlich eine Verbreitung von Krankheiten.“
Völkerrechtlich verboten
Aus dem Irakkrieg wisse man zudem, wie Umweltschäden bewusst als Waffe eingesetzt würden. Dort seien Hunderte Ölquellen in Brand gesetzt worden, um den Vormarsch der gegnerischen Truppen zu stoppen – mit schweren Konsequenzen für die Umwelt:
„Es ist eine Rauchwolke entstanden, die mehrere Wochen über der Region zu sehen war. Berichten zufolge war diese Rauchwolke 1.000 Kilometer lang und 400 Kilometer breit. Sie wurde tatsächlich als Bedrohung für das weltweite Klima angesehen.“
Doch eigentlich soll das sogenannte Umweltkriegsübereinkommen „alle Kriegsformen mit umweltverändernden Techniken“ verbieten, so Fluchs. Doch die Ahndung von Umweltschäden durch Kriegsführung stehe vor einem großen Durchsetzungsproblem, so dass das völkerrechtliche Übereinkommen letztlich weder schwere Umweltschäden in der Vergangenheit verhindern konnte noch aktuell verhindern wird.