Hören Sie auch Inga Lizengevics Beitrag aus unserer Sendung "Weltzeit": "Wie der Krieg die Ukraine verändert". Sie beschreibt darin die Spuren, die der Krieg gegen die von Russland unterstützten ostukrainischen Separatisten in der Gesellschaft hinterlassen hat.
Stimmung in der Ukraine
Seit Wochen trainieren ukrainische Zivilisten den Umgang mit Waffen. In der Bevölkerung herrsche große Entschlossenheit, Putin die Ukraine nicht kampflos zu überlassen, sagt die Journalistin Inga Lizengevic. © picture alliance / ZUMAPRESS.com / Dominika Zarzycka
Waffen statt Buchweizen
09:19 Minuten
Die Menschen in der Ukraine bereiten sich auf einen Krieg vor. Das spiegelt sich auch in den Sozialen Medien. In der Bevölkerung herrsche große Entschlossheit, Russland die Stirn zu bieten, sagt die Journalistin Inga Lizengevic.
Die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer haben derzeit schlaflose Nächte. Russlands Präsident Wladimir Putin hat Fakten geschaffen und die Unabhängigkeit der sogenannten Volksrepubliken in der Ostukraine anerkannt. Ein Krieg scheint kaum mehr abwendbar. Angst, Sorgen und psychischer Druck nehmen in der Ukraine drastisch zu.
Die Maidan-Proteste, die Krim-Annexion, der jahrelange Krieg in der Ostukraine mit Tausenden von Toten: Mit Erinnerungen an blutige Ereignisse tauschen sich die Menschen nun über Instragram, Twitter, Facebook und Messengerdiensten darüber aus, wie sie sich und ihre Kinder in Sicherheit bringen und schützen können.
Kampfgeist dominiert
Eltern fragen im Chat, ob sie den Kindern Informationen über deren Blutgruppe vorsichtshalber in die Kleidung einnähen sollen. Videos mit Tipps für das Überleben im Wald, über Notfallkoffer oder die Bedienung von Waffen werden vielfach geklickt.
Die Journalistin Inga Lizengevic beobachtet die Sozialen Medien in der Ukraine und stellt fest: Kampfgeist und die Entschlossenheit, die Heimat und die eigene Familie zu verteidigen, dominieren bei Twitter und Co. Putin selbst wird mit Sarkasmus bedacht.
Schon seit Wochen gebe es Tweets und Posts, in denen es darum gehe, wie sich die Ukrainer sei der Krim-Annexion verändert hätten, sagt Lizengevic: "2014 waren sie fassungslos und haben Buchweizenvorräte angelegt. Jetzt sind sie gefasst und kaufen Waffen.“
Ein Gefühl des Zusammenhalts
Viele Tweets drückten auch Zorn und Bitterkeit darüber aus, dass Putin in den zurückliegenden Jahren wiederholt das Völkerrecht gebrochen habe, aber weder in Georgien noch auf der Krim gestoppt worden sei.
Mit wem sie es zu tun haben, sei vielen sicherlich endgültig klargeworden, als sie im Fernsehen miterlebt hätten, wie Putin seinen Geheimdienstchef Sergej Naryschkin bei der Sitzung des Sicherheitsrates vor laufenden Kameras abkanzelte – woraufhin dieser ins Stottern geraten sei wie ein Schuljunge, der seine Hausaufgaben nicht gemacht habe, sagt die Journalistin.
Derzeit herrsche wieder ein Gefühl des Zusammenhalts, das es so seit den Tagen der Maidan-Proteste nicht mehr gegeben habe: „Die junge Generation und die Menschen mittleren Alters sind fest entschlossen, für ihr Land zu kämpfen“, betont Lizengevic.
(mkn)