Ukrainische Kinder

Eine große Herausforderung für die Schulen

07:20 Minuten
Schülerinnen und Schüler haben Bilder für die geflüchteten Kinder aus der Ukraine gemalt.
In vielen Schulen werden derzeit Willkommensklassen eingerichtet, um die vielen geflüchteten ukrainischen Kinder aufzunehmen. © Imago / epd
Zafer Senocak im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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Publizist Zafer Senocak rät angesichts der rund 400.000 geflüchteten Kinder aus der Ukraine zum Dialog mit den Verantwortlichen in deren Heimat. Er erinnert an das bosnische Beispiel, wo eine Mehrheit der Menschen nach Kriegsende zurückgekehrt ist.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien, rechnet damit, dass bis zu 400.000 ukrainische Kinder in Deutschland unterrichtet werden müssen. Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin sagt, dem müsse man im deutschen Schulsystem erst einmal gerecht werden.

Herausforderung für die Schulen

"Das ist eine Mammutaufgabe", sagt dazu der Autor und Publizist Zafer Senocak. Er selbst ist 1970 mit acht Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen und als einziger türkischsprechender Junge ohne Deutschkenntnisse in eine deutsche Klasse hineingekommen. Er habe zwar vom deutschen Bildungssystem profitiert, aber es sei natürlich inzwischen in die Jahre gekommen und durch die verschiedenen Einwanderungsbewegungen gestresst.
"Es nicht so, dass es marode ist", so Senocak. Das System könne auch Erfolge vorweisen. Aber es werde von ukrainischer Seite jetzt viel Rat benötigt. "Was wollen die Menschen?" Das müsse persönlich entschieden werden.
Der Autor Zafer Senocak
Im deutschen Schulsystem ist jetzt, angesichts der Ankunft von rund 400.000 geflüchteten Kindern aus der Ukraine, Kreativität gefragt , findet der Autor Zafer Senocak. © Imago / Sven Simon
"Übergangslösungen muss man finden", sagt Senocak. Unter den Geflüchteten sei sicher auch Lehrpersonal, das eingebunden werden sollte. "Kreativität ist gefragt, mehr als so eine große Konzeption vom Umbau des deutschen Bildungssystems." Er warnt davor, die Frage nach der Integration zu stark zu betonen. Es sei wichtig, auch die Heimatbindung zu erhalten.

Erinnerung an den Bosnien-Krieg

Der Publizist erinnert an die bosnischen Kinder in den Neunzigerjahren, die ebenfalls in großer Zahl vor dem Bosnienkrieg nach Deutschland geflüchtet waren. Von den bosnischen Flüchtlingen seien etwa 60 bis 70 Prozent wieder in die Heimat zurückgekehrt. "Das soll den Menschen überlassen werden, wie sie ihr Leben weiter gestalten wollen." Sie seien jetzt in einer schwierigen Lage und es müsse geholfen werden, so Senocak.
Wichtig ist für Senocak der Dialog, auch mit den ukrainischen Generalkonsulaten. Der Autor spricht sich dafür aus, dem ukrainischen Lehrplan zu vertrauen: "Wenn wir schon davon überzeugt sind, dass die Ukraine unsere Werte verteidigt, dann kann man denen auch soweit vertrauen, dass wir sagen, der Unterricht, der da stattfindet ist nicht ganz wildfremd." Wichtig sei, dass die deutsche Sprache unterrichtet werde.

Chance auf Rückkehr

Er fände es schade, wenn junge, talentierte Menschen zu Hundertausenden der Ukraine in Zukunft fehlen würden, so der Publizist. "Das wäre die zweite Bestrafung nach diesem furchtbaren Krieg." Irgendjemand müsse das Land auch wieder aufbauen.
(gem)

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