"Sein Wille ist ungebrochen"
Am ersten Tag der Fußball-WM befindet sich der Regisseur Oleg Senzow seit 31 Tagen im Hungerstreik. Er fordert Russland auf, alle ukrainischen politischen Gefangenen aus der Haft zu entlassen. Solidarität für ihn gibt es auch in Russland.
Man wisse nicht genau, wie es Senzow gehe, sagt Gesine Dornblüth im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. Sie war bis vor kurzem Korrespondentin in Moskau. "Er sitzt am Nordpolarkreis und da sickert nur sehr wenig Information an die Öffentlichkeit."
Im Gefängniskrankenhaus werde er mit Vitaminen versorgt. Wichtigste Informationsquelle sei eine Cousine Senzows, die berichtet hatte, dass ihm nach Wochen des Hungerns bereits Zähne und Haare ausfallen. Trotzdem sei er sehr willensstark:
"Aufgeben will er nicht, sterben will er nicht, doch von seinen Bedingungen für ein Ende des Hungerstreiks abrücken, will er auch nicht."
20 Jahre Haft für einen unbewiesenen Vorwurf
Nach Solidaritätsaktionen für Senzow durch das EU-Parlament gebe es auch in Russland kleine Gruppen, die sich für ihn und die Freilassung von weiteren politischen Gefangenen einsetzten. Bei der Abschlussfeier des Kinofestivals in Sotchi hätten sich am vergangenen Sonntag mehrere ausgezeichnete Künstler bei der Preisverleihung für Senzow eingesetzt und an den Grund seiner Inhaftierung erinnert:
"Für die unbewiesene Absicht, die Tür des Büros der regierenden Partei anzuzünden. Es gab also noch nicht einmal einen richtigen Schaden."
Auch die Regisseurin Avtotya Smirnowa habe sich bei der Preisverleihung in Sotchi zu Wort gemeldet und an die Richter appelliert, die inhaftierten Kollegen zu begnadigen und freizulassen.
"Man muss dazu noch wissen, dass das - ungewöhnlich - vom Staatsfernsehen live übertagen wurde. So drang also Kritik, und das ist selten in Russland, auch in die Fernsehstuben."
Hoffnung auf politischen Einfluss aus dem Ausland
Pünktlich zum Start der Fußballweltmeisterschaft in Russland habe die Menschenrechtsorganisation "Memorial" eine Liste mit 158 politischen Gefangenen in Russland veröffentlicht. Russische Menschenrechtler hofften, dass westliche Politiker, wie zum Beispiel Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder, einzelne Häftlinge vielleicht freibekommen könnten.
"Es gibt die Hoffnung der Freilassung Einzelner. Und dabei fällt natürlich immer wieder der Name Senzow."