"Life-Sized" ist vom 13. Oktober 2016 bis zum 8. Januar 2017 in der Schirn Frankfurt zu sehen.
Auf der Suche nach der Wahrheit
Ulay gilt als einer der bedeutendsten deutschen Performance-Künstler und als Begründer der "performativen Fotografie". Jetzt ehrt ihn die Frankfurter Schirn mit einer Gesamtschau. Im Interview erzählt er, warum er sich in seinem Werk so intensiv mit sich selbst auseinander setzt.
Als "bekanntester unbekannter Künstler" bezeichnet sich Ulay, bürgerlich Frank Uwe Laysiepen. Er war lange Zeit der Mann an der Seite von Marina Abramović, die ebenfalls Performance-Künstlerin mit internationalem Renommee ist. Auch Ulay ist international bekannt - vor allem dafür, Kunst mit dem eigenen Leben zusammenzuführen. Sein bevorzugter Forschungsgegenstand: Sein eigener Körper. Schon seit den Siebziger Jahren arbeitet er mit Bildern von sich selbst, vor allem mit Polaroid-Sofortbildern.
Die Frankfurter Schirn widmet Ulay jetzt eine große Überblicksausstellung, der Titel: "Life-Sized". Dort wird er als "Begründer der performativen Fotografie" gefeiert. Am ersten Tag wird es eine Performance geben, von der er selbst nicht weiß, wie sie ablaufen wird, denn Ulay wird sich vor Publikum hypnotisieren lassen. Der Hypnotiseur wird ihn immer wieder penetrieren mit der Frage: "Wer bist Du?", erzählt Ulay im Interview. "Es ist eine der einfachsten Fragen, aber in ihrer Einfachheit schwierig zu beantworten", sagt er. Er wolle herausfinden, was im Verborgenen seiner Seele liegt.
Ulay verweigert sich digitalen Medien
Er ist Vollwaise, seit er 15 ist: Keine Eltern, keine Geschwister. "Die Frage 'Wer bin ich?' bezieht sich ganz generell auf meine Identität. Bezüglich meiner Identität habe ich sehr viele Versuche gemacht - mittels Polaroid-Kameras, die ich auf mich selber gerichtet habe, habe ich mich in verschiedenen Posen und Situationen selber fotografiert, und das habe ich alles mehr oder weniger nicht mit dem Gedanken gemacht, um Künstler zu sein und diese Arbeiten auszustellen."
Heute erleben wir ein Diktat der digitalen Medien, meint Ulay. Seine Selbstporträts waren verstörend und unbequem, heute sehen wir überall Selfies. "Ich arbeite bis heute nicht mit digitalen Medien, weil ich mich ganz einfach weigere." Darüber hinaus seien die digitalen Techniken so weit, dass man gar nicht mehr unterscheiden könne, was Wirklichkeit und Wahrheit sei.