Ulf Poschardt zur Debatte um Tempolimit

"Die Autobahn - das letzte Freiheitsfeld!"

Blick auf einen Autobahnabschnitt, wo kein Tempolimit herrscht.
Blick auf einen Autobahnabschnitt, wo kein Tempolimit herrscht. © dpa / Sebastian Gollnow
Ulf Poschardt im Gespräch mit Julius Stucke |
Weshalb sollten verantwortungsvolle Autofahrer nicht auch weiter unbegrenzt schnell fahren können, fragt Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt. Er glaubt, die Befürworter des Tempolimits wollen anderen den Spaß verderben.
Auch wenn Untersuchungen darauf hindeuten, dass es zum Kampf um bessere Luft und weniger Verschmutzung gehört, fürs Autofahren ein Tempolimit einzuführen - wie in allen Nachbarstaaten üblich - will sich die aktuelle Bundesregierung hier nicht festlegen. "Es gibt jetzt noch keine politische Festlegung, was wir wollen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin zu Überlegungen einer Regierungskommission für den Verkehrssektor. Zuvor hatte Verkehrsminister Andreas Scheuer bereits erklärt, dass einige der Ideen des Gremiums "weder sozial noch wirtschaftlich zu verantworten" seien. Höhere Spritsteuern und eine PKW-Maut nach Fahrleistung auf allen Straßen sollen in dem Gremium zuvor als "besonders effektiv" eingestuft worden sein.

Wenigstens beim Autofahren noch ein bisschen Freiheit

Für den Buchautor und Journalisten Ulf Poschardt wird diese Debatte um das Tempolimit zu wenig pragmatisch und zu sehr emotional geführt: "Die Autobahn hat sich als das letzte Freiheitsfeld erwiesen, wo wir mehr Freiheit genießen, als andere auf der Welt, sonst sind wir eigentlich immer auf Freiheitstabellen nicht auf den vorderen Plätzen zu finden", sagte der Publizist im Deutschlandfunk Kultur.
Der Journalist Ulf Poschardt
Im Gespräch: der Journalist Ulf Poschardt© imago / epd
Für ihn stehe die hier fehlende Höchstgeschwindigkeit "für etwas, das in Deutschland möglich ist." Dafür sei er sehr dankbar, doch sei dies auch verbunden damit, dass diese Möglichkeit des unbegrenzten Schnellfahrens auch nur im Zusammenhang mit maximaler Verantwortung und Rücksichtnahme verbunden sei: "Ich rede nicht Dränglern und Nötigern das Wort, denn das finde ich inakzeptabel und jede Strafverschärfung halte ich da für sinnvoll."

Es schimmert immer durch: "Ich will Dir einfach Deinen Spaß verderben!"

Poschardt widerspricht auch dem Argument, dass solch ein Tempolimit schon allein dann ein Gewinn wäre, wenn damit auch nur ein Verletzter oder Toter vermieden werden könne: "Ich glaube, das ist eine sehr verkürzte, sentimentale Diskussion. Wer garantiert denn, dass dann nicht vielleicht 15 Ex-Raser vor Müdigkeit einschlafen?" Hier ein Tempolimit einzuführen sei nach seinem Empfinden ein Signal der Aktivisten, mit dem sie sagen: "Wir wollen die Freiheitsrechte, die Du so unverschämt üppig ausübst, nicht haben. Und hier lohnt ein verschärftes Nachdenken." Poschardt betont, er vermute, dass für die Aktivisten eines Tempolimits hier nicht in erster Linie pragmatische Argumente zählten: "Sondern hier schimmert immer wieder irgendwie so etwas durch wie: 'Ich will Dir einfach Deinen Spaß verderben!' Und da bin ich einfach so ein bisschen empfindlich."
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