„Der wichtigste Aspekt bei diesem ganzen Projekt ist, dass ich gerne mit so vielen Zeitgenossen wie möglich einmal kurz in Kontakt kommen möchte.“
Ziel: Eine Million Porzellanteile bis zum Lebensende
10:46 Minuten
Von kleinen Löffeln über Eierbecher bis zum größten Porzellangefäß der Welt – täglich fügt die Künstlerin und gelernte Töpferin Uli Aigner ihrem „One Million“-Projekt Neues hinzu. Bis zu ihrem Lebensende sollen es eine Million Porzellanteile sein.
Eine Million Objekte hat sich Uli Aigner als Zielmarke für ihr Töpferprojekt „One Million“ gestellt – ein utopisch anmutendes Mammutvorhaben. Wenn sie täglich 190 Porzellanteile anfertige, brauche sie rund 400 Jahre dafür, sagt die 57-jährige österreichische Künstlerin. "One Million" wird nun im Neuen Museum in Berlin vorgestellt.
Kunst zwischen körperlicher und digitaler Welt
Sie sehe ihr Projekt als eine Versuchsanordnung zwischen dem physischen und endlichen „In-der-Welt-sein“, und dem „zeitlich deregulierten, digitalisierten Kommunikationswahnsinn, in dem wir uns befinden“, erläutert Aigner.
Dabei arbeite sie nur auf Auftrag: Jede und jeder könne bei ihr Einzelstücke bestellen, egal ob eine einzelne Person oder eine Institution. In der Regel sollen die Objekte Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens sein, wie etwa Tassen, Teller oder andere Gefäße.
Die entstehende Sammlung sehe sie als „so etwas, wie ein Welt-Service“, so Aigner. Durch die Dokumentation der Besitzer könne der Standort jedes Objektes auf einer digitalen Weltkarte gezeigt werden, denn die eine Million Objekte würden sich über die ganze Welt verteilen.
Kommunikation ist zentral für das Projekt
Zentral in dem Kunstprojekt sei die Interaktion mit anderen Menschen.
Jedes Porzellangefäß und die Festlegung für dessen Gestaltung entstehe aufgrund eines Gesprächs mit einem Interessenten, "ein Stück meines Lebens in Objektform, wo die anderen quasi kurz damit in Kontakt kommen".
Künstliche Intelligenz soll Beratung übernehmen
Bisher habe sie seit 2014, dem Start des Projekts „One Million“, rund 7000 Objekte auf der Töpferscheibe selbst gedreht. Später soll auch ein Roboter die Herstellung übernehmen. Dazu wolle sie eine künstliche Intelligenz programmieren, die mit Hilfe ihres Wissens später einen „Apparatus“ zum töpfern anleiten könne, erklärt die Künstlerin.
Allerdings: Eine KI zu programmieren sei zeitlich so, als würde man ein Kind in die Welt setzen und erziehen, so Uli Aigner: „Ich hoffe, dass ich bis zu meinem 70. Lebensjahr so weit bin, dass ich einen halbwegs vernünftigen Teenager als KI entwickelt habe, mit dem Sie dann, wenn ich nicht mehr bin, weiter über Ihre Vorstellung, was ein schönes Gefäß ist, sprechen können – und sie das dann auch bekommen.“ Ab dem 6. Oktober ist das Kunstprojekt "One Million" nun erst einmal im Neuen Museum in Berlin zu sehen.