Subjektiv, skrupellos und sexuell aufgeladen
In ihrem neuen Comic erzählt Ulli Lust die Geschichte einer Dreiecksbeziehung. Es ist eine Erzählung der sexuellen Obsession, der Geschlechterkonflikte und der Selbstbefreiung – unser Literaturkritiker lobt die radikale Offenheit.
Das neue Buch von Ulli Lust ist extrem subjektiv, skrupellos und sexuell aufgeladen, so etwas gibt es kein zweites Mal in der deutschsprachigen Comicszene. "Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein" ist der zweite Band einer geplanten autobiographischen Trilogie der österreichischen Künstlerin, die seit über 20 Jahren in Berlin lebt. Der erste Band, "Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens", hat Ulli Lust 2009 mit einem Schlag bekannt gemacht, für das Buch hat sie in Frankreich und den USA hoch angesehene Comicpreise bekommen, es wurde inzwischen in neun Sprachen übersetzt.
In ihrem neuen Buch erzählt Ulli Lust von ihrem Leben als Mittzwanzigerin. Sie hat früh ein Kind bekommen, das bei ihren Eltern auf dem Land aufwächst, sie selbst versucht in Wien an einer Kunsthochschule angenommen zu werden. Das wichtigste Thema des Buches ist aber ihr geteiltes Liebesleben. Einerseits ist sie mit dem älteren Schauspieler Georg zusammen, in einer innigen seelischen Gemeinschaft, die immer mehr zur platonischen wird. Sexuell läuft nicht mehr viel zwischen den beiden, umso mehr aber zwischen der Ulli genannten Hauptfigur und Kim, einem Nigerianer, der mit einer befristeten Aufenthaltsgenehmigung in Wien lebt.
In ihrem neuen Buch erzählt Ulli Lust von ihrem Leben als Mittzwanzigerin. Sie hat früh ein Kind bekommen, das bei ihren Eltern auf dem Land aufwächst, sie selbst versucht in Wien an einer Kunsthochschule angenommen zu werden. Das wichtigste Thema des Buches ist aber ihr geteiltes Liebesleben. Einerseits ist sie mit dem älteren Schauspieler Georg zusammen, in einer innigen seelischen Gemeinschaft, die immer mehr zur platonischen wird. Sexuell läuft nicht mehr viel zwischen den beiden, umso mehr aber zwischen der Ulli genannten Hauptfigur und Kim, einem Nigerianer, der mit einer befristeten Aufenthaltsgenehmigung in Wien lebt.
Von heftigen sexuellen Wünschen umgetrieben
Die junge Frau wird von heftigen sexuellen Wünschen umgetrieben, sie verflucht zwar ihre "Scheiß Libido!", turnt aber in ihren Träumen auf gigantischen Penissen herum. Als sie mit Kim zusammenkommt, verwandelt sich der bis dahin eher nüchterne Comicstil des Buches ins Ekstatische. Seitenlang fliegen die beiden nackten Körper umeinander und ineinander, jedes Detail wird in schönster Selbstverständlichkeit gezeigt. Das wäre Comic-Pornographie, wenn der tolle Sex nicht so sehr zu ihrer Geschichte gehören würde.
Die Körper der beiden verstehen sich blendend, Kim hat aber erhebliche Probleme mit der Dreierbeziehung, in die er da geraten ist, denn Ulli will auch weiter mit dem höchst toleranten Georg zusammen sein. "Ihr Weißen seid verrückt" ist einer von Kims Kommentaren zu dieser Situation. Sein Unverständnis schlägt schließlich in Gewalt um, in einem Anfall rasender Wut erwürgt er Ulli fast. Die Autorin hat dazu in einem Interview gesagt: "Es gibt auch österreichische Männer, die ihre Frauen schlagen. Ich dachte, ich würde rassistisch handeln, wenn ich das weglasse, dass er gewalttätig wurde, nur weil er ein Schwarzer ist. Ich muss es auch erzählen dürfen."
Ulli Lust ist radikal offen in dieser autobiographischen Erzählung, trotz all der schwierigen Themen, die in dem Buch stecken. Dazu gehört auch das von Schuldgefühlen belastete Verhältnis zu ihrem fünfjährigen Sohn, den sie nur gelegentlich an den Wochenenden sieht. Die extreme Offenheit macht das Buch zu einer sehr intensiven Leseerfahrung, in einem interessanten Kontrast zu Ulli Lusts unprätentiösen Bleistiftzeichnungen.
Die Körper der beiden verstehen sich blendend, Kim hat aber erhebliche Probleme mit der Dreierbeziehung, in die er da geraten ist, denn Ulli will auch weiter mit dem höchst toleranten Georg zusammen sein. "Ihr Weißen seid verrückt" ist einer von Kims Kommentaren zu dieser Situation. Sein Unverständnis schlägt schließlich in Gewalt um, in einem Anfall rasender Wut erwürgt er Ulli fast. Die Autorin hat dazu in einem Interview gesagt: "Es gibt auch österreichische Männer, die ihre Frauen schlagen. Ich dachte, ich würde rassistisch handeln, wenn ich das weglasse, dass er gewalttätig wurde, nur weil er ein Schwarzer ist. Ich muss es auch erzählen dürfen."
Ulli Lust ist radikal offen in dieser autobiographischen Erzählung, trotz all der schwierigen Themen, die in dem Buch stecken. Dazu gehört auch das von Schuldgefühlen belastete Verhältnis zu ihrem fünfjährigen Sohn, den sie nur gelegentlich an den Wochenenden sieht. Die extreme Offenheit macht das Buch zu einer sehr intensiven Leseerfahrung, in einem interessanten Kontrast zu Ulli Lusts unprätentiösen Bleistiftzeichnungen.