Ulrich Khuon zu Horst Seehofers Bundestagsrede

"Eine Form von Kasperletheater"

Horst Seehofer (CSU), Bundesminister für Inneres, Heimat und Bau, spricht im Deutschen Bundestag zu den Abgeordneten.
Horst Seehofer (CSU), Bundesminister für Inneres, Heimat und Bau, spricht im Deutschen Bundestag zu den Abgeordneten. © picture alliance/dpa/K. Nietfeld
Moderation: Mirjam Kid |
Wie bewertet ein Theaterprofi die jüngsten Auftritte von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU)? Für Ulrich Khuon, den Intendanten des Deutschen Theaters, folgen sie dem Prinzip "Kasperletheater": Mit dem Hammer kommt der Seppl und haut dem Kasper auf den Kopf.
Mit Spannung war sie erwartet worden: Horst Seehofers Premiere als Bundesinnenminister vor dem Parlament. Auch weil der CSU-Politiker in der vergangenen Woche mit dem Satz "Der Islam gehört nicht zu Deutschland" eine völlig überflüssige Diskussion "aufgeputscht und verschärft" habe, sagt Ulrich Khuon im Deutschlandfunk Kultur.

"Seehofer und Spahn wissen, welchen Knopf man drücken muss"

Für den Intendanten des Deutschen Theaters Berlin gehört Seehofers Vorstoß - in Theaterkategorien betrachtet - in den Bereich "Kasperletheater", ähnlich wie die Äußerungen von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu Hartz IV:
"Die wissen genau, auf welchen Knopf, Schmerzpunkt man drücken muss, und das ist eigentlich eine Form von Volkstheater und von Kasperletheater, wo der Seppl um die Ecke rumkommt und irgendwie einen Hammer in der Hand hat und dem Kasper auf den Kopf haut. Und alle sehen es und sagen: Ja, wie reagiert der jetzt?"
Hier werde kein Gespräch eingefordert, sondern es gehe um ein Signal wie: "Ich habe Kraft", so der Theatermacher. "Und das ist, finde ich, das Problem. Eine Kontroverse kann scharf und deutlich sein, das erleben wir dauernd im Theater, aber sie müsste trotzdem eine gewisse Komplexität haben, und sie darf nicht am Thema vorbei gehen." Kritisch bewertet Khuon auch Seehofers heutigen "staatsmännischen" Auftritt im Bundestag, bei dem dieser "null Toleranz" im Kampf gegen Extremismus und Kriminalität gefordert hatte.
Ulrich Khuon, Intendant am Deutschen Theater
Ulrich Khuon, Intendant am Deutschen Theater© dpa / picture alliance / Bernd von Jutrczenka
Geradezu nach Selbstironie klingt es für ihn, dass Seehofer in seiner Rede die "Spaltung und Polarisierung" der Gesellschaft beklagt, die er vorher selber betrieben habe. Aber es sei natürlich keine Ironie: "Sondern es ist eine Strategie, die die Nadelstiche an bestimmten Ecken setzt, ganz funktional - und dann wieder der Staatsmann wird."
(uko)

Die gesamte Sendung "Studio 9 - Der Tag mit Ulrich Khuon" können Sie hier nachhören: Audio Player

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