Ulrich Tukur: "Der Ursprung der Welt"
S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2019
304 Seiten, 22 Euro
Mit schwarzer Romantik ins Jahr 2033
08:26 Minuten
Der Schauspieler Ulrich Tukur liebt die fantastische Literatur: Zu spüren ist das in seinem Roman "Der Ursprung der Welt". Zudem entwickelt er eine dystopische Situation für Europa in naher Zukunft. Dagegen helfen Stil und Eleganz, findet Tukur.
Ulrich Tukur erschien im venezianischen Look auf der Frankfurter Buchmesse, dem "literarischen Taubenschlag", wie der Schauspieler und Autor sagte. Schwarzer Anzug, schwarz-weißes Leibchen und ein weinrotes, elegantes Tuch "aus reiner Wolle", betonte Tukur, "das aus den 30er-Jahren stammt". Das sei sein Stil, er laufe auch zu Hause so herum und gehe auch mit diesem Anzug ins Bett.
Der Zerfall in naher Zukunft
Dahinter steckt eine veritable Lebensphilosophie: "Ich glaube, dass man einer Welt, die sich überstürzt verändert und nicht schöner wird, wo alles der Auflösung entgegenstrebt, mit Stil und mit einer gewissen Eleganz entgegentreten sollte."
Der Roman "Der Ursprung der Welt", den Ulrich Tukur auf der Buchmesse vorstellt, spielt teilweise im Jahr 2033. In dieser nahen Zukunft sieht die Welt tatsächlich alles andere als schön aus: Europa ist im Zerfall begriffen, russische Soldaten stehen im Baltikum, der türkische Ministerpräsident wird ermordet, in Frankreich kommt eine nationalistische Koalition an die Macht.
"Es könnte in diese Richtung laufen, wenn man durchdekliniert, was derzeit passiert", sagt Tukur, "aber man hofft natürlich insgeheim, dass eine solche Dystopie nicht so eintritt, wie man es beschreibt."
Ein Fotoalbum als Ausgangspunkt
Inspiriert wurde das Buch von einem Fotoalbum aus den 20er-Jahren, das Tukur bei Dreharbeiten in Frankreich geschenkt bekam - "dutzendfach war ein junger, sehr elegant gekleideter, gut aussehender Mann abgebildet in allen möglichen Situationen. Dann dachte ich mir, es wäre doch reizvoll, einmal eine Geschichte zu schreiben über jemanden, von dem du nur das Äußere kennst, aber überhaupt keine Ahnung hast, wer das war, welche Rolle er spielte auf dieser Erde."
Ähnlich wie sein Protagonist in dem neuen Roman war Ulrich Tukur als junger Mann ein Träumer. "Ich bin in einer Familie groß geworden, an die ich schwer andocken konnte: schwäbisch, rechtschaffen, sehr bürgerlich, ein bisschen spießig", erzählt Tukur. "Ich habe mich mit den Büchern meiner Eltern und meiner Großeltern weggeträumt. Ich bin ein großer Bewunderer der fantastischen, der schwarzromantischen Literatur, E.T.A. Hoffmann, Edgar Allan Poe. Das schlägt sich auch in diesem Roman nieder. Eigentlich ist das eher ein Buch aus dem 19. Jahrhundert."
(cre)